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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber
Autoren: F Goldammer
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und zerschlagen, doch
es war wichtig, gerade jetzt weitere Fakten zu recherchieren. Tauner beschloss,
nicht weiter auf den Tod des anderen Mannes einzugehen.
    »Herr Ehlig, können Sie mir …«
    »Holger war mein Freund, wissen
Sie?«
    Tauner kniff die Lippen zusammen
und lehnte sich zurück. Er schloss eine Sekunde lang die Augen und hoffte, Ehlig
würde das nicht sehen.
    »Kannten Sie ihn schon lang?«, fragte
Uhlmann und Tauner wollte ihn dafür würgen. Er brauchte jetzt kein Psychogeschwafel.
Irgendwo rannte gerade jemand davon und gewann mit jeder Sekunde mehr Vorsprung.
    »Seit vierzig Jahren«, keuchte Ehlig
und bedeckte seine Augen mit der Hand. »Er war mein engster Vertrauter. Ich kenne
seine Frau und ich bin der Patenonkel seiner Kinder.« Ehlig nahm die Hand vom Gesicht
und versuchte sich zu fassen. Er hatte nicht geweint, eher sah es aus, als hätte
er in diesem Augenblick festgestellt, dass er sich nun auch noch darum kümmern müsste,
Jansens Frau zu trösten. Als ob er nicht schon genug zu tun hatte.
    Tauner wandte seinen Blick ab, ehe
ihm Ehlig unsympathischer wurde, als er es sowieso schon war, und betrachtete stattdessen
Uhlmann. Und als es den Anschein hatte, er wolle Ehlig tröstend auf das Knie klopfen,
schritt er eilig ein. »Können Sie mir beschreiben …«
    Ehlig schlug auf die Pritsche, auf
der er saß. »Und das nur, weil ich darauf bestanden habe zu fahren!«
    »Haben Sie das?«, fragte Tauner
und versuchte, seinen Zorn zu mäßigen.
    »Holger war müde, er war nicht darauf
vorbereitet, heute bis Dresden zu fahren, ihm ging es nicht sehr gut. Scheiße, hätten
wir doch bis morgen früh gewartet.«
    »Warum sind Sie dann heute aufgebrochen?«
    »Ich hatte Angst, dass es zu knapp
wird, weil die Presse­konferenz vorverlegt wurde. Morgen wird die Autobahn voll
sein, ich hasse es, zu spät zu kommen.«
    Tauner verkniff
sich eine garstige Bemerkung über seiner Meinung nach ungerechtfertigte Polizeieskorten,
die schon des Öfteren vom DFB in Anspruch genommen worden waren. Und außerdem: Was
war schon ein Presse­termin. Zurzeit kroch die Presse Ehlig in den Hintern. Die
hätten Stunden gewartet, bis er gekommen wäre, und ihm trotzdem verziehen. Stattdessen
versuchte er sich zu konzentrieren. »Also gut. Jetzt von vorn. Soweit ich mich erinnere,
ist Holger Jansen nicht nur Ihr Freund, sondern hauptsächlich Ihr Assistent, Ihr
Fahrer vor allem.«
    Ehlig nickte. »Gewesen«, verbesserte
er Tauner. Seine Augen zuckten hin zu Uhlmann und wieder zurück zu Tauner.
    Darüber mussten sie noch reden,
dachte Tauner. »Warum also sind Sie gefahren?«
    »Holger war müde, ich habe ihn überrascht
damit, dass ich heute noch nach Dresden fahren wollte. Er tankte noch mal und fuhr
los, auf der Autobahn aber kam er mir so müde vor, dass ich ihn zum Fahrertausch
genötigt habe. Ich glaube, der wäre wirklich eingeschlafen. Als er auf dem Beifahrersitz
saß, ist er gleich eingenickt.«
    Tauner ließ Luft entweichen und
leckte sich über die Zähne, sie fühlten sich stumpf an. Ehlig hätte gar nicht fahren
dürfen, dachte er, weil ihm vor einigen Monaten wegen Trunkenheit am Steuer der
Führerschein entzogen worden war, und Uhlmann schien dasselbe zu denken, denn seine
buschigen Augenbrauenraupen schnupperten Morgenluft. »Kennen Sie sich aus in Dresden?«,
fragte er Ehlig.
    »Ich habe ein Navi.«
    »Und Sie wollten wo hin? Nicht ins
Stadtzentrum?«
    »In ein Hotel, warten Sie. Weißer
Hirsch heißt es. Das Navi sagte, ich müsste hier lang fahren.«
    Uhlmann wollte mitreden. »Das Hotel
heißt Weißer Hof und befindet sich auf dem Weißen Hirsch. Teure Wohngegend. Wie
kommen Sie darauf?«
    »Ich war schon mal in Dresden, vor
zwei Jahren oder so, ein Benefizspiel. Da hat mich einer herumgefahren und ich habe
das Hotel gesehen. Gefällt mir besser als die Nobelabsteigen bei Ihnen.«
    Bei Ihnen, wiederholte Tauner in
Gedanken, als ob ich was dafür kann, und schüttelte noch in Gedanken den Kopf. »Sie
sind also von der Autobahn gekommen, haben sich laut Navigationsgerät links gehalten
und sind dann links abgebogen auf die Stauffenbergallee.«
    »Und ich dachte noch: Was für eine
scheißdunkle Straße! Kopfsteinpflaster und Schlaglöcher, dass es so was noch gibt,
bei so viel Solidaritätsbeitrag, wie wir euch gezahlt haben.« Ehlig schmunzelte,
und Tauner wunderte sich nicht darüber. Er tippte sich an den linken Nasenflügel
und hoffte Uhlmann würde das sehen.
    »Wie schnell waren Sie?«
    Ehlig winkte
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