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Abstauber

Abstauber

Titel: Abstauber
Autoren: F Goldammer
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ich da eine leise Kritik?«,
fragte Tauner.
    Uhlmann gestikulierte, als läge
es auf der Hand. »Weiß nicht, warum der den Spechtler so kurz vor der EM aus dem
Kader werfen musste. Der ist der beste Torwart. Röhmer ist auch nicht schlecht,
hat aber null Erfahrung!«
    »Soweit ich es mitbekommen habe,
hat er aber mit seiner Kurzentschlossenheit die EM-Quali gesichert. Er selbst ist
ja auch kurzfristig berufen worden.«
    »Das müssen wir hier nicht erörtern«,
würgte Uhlmann ab, der ja auch nicht gern belehrt werden wollte.
    Tauner wusste das richtig zu deuten
und kam auf das Wesentliche zurück. »Glaubst du, es war ein Anschlag auf den Trainer?«
    »Eindeutig. Der Attentäter hat wahrscheinlich
vermutet, dass Ehlig Beifahrer ist. Dass der Trainer selbst fährt, ist ungewöhnlich,
vor allem weil er einen Fahrer hatte.«
    »Der Tote?«
    »Ebendieser.«
    »Der nun identifiziert ist?«
    »Als Holger Jansen, enger Vertrauter
von Ehlig, kennen sich seit zwanzig Jahren oder vierzig oder so.«
    Tauner atmete durch und hätte sich
den Rest vom Wasser am liebsten über den Kopf gekippt. »Also gut. Du weißt, was
hier gleich abgeht?«
    Uhlmann verzog
den Mund, was Ja bedeuten musste.
    »Hast du noch ein paar famose letzte
Worte?« Tauner grinste schief.
    Uhlmann deutete nach hinten, wo
zwanzig Meter weit weg von ihnen hinter den provisorischen Absperrungen der erste
Übertragungswagen von RTL eingetroffen war. »Da sind sie schon.«
    Tauner sah schnell wieder weg. »Wer
könnte Interesse daran haben, den Bundestrainer umzubringen?«
    »Eine Menge Leute!«
    »Ach ja?«
    »Sein Konkurrent zum Beispiel.«
    »Heiligmann.«
    Uhlmann sah Tauner anerkennend an.
»Dafür, dass es dich nicht interessiert, bist du gut informiert!«
    Tauner wollte dieses Lob nicht,
denn es stank nach Hohn. »Was bleibt einem anderes übrig, wenn man wochenlang in
der Presse nichts anderes liest. Du meinst also, dieser Heiligmann kommt nach Dresden
und schießt den Trainer über den Haufen, damit er vielleicht doch den Posten kriegt?«
    »Er hat Insiderwissen, kann zum
Beispiel irgendwo erfahren haben, wann Ehlig nach Dresden kommt.«
    »Das heißt nichts.«
    »Außerdem ist er in Dresden.«
    »Ist nicht wahr!« Jetzt staunte
Tauner echt.
    »Ist es doch. Ist Gastkommentator
beim ZDF.«
    »Gut, Nummer eins! Nummer zwei würde
ich sagen: Spechtler, der geschasste Torwart.«
    »Richtig!«
    »Das sollte ein Witz sein.«
    »Spechtler ist in Dresden«, gab
Uhlmann zurück.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«
    »Ich habe ihn sogar selbst gesehen,
als ich gestern zum Präsidium kam, ging er dort spazieren mit seiner Frau. Wollte
wohl auf die Brühlsche Terrasse.«
    »Was macht der hier?«
    »Hat gesagt, dass er trotzdem bei
jedem Spiel dabei sein will. Um der Mannschaft moralisch den Rücken zu stärken.
Außerdem sollte er auf einer Bühne auftreten, Spielanalyse.«
    »Mensch!« Tauner schüttelte den
Kopf. »Und wer noch so? Die Frau vielleicht? Irgendwelche Buchmacher, die Angst
um ihre Quoten haben?«
    Uhlmann sah sich um, ob noch jemand
anderes zuhörte. Dann beugte er sich ein wenig zu Tauner herüber. »Zehntausend Slowaken!«
    »Bist du blöd?«
    »Wir spielen gegen die Slowakei,
in der Stadt sind zirka zehntausend Slowaken, siebentausend haben eine Eintrittskarte.
Die sind stinksauer auf uns, weil nämlich der Ehlig etwas nicht sehr Nettes gesagt
hat über sie, dass das Ergebnis zweistellig sein müsste, nachdem, was die Slowakei
in der Quali abgeliefert hat. Er hat’s noch anders ausgedrückt. Es gibt bestimmt
ein paar Fanatiker, die sich irgendwie rächen wollen.«
    »Tust du mir bitte den Gefallen
und sagst das niemandem.«
    Uhlmann machte eine abfällige Handbewegung.
Bin ja nicht blöd, konnte das bedeuten. »Wir haben erste Zeugenaussagen, dass hier
vor einer halben Stunde eine Gruppe slowakischer Fans durchgezogen ist.«
    »Warum hier, so weit ab vom Schuss?«
    »Weiter hinten gibt’s ein Hotel
bei der Hechtstraße, dort wohnen die wohl.«
    »Ja, und da kommt ihnen ein silberner
Mercedes entgegen, die erkennen den Bundestrainer, zücken die Knarre und erschießen
den Beifahrer.«
    »Vielleicht hat einer von denen
das Auto erkannt.«
    »Ach was. Vergiss den Mist mit den
Slowaken. Haben wir denn gar keinen Anhaltspunkt?« Mäßig interessiert sah Tauner
sich das Auto an, er erwartete sowieso nichts Aufklärendes daran zu erkennen.
    »Der Mörder muss ein guter Schütze
sein. Er hat das fahrende Auto sechs Mal an fast der gleichen Stelle
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