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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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sie von einem Boten aus dem
    Aphrodisiahaus geweckt, der einen nach Chypre duftenden
    Brief von Myrthis überbrachte, in dem sie Lalo bat, zu ihr zu kommen.
    »Eine Vier und eine Drei!« rief Ricio, als die Würfel über den Holzboden sprangen. »Ich wette um meine neue Satteldecke, daß du das nicht überbieten kannst, Ottar!«
    Wedemir sah von seinen Büchern auf, als die Stimmen anschwollen. Das Würfelspiel war den Soldaten nicht verboten, solange es dabei friedlich zuging, aber einen Augenblick lang war der Ton des jungen Mannes beunruhigend scharf gewesen. Er wußte längst, daß Ricio keinen Wein vertrug, aber alles, was sie hier hatten, war dünnes Bier.
    Der andere Mann murmelte zustimmend. Wieder wurde der Würfelbecher geschüttelt, er hörte den Ausruf der Umstehenden, als die Würfel fielen.
    »Diesmal hat's dich erwischt, Ricio.«, sagte einer. »Hör lieber auf für heute. Ich weiß, daß du deinen ganzen Sold verspielt hast, und es ist gegen die Regeln, die Ausrüstung zu setzen!«
    »Ich bin noch nicht fertig!« sagte Ricio scharf. »Ist das klar!« Schrill lachend hielt er eine schimmernde Silberkugel hoch. »Liebesbeweis einer hübschen Dame. Ottar! Ich setze das gegen alles, was du gewonnen hast, und deinen ausstehenden Sold!«
    »Gib es auf, Ricio!« riefen seine Freunde. »Deine Glücksträhne ist vorbei. Was soll denn Joia denken, wenn du das auch noch verlierst?«
    Er fuhr so heftig herum, daß das Getränk aus seinem Humpen über seine Freunde spritzte. »Seid still! Laßt ihren Namen aus dem Spiel!« Er wandte sich wieder Ottar zu, der ihn nachdenklich musterte. »Bist zu feige, es noch mal zu wagen? Hast du Angst, daß sich das Glück wendet?« Ottar zuckte fatalistisch mit den Schultern. Ricio lachte, schüttelte die Würfel und warf. »Fünf und fünf!« stieß er hervor und klatschte seinem Gegner den Becher auf die Hand.
    »He!« rief einer der anderen aus und leckte sich seine nasse Hand. »Er hat Branntwein da drin!«
    Als Wedemir aufstand, hörte er das Klicken der Würfel über den Boden.
    »Sechs und sechs«, sagte Ottar und griff nach der Silberkugel.
    »Nein!« kreischte Ricio. »Du Barbarenschwein!« Wedemir ging noch einen Schritt auf ihn zu, dann veränderte sich alles. Überall im Raum waren Nordmänner mit hellem Haar, die mit blutgetränkten Messern herumfuchtelten. Wedemir roch Rauch. Er wollte sich umdrehen, da sah er Ricios Messer aufblitzen. Instinktiv sauste seine Faust vor und traf den Jungen am Kinn.
    Plötzlich war alles still. Wedemir blinzelte und rieb sich die Faust, er starrte auf die Männer, die ihn ebenso erstaunt ansahen. Wohin waren die Barbaren verschwunden? Keiner machte ein Geräusch außer Ricio, der stöhnte, als ihm die Silberkugel aus der Hand rollte und Ottar sie vom Boden aufhob.
    Einer der anderen roch an Ricios Humpen. »Nun«, meinte er bedauernd, »jetzt ist jedenfalls nur Bier drin.«
    »Lalo, mein Lieber, du verstehst doch gewiß auch, daß all dem ein Ende gemacht werden muß!« Myrtis goß aromatischen Gewürztee in eine Tasse und reichte sie ihm. »Die schlimmsten Alpträume scheinen vorüber zu sein, aber die Mädchen werden von Erinnerungen geplagt. Das ist schlecht fürs Geschäft.«
    Lalo verlagerte unbehaglich sein Gewicht auf dem prallen Kissen, weil er fürchtete, abzurutschen und den Tee über den elfenbeinfarbenen Seidenbrokat zu schütten. Er wand sich ein wenig unter Myrtis' selbstverständlichem Vertrauen in seine Fähigkeiten. Und auch Darios saß mit aufreizend erwartungsvollem Ausdruck hinter ihm.
    »Meine Bilder werden anders sein, als die Mädchen erwarten, weißt du.«
    »Ich habe ihnen gesagt, es sei als Werbung gedacht«, warf Myrtis ein. »Sie werden nacheinander einzeln hierherkommen, und du wirst sie malen. Wenn mir die Ergebnisse nicht gefallen, muß ich sie ja nicht verwenden, verstehst du?«
    Lalo stellte die Teetasse ab und nahm sein Zeichenpapier zur Hand. Myrtis läutete ihre kleine Glocke.
    Im Aphrodisiahaus wurden nur die allerschönsten Mädchen aufgenommen. Ein Blick auf Darios' gerötetes Gesicht verriet Lalo, wie es war, sie einfach mit den Augen eines Mannes zu betrachten. Es war nicht weiter verwunderlich, daß sich Darios mit seinem Exorzismus hartgetan hatte. Der Maler jedoch sah sie mit anderen Augen. Als er mit der Arbeit begann, fiel die äußere Wahrnehmung ab.
    Nicht viele besaßen eine so wundervolle Seele wie Valira, aber in einigen fand er tiefen Glauben und Stärke, die so manchen Kunden
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