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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt
Autoren: Robert Asprin
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fleckigen Schatten der Markise war es noch recht angenehm. Er malte rasch.
    »Ihr seid nicht dumm, und ich weiß auch, daß es Euch nicht an Vorstellungskraft mangelt«, sagte Molin Fackelhalter unvermittelt. »Es ist mir unverständlich, wie Ihr so ruhig bleiben könnt.«
    Vom Pinsel spritzte Farbe über eine weiße Stelle, und Lalo griff nach einem Lappen. Er wischte die Farbspritzer weg, dann wandte er sich um und starrte seinen Arbeitgeber an, und es amüsierte ihn, als er erkannte, daß Fackelhalter seine Ungeschicktheit gar nicht bemerkt hatte.
    »Andere ermüden mich mit ihren Bitten um Ämter und Würden oder ihren Anschuldigungen gegen jene, denen ich solche gewährt habe. Andere erschöpfen sich darin, einander der ausgefallensten Formen von Verrat zu beschuldigen. Aber Ihr nicht, Lalo - warum?«
    Lalo wusch den Pinsel aus und überdachte die Frage. »Vielleicht wünsche ich mir andere Dinge?«
    »Ah.« Der Priester nickte. Er sah aus, als hätte er nicht gut geschlafen. »Und welches sind Eure Ambitionen, Meister Maler?«
    »Meine Familie zu ernähren - die Wahrheit zu malen - am Leben zu bleiben.«, sagte Lalo bedächtig. »Das schien mir Ambition genug in den vergangenen Jahren.«
    Molin Fackelhalter quittierte das mit einem kurzen Auflachen.
    »Ich beneide dich. Der Palast war ein Tollhaus heute morgen. Zwei Leute kamen, um mir zu berichten, die Arbeiter seien bestochen worden, für Schwachstellen in meinen Mauern zu sorgen. Einer meinte, es wären Handlanger des alten Kaisers. Der andere war sich sicher, der neue Kaiser stecke dahinter und bereite einen Angriff auf Freistatt vor. Bei Vashankas Stab! Sollte Theron hier und jetzt auftauchen, übergäbe ich ihm die Schlüssel höchstpersönlich!«
    Lalo unterdrückte ein Lächeln. Im Aphrodisiahaus hatten sie Dämonenliebhaber und im Palast konsequenterweise Alpträume über Intrigen.
    »Jemand sagte, der Prinz sei vergiftet worden, und gerade als ich ihm entwischte, kam einer der Astrologen gelaufen und erzählte, daß eine der Machtkugeln der Nisibisi gefunden worden war! Es steckt natürlich nichts dahinter. Ich habe mich vergewissert. Aber es ist Anlaß genug, mich zu erinnern, daß einst am Leben zu bleiben auch für mich fast Ambition genug gewesen war!«
    Lalos Pinsel fiel auf den Boden.
    Ich bin ruhig, redete er sich ein. Ich bin ruhig. Fackelhalter hat es gerade gesagt. Aber die Worte des Priesters riefen ihm in unangenehmer Weise ins Gedächtnis zurück, was Gilla gesagt hatte.
    Er richtete sich langsam auf und stellte fest, daß der Priester ihn anstarrte.
    »Jetzt frage ich mich, warum beunruhigt Euch diese Nachricht?«
    »Niemand möchte, daß diese Tage wiederkehren.« Lalo tauchte den Pinsel in die Farbe und malte sorgfältig den Rand. »Einige Mädchen aus dem Aphrodisiahaus hatten schlechte Träume. Ich malte sie und änderte die Bilder ein wenig, und die Plage scheint vorüber. Ich bin jedoch sicher, daß hier kein Zusammenhang besteht.«
    »Natürlich nicht.« Molin Fackelhalter stand auf und sah über Lalos Schulter. »Aber Euch ist es nicht schlecht ergangen, Meister Maler. Ihr habt eine Menge gelernt in diesen Tagen. Ihr wollt die Wahrheit malen, sagt Ihr. Wir wissen beide, daß Ihr das schon könnt. Ich frage mich, wann Ihr etwas zu tun gedenkt mit dieser Macht.«
    Und mit diesem Seitenhieb zog er sich zurück und verließ Lalo, der mit leerem Blick auf die Wand starrte.
    Der Tote stellt sich auf die Füße und grinst, seine Haut hat noch die Farbe eines Fischbauchs vom Gift der Beynit in seinen Adern.
    »Du hast mich betrogen!« Die Beysa weicht einen Schritt zurück, sie spürt den muskulösen Druck ihrer Schlange an ihrem Oberarm, als deren Kopf vorstößt, um ihre Herrin zu verteidigen. »Ich habe dich getötet!«
    »Ja - ja.« Der Untote grinst. »Und wie viele andere zuvor? Ihr hast deine eigenen Leute gemordet, Beysa! Ihr Blut schreit nach Rache!«
    »Aber es war meine Pflicht!« Vage erinnert sie sich, daß sie dies schon einmal erlebt hat. Sie muß sich dagegen wehren, aber nie zuvor war es so wirklich gewesen! »Ausgerechnet du hast mich betrogen... Ich gab mich dir hin, Tovek - du warst ein Burek!«
    »Das Morden nahm kein Ende.« Er kommt auf sie zu mit ausgestreckten Armen, und die Beynit zischt gereizt.
    »Ich habe es beendet«, ruft sie aus. »Das Haus Burek floh aus dem Reich. Warum suchst du mich heim? Wir leben jetzt in einem anderen Land!«
    »Beysa, du wirst alle vernichten, die dich lieben. Du kannst der
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