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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger
Autoren: Seth Grahame-Smith
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einem Blödling, voller Klang und Wut,
    Das nichts bedeutet. 62
    62 Aus Shakespeares Macbeth, fünfter Aufzug, fünfte Szene.
    Als er dreizehn Jahre alt war, hatte sich der kleine Johnny Booth von einer alten Zigeunerin aus der Hand lesen lassen. Er war von jeher vom Schicksal besessen gewesen, insbesondere von seinem eigenen – größtenteils aufgrund einer Geschichte, die ihm seine exzentrische Mutter oft erzählt hatte. »In der Nacht, in der du geboren wurdest«, hatte sie gesagt, »bat ich Gott um ein Zeichen dafür, was meinen neugeborenen Sohn erwarten würde. Und Gott war so gütig, zu antworten.« Ihr ganzes Leben lang schwor Mary Ann Booth, dass daraufhin plötzlich Funken aus dem Kamin gesprungen seien und das Wort »Land« gebildet hätten. Johnny hatte unzählige Stunden damit verbracht, über die Bedeutung dieser Botschaft nachzugrübeln. Er wusste, dass ihm etwas Außergewöhnliches bevorstand. Er konnte es spüren.
    »Oh … eine schlechte Hand«, hatte die Zigeunerin sofort gesagt und war etwas vor ihm zurückgewichen. »Kummer und Sorgen … Kummer und Sorgen, wohin ich auch schaue.« Booth war gekommen, um einen Blick auf seine glorreiche Zukunft zu erhaschen. Was er bekam, war die Prophezeiung von Unheil. »Du wirst jung sterben«, sagte die Zigeunerin, »aber vorher wirst du noch eine große Feindesschar um dich versammeln.« Booth protestierte. Sie irre sich! Sie müsse sich irren! Doch die Zigeunerin schüttelte den Kopf. Nichts könne all dies verhindern …
    Mit John Wilkes Booth würde es »ein schlimmes Ende« nehmen.
    Sieben Jahre später erfüllte sich der erste Teil ihrer düsteren Prophezeiung.
    _
    Von den sechs jungen Frauen, die Booth mit in seine Pension in Richmond nahm, blieb nur eine bis zum nächsten Morgen. Die anderen hatte er noch vor Sonnenaufgang aus der Tür gejagt, mit zerzaustem Haar und zerknüllten Kleidern im Arm. Nachdem der Whiskeynebel sich gelichtet hatte, stellte er fest, dass sie nicht anders waren als all die dummen, geschwätzigen, prinzipienlosen Mädchen, die ihm an jedem Bühneneingang des Landes auflauerten. Er hatte keine Verwendung für sie, jenseits dessen, was bereits passiert war.
    Das Mädchen jedoch, das noch in seinem Bett lag, war etwas völlig anderes. Sie war eine kleine, dunkelhaarige Schönheit mit Elfenbeinteint von etwa zwanzig Jahren, hatte aber das Auftreten einer weitaus erfahreneren Frau. Sie hatte etwas Berechnendes an sich, und obwohl sie kaum einen Ton sagte, zeugten ihre Worte, wenn sie sprach, von Humor und Weisheit. Sie liebten sich stundenlang. Keine Frau – weder Mary Surratt noch eine seiner zahllosen Eroberungen – hatte jemals solche Empfindungen in ihm geweckt. Er fühlte sich zu ihr hingezogen, wie es sonst nur das Theater vermochte.
    Alle Frauen vor ihr waren nichts als ein unerfülltes Versprechen.
    Während der Ruhepausen füllte Booth das Schweigen mit Geschichten aus seiner Kindheit: das Wort »Land« aus den Flammen … die Zigeunerin … das unausweichliche Gefühl, dass er zu etwas Bedeutsamem bestimmt war – für etwas, das mehr war, als Geld oder Ruhm ihm zu geben vermochten. Das Mädchen mit der Elfenbeinhaut legte die Lippen an sein Ohr und erzählte ihm von einem Weg, wie er zu dieser Bedeutung gelangen konnte. Vielleicht glaubte er ihr, vielleicht fügte er sich seiner jungen Geliebten bloß – aber irgendwann in der zweiten Nacht trank er freiwillig ihr Blut.
    Die nächsten zwei Tage litt er die schlimmsten und letzten Qualen seines Lebens. Das Laken war durchnässt von seinem Schweiß; er durchlebte entsetzliche Visionen und wurde von solchen Krämpfen geschüttelt, dass sein Bett bebte.
    Drei Tage, nachdem man ihn zuletzt in der Öffentlichkeit gesehen hatte, erwachte Booth. Er erhob sich und stand inmitten des Zimmers – allein. Das Mädchen mit der Efenbeinhaut war fort. Er würde ihren Namen nie erfahren; sie niemals wiedersehen. Es kümmerte ihn nicht. Er hatte sich noch niemals so lebendig gefühlt wie in jenem Moment; nie mit solcher Klarheit gesehen oder gehört.
    Sie hat die Wahrheit gesprochen.
    Booth hatte von Kindesbeinen an nach Unsterblichkeit gelechzt. Nun hatte er sie. Er hatte immer gewusst, dass ihn ein besonderes Schicksal erwartete. Hier war es nun. Er würde der größte Schauspieler seiner Generation werden … jeder Generation. Sein Name würde berühmt sein, in einer Weise, von der Edwin und Junius nur träumen konnten. Er würde der Star auf den Theaterbühnen der ganzen Welt
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