Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
Vom Netzwerk:
ihrer früheren Taverne zu reiten und dem aktuellen Besitzer John Lloyd auszurichten, er möge die »Schießeisen bereithalten«. Booth hatte Wochen zuvor ein Waffenlager bei Lloyd eingerichtet, im Zuge der Vorbereitungen für einen letztlich missglückten Plan, Lincoln zu entführen und ihn gegen konföderierte Kriegsgefangene auszutauschen. Jetzt würde er dieselben Waffen für eine direktere Herangehensweise verwenden.
    Marys Liebe zu Booth sollte sich als ihr Untergang erweisen. Denn für die Überbringung seiner Nachricht musste sie drei Monate später hängen.
    Während Mary den verhängnisvollen Botengang erledigte, besuchte Booth kurz hintereinander Lewis Powell und George Atzerodt zu Hause. Beide waren bereits in das misslungene Entführungskomplott verwickelt gewesen, und beide waren nötig, um den kühnen Plan durchzuführen, der gerade in Booths Kopf Gestalt annahm. Atzerodt, ein älterer, ruppig wirkender deutscher Einwanderer, war ein alter Bekannter von Booth. Der knabenhaft schöne Powell dagegen war noch keine zweiundzwanzig Jahre alt, ein früherer Soldat aufseiten der Rebellen, Mitglied des Geheimdienstes der Konföderation und ein Freund der Surratts. Für sieben Uhr desselben Abends war ein Treffen vereinbart worden. Booth hatte den Grund dafür für sich behalten.
    Er hatte den Männern lediglich gesagt, sie sollten pünktlich sein und Mumm mitbringen.
    III
    Abe war glänzender Laune.
    »Den ganzen Morgen über drang Gelächter aus der Tür seines Arbeitszimmers«, schrieb Nicolay Jahre später. »Zuerst hielt ich den Klang für etwas anderes – so sehr war ich schon an die Trübsal des Präsidenten gewöhnt.« Schatzminister Hugh McCullough erinnerte sich: »Ich hatte Mr. Lincoln noch nie so fröhlich erlebt.« Das Wiedersehen mit seinen Jagdgenossen hatte Abe Auftrieb gegeben, ebenso wie die Telegramme, die beinahe stündlich aus dem Kriegsministerium eintrafen. Robert E. Lee hatte sich fünf Tage zuvor am Gericht von Appomattox in Virginia dem Oberbefehlshaber der Unionstruppen, Ulysses Grant, ergeben und brachte den Bürgerkrieg damit faktisch zum Abschluss. Jefferson Davis und seine Regierung waren auf der Flucht.
    Um Grant persönlich zu seinem glorreichen Sieg über Lee zu gratulieren, hatten die Lincolns ihn und seine Frau an diesem Abend ins Theater eingeladen. Im Ford’s Theater wurde eine neue Komödie gespielt, und ein paar Stunden unbekümmerte Heiterkeit waren genau das, was der Präsident und Mrs. Lincoln brauchten. Der General hatte jedoch höflich abgelehnt, da er und seine Frau Washington noch am selben Abend mit dem Zug verlassen wollten. Dies setzte eine Welle von Ersatzeinladungen in Gang, die aber alle aus diesem oder jenem Grund umgehend und höflich ausgeschlagen wurden. »Man könnte fast meinen, wir würden sie zu einer Hinrichtung einladen«, soll Mary an jenem Tage bemerkt haben. Abe kümmerte all das nicht. Keine Absagen – ob nun höflicher Art oder nicht – konnten ihm an diesem schönen Freitagnachmittag die Laune verderben.
    Ich fühle mich seltsam beschwingt. [Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Schuyler] Colfax suchte mich heute Morgen auf, um den Wiederaufbau zu besprechen. Nachdem er mich eine Viertelstunde lang beobachtet hatte, fragte er mich, ob ich meinen Kaffee heute durch einen Scotch ersetzt hätte – derart war meine Laune. Weder das Kabinett noch [Vizepräsident Andrew] Johnson waren mit ihren Bemühungen, meine Stimmung zu dämpfen, erfolgreich (obwohl sich beide mächtig darum bemühten). Dennoch wage ich nicht, diesem Glücksgefühl laut Ausdruck zu verleihen, denn Mary würde in derartiger Überheblichkeit sicher ein schlechtes Omen sehen. Es lag von jeher in ihrer Natur – wie auch in meiner – , solchen Momenten der Ruhe als Vorboten von ungeahntem Unheil zu misstrauen. Und doch blühen die Bäume heute so schön, und ich kann nicht umhin, es zu bemerken.
    Der Tagebucheintrag war auf den 14. April 1865 datiert. Es war der letzte, den Abe je schreiben würde.
    Am späten Nachmittag, nachdem die offiziellen Tagesgeschäfte erledigt waren, unternahm der Präsident eine Kutschfahrt mit seiner Frau. Auch wenn sie nicht so heiter war wie ihr Mann, so schien selbst Mary an diesem Tage bei ungewöhnlich guter Laune zu sein und hatte ihren Mann gefragt, ob er »eine kleine Runde« mit ihr fahren wolle. Als der Präsident hinaus auf den nördlichen Portikus trat, rief ein einarmiger Unionssoldat (der bereits den ganzen Tag auf eine solche

Weitere Kostenlose Bücher