Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger
Autoren: Seth Grahame-Smith
Vom Netzwerk:
seiner Sporen in der Flagge, die Edmund Spangler an diesem Tag gehisst hatte. Booth stürzte unglücklich auf die Bühne und brach sich dabei das Bein, das vom Knie abwärts auf groteske Weise verdreht war.
    Obwohl derartig verletzt, konnte sich der vollendete Schauspieler eine große Geste nicht verkneifen. Er rappelte sich auf, wandte sich ins Publikum, das bereits in Panik geriet, und rief »Sic semper Tyrannis!« Der Wahlspruch des Staates Virginia. So soll es immer den Tyrannen ergehen! Mit diesen Worten robbte John Wilkes Booth zum letzten Mal von der Bühne.
    Ebenso wie die flammende Rede, mit der er seine Komplizen überzeugt hatte, hatte er wohl auch diesen Moment vorab geprobt.
    VI
    Etwa zum selben Zeitpunkt stürzte Lewis Powell aus Minister Sewards Haustür und schrie: »Ich bin verrückt! Ich bin verrückt!« Auch wenn er es in diesem Moment noch nicht wusste, war seine Mission fehlgeschlagen.
    Herold, der nervöse Apotheker, hatte seinen Part erledigt. Er hatte Powell zu Sewards Haus geführt. Dann beobachtete er aus sicherer Entfernung, wie Powell kurz nach zehn Uhr an dessen Tür klopfte. Als der Butler ihm öffnete, sagte er seinen sorgfältig einstudierten Text auf: »Guten Abend. Ich bringe Medikamente für den Minister. Nur ich darf sie ihm verabreichen.«
    Bereits einige Minuten später befand er sich im ersten Stock, nur wenige Schritte vom Krankenbett seines Opfers entfernt. Doch bevor er allein in das Zimmer schlüpfen konnte, kam des Ministers Sohn Frederick hinzu.
    »Was führt Sie zu meinem Vater?«
    Powell wiederholte Wort für Wort seinen sorgfältig geübten Text. Aber der junge Seward war nicht so leicht zu überzeugen. Irgendetwas stimmte nicht. Er teilte Powell mit, sein Vater schlafe und er solle am nächsten Morgen wiederkommen.
    Lewis Powell hatte keine Wahl. Er zog seinen Revolver, richtete ihn auf Fredericks Kopf und drückte ab. Nichts. Die Waffe war nicht losgegangen.
    Ich bin verrückt! Ich bin verrückt!
    Es blieb keine Zeit. Powell schlug Frederick deshalb stattdessen mit der Waffe nieder. Blut strömte ihm aus Nase und Ohren. Dann stürmte Powell in das Zimmer der Zielperson, wo er einer kreischenden Fanny Seward, der Tochter des Ministers, gegenüberstand. Für den Moment ignorierte er sie einfach, zog sein Messer und stach dem alten Mann damit immer wieder in Gesicht und Hals, bis dieser zu Boden rollte – tot.
    So dachte Powell zumindest. Doch Seward trug wegen seines Kutschunfalls eine metallene Halskrause. Er erlitt zwar tiefe Schnittwunden im Gesicht, doch die Klinge hatte seine Halsschlagader verfehlt.
    Powell stach Fanny noch in Hände und Arme, als er an ihr vorbeidrängte und in den Flur hinausrannte. Auf der Treppe nach unten versuchten ihn ein weiterer Sohn des Ministers, Augustus, und ein Gast, Feldwebel Robinson, aufzuhalten. Auf beide wurde bei diesem Versuch eingestochen, genau wie auf Emerick Hansell, den Telegrammboten, der das Pech hatte, just in dem Augenblick vor der Tür zu stehen, als Powell hinausstürmte.
    Erstaunlicherweise starb keines der Opfer.
    Draußen war der nervöse Apotheker nirgends aufzufinden. Fanny Sewards Schreie hatten ihn in die Flucht geschlagen. Powell, der sich in der Gegend kaum auskannte, war nun auf sich allein gestellt. Er warf das blutverschmierte Messer in einen Rinnstein, band sein Pferd los und galoppierte davon in die Nacht.
    So katastrophal das Attentat auf Seward auch gewesen sein mochte, Powell konnte sich damit trösten, dass er sich weitaus tapferer geschlagen hatte als George Atzerodt. Der stets besorgte Deutsche hatte nämlich völlig die Nerven verloren. Er ließ sich in der Bar der Pension des Vizepräsidenten volllaufen und torkelte dann unverrichteter Dinge bis zum Sonnenaufgang durch die Straßen von Washington.
    VII
    Charles Leale, dreiundzwanzig, half seinen Kameraden, den Präsidenten auf ein Bett im Parterre der Pension Petersen zu legen, die sich direkt gegenüber vom Ford’s Theater befand. Sie mussten ihn schräg legen, denn er war zu groß, um gerade darin liegen zu können. Leale, ein Militärwundarzt, der sich unter den Zuschauern befunden hatte, war der Erste gewesen, der sich um den Präsidenten kümmerte. Er hatte sich den Weg durch die Menge gebahnt, die enge Treppe hinauf und in die Loge, wo er Lincoln zusammengesunken in seinem Schaukelstuhl vorgefunden hatte. Bei der Untersuchung des Präsidenten hatte er keinen Puls spüren können; keine Atmung. Geschwind hatte der junge Arzt Lincolns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher