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Abraham Lincoln - Vampirjäger

Abraham Lincoln - Vampirjäger

Titel: Abraham Lincoln - Vampirjäger
Autoren: Seth Grahame-Smith
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Hinterkopf abgetastet und dabei den Einschuss direkt hinter dem linken Ohr bemerkt. Nachdem ein Blutgerinnsel aus der Wunde entfernt worden war, hatte Lincoln wieder zu atmen begonnen.
    Leale war jung, aber er war nicht naiv. Er hatte auf dem Schlachtfeld genug dieser Verwundungen gesehen, um ihre Folgen zu kennen. Wenige Minuten, nachdem auf den Präsidenten geschossen worden war, hatte er seine düstere, präzise medizinische Einschätzung abgegeben: »Die Wunde ist tödlich. Er wird sich unmöglich davon erholen können.«
    Mary ertrug es nicht, im selben Raum mit ihrem sterbenden Ehemann zu sein. Sie blieb die ganze Nacht im Salon der Pension Petersen und weinte. Robert und Tad kamen kurz nach Mitternacht hinzu und nahmen ihren Platz an der Seite ihres Vaters ein, genauso wie dieser fast fünfzig Jahre zuvor am Totenbett seiner Mutter gekniet hatte. Ihnen schlossen sich Marineminister Gideon Welles, Kriegsminister Edwin Stanton und eine endlose Parade von Washingtons besten Ärzten an, die gekommen waren, um ihren medizinischen Rat zu erteilen. Aber man konnte nichts mehr für Abraham Lincoln tun. Auch Dr. Robert King Stone, der Hausarzt der Lincolns, untersuchte Abe in jener Nacht und kam zu dem Schluss, dass sein Fall »hoffnungslos« war.
    Es war nurmehr eine Frage der Zeit.
    Bei Sonnenaufgang hatte sich draußen vor der Pension eine große Menschenmenge versammelt. Der Präsident atmete nur noch schwach, sein Herz schlug unregelmäßig. Er fühlte sich kalt an. Viele der Ärzte betonten, dass die meisten Männer eine solche Wunde höchstens zwei Stunden überlebt hätten. Abe hingegen hatte bereits neun Stunden durchgehalten. Aber schließlich war Abraham Lincoln schon immer außergewöhnlich gewesen. Abe hatte immer gelebt.
    Das Kind, das eine Mutter begleitet und geliebt;
    Die Mutter, der das Kind seine Liebe bewies;
    Der Mann, der Mutter und Kind behütet,
    Sie alle sind hinfort an den ruhenden Hort. 63
    63 Aus Lincolns Lieblingsgedicht, verfasst von dem Schotten William Knox.
    Abraham Lincoln starb am Morgen des 15. April um sieben Uhr zweiundzwanzig.
    Die Männer an seinem Sterbebett senkten die Köpfe im Gebet. Als sie zu Ende gebetet hatten, erklärte Kriegsminister Edwin Stanton: »Nun ist er in die Ewigkeit eingegangen.« Mit diesen Worten kehrte er an die Arbeit zurück. John Wilkes Booth war flüchtig, und Stanton wollte ihn um jeden Preis erwischen.
    VIII
    Booth und Herold war es gelungen, der Armee der Union elf Tage lang zu entkommen. Erst flüchteten sie nach Maryland, dann nach Virginia. Tagelang hatten sie sich in den Sümpfen versteckt gehalten und auf der nackten Erde geschlafen. Booth hatte erwartet, als Held gefeiert zu werden, als Retter des Südens. Stattdessen hatte man ihn hinaus in die Kälte gejagt. »Du bist zu weit gegangen«, hatte man ihm erklärt. »Die Yankees werden alle Farmen von Baltimore bis Birmingham niederbrennen auf der Suche nach dir.«
    So hatte sich auch die zweite Prophezeiung der Zigeunerin bewahrheitet. Booth hatte »eine große Feindesschar« um sich versammelt.
    Am 26. April wurde Booth von Geschrei aus dem Schlaf gerissen, und er wusste sofort Bescheid.
    Gottverdammter, hinterhältiger Hurensohn …
    Richard Garrett war einer der wenigen Leute aus Virginia gewesen, der sie nicht im Stich gelassen hatte. Er hatte ihnen zu essen gegeben und sie in einer warmen Tabakscheune übernachten lassen. Den Unionssoldaten nach zu urteilen, die sich draußen versammelt hatten, hatte er sie auch für ein Kopfgeld verraten.
    Herold war nirgends zu sehen. Der Feigling hat sich wohl schon ergeben. Aber das machte nichts. Allein wäre er ohnehin schneller. Die Nacht war bereits hereingebrochen, und die Nacht gehörte Wesen wie Booth. Sie sollen nur warten, dachte er. Warten und sehen, was ich wirklich bin. Sein Bein war schon lange wieder verheilt, und obwohl er vom Hunger geschwächt war, wären sie ihm in keiner Weise gewachsen. Nicht in der Dunkelheit.
    »Ergib dich, Booth! Wir warnen dich nicht noch einmal!«
    Booth rührte sich nicht von der Stelle. Die Unionssoldaten standen zu ihrem Wort und sprachen keine weiteren Warnungen aus. Stattdessen steckten sie einfach die Scheune in Brand. Balken wurden angezündet und Fackeln aufs Dach geworfen. In Sekundenschnelle stand die strohtrockene Scheune in Flammen. Die gleißenden Feuerzungen ließen die dunklen Ecken des Gebäudes noch tiefer erscheinen. Booth setzte seine dunkle Brille auf, als altes Gebälk über ihm zu knacken
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