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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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das jetzt. Vorher konnte ich das nicht verstehen.« »Ich weiß nicht, was ich brauche.«
    »Nun ja, du weißt, dass du einen Vater brauchst.«
»Warum?«
»Weil den jeder braucht.«
    Marcus dachte darüber nach. »Den braucht jeder, um, na ja, für die ersten Schritte. Und danach, da bin ich mir nicht sicher. Wieso kommst du darauf, dass ich jetzt einen brauche? Ich komme auch ohne Vater zurecht.« »So sieht es aber nicht aus.«
    »Wieso, weil jemand ein Fenster eingeschlagen hat? Nein, ehrlich, ich komme auch ohne Vater zurecht. Vielleicht sogar besser. Ich meine, es ist nicht leicht mit Mum, aber dieses Schuljahr … Ich kann es nicht beschreiben, aber ich fühle mich sicherer als früher, weil ich mehr Leute kenne. Eigentlich hatte ich nur Angst, weil ich fand, zwei wären nicht genug, und jetzt sind wir nicht mehr nur zu zweit. Ich habe jede Menge Leute. Und so ist man viel besser dran.«
    »Wer sind denn diese vielen Leute? Ellie und Will und solche
Typen?«
»Ja, solche Typen.«
»Die werden nicht für immer da sein.«
    »Manche ja, manche nicht. Aber weißt du, vorher wusste ich nicht, dass den Job auch jeder andere machen kann, und die können es. Man kann Leute finden. Es ist wie mit diesen Akrobatennummern.« »Was für Akrobatennummern?«
    »Die, bei denen man oben auf einer Pyramide aus soundso viel Leuten steht. Es kommt wirklich nicht darauf an, auf wem man steht, solange sie da sind und man sie nicht weglässt, ohne dass andere für sie kommen.«
    »Glaubst du das wirklich? Dass es egal ist, wer dich stützt?« »Heute ja. Früher nicht, aber heute schon. Weil man nicht auf seinen Eltern stehen kann, wenn die sich streiten, auseinander gehen und Depressionen kriegen.«
    Sein Vater hatte seinen Joint fertig gerollt. Er zündete ihn an und inhalierte tief.
    »Darüber habe ich auch nachgedacht. Ich hätte nicht von euch weggehen dürfen.«
    »Ist echt nicht so schlimm, Dad. Ehrlich. Ich weiß ja, wo du
bist, wenn’s darauf ankommt.«
»Mann, vielen Dank.«
    »Tut mir Leid. Aber … mir geht’s gut. Ehrlich. Ich finde Leute. Ich komme schon klar.«
    Und das würde er, da war er sicher. Er wusste nicht, ob Ellie klarkommen würde, denn sie dachte nicht so ernsthaft über Dinge nach, auch wenn sie klug war und über Politik und so Bescheid wusste; und er wusste nicht, ob seine Mutter klarkommen würde, denn sie war oft nicht sehr belastbar. Aber er war davon überzeugt, dass er Wege wusste, mit allem zurechtzukommen, die sie nicht kannten. Er konnte in der Schule klarkommen, denn er wusste, was er machen musste, und er hatte rausgefunden, wem man trauen konnte und wem nicht, und rausgefunden hatte er das in London, wo Leute in den komischsten Winkeln aufeinander trafen. Man konnte ein Gerüst aus Menschen bauen, das unmöglich zustande gekommen wäre, wenn seine Mutter und sein Vater sich nicht getrennt hätten und sie alle drei in Cambridge geblieben wären. Es funktionierte nicht bei jedem. Es funktionierte nicht bei Leuten, die verrückt waren, Leuten, die keinen kannten, oder Leuten, die krank waren oder zu viel tranken. Aber bei ihm würde es funktionieren, dafür würde er schon sorgen, und weil es bei ihm funktionieren würde, hatte er beschlossen, dass dies ein viel besserer Weg war, die Dinge anzupacken, als der, den sein Vater von ihm erwartete.
    Sie unterhielten sich noch ein bisschen, über Lindsey und dass sie ein Baby wollte, und dass sein Vater sich nicht entschließen könnte, und ob es Marcus stören würde, wenn sie eins bekämen. Und Marcus meinte, das würde ihm gefallen, weil er Babys möge. Das tat er in Wirklichkeit nicht; aber er wusste, was zusätzliche Menschen um ihn herum wert waren, und Lindseys Baby würde irgendwann zu einem dieser zusätzlichen Menschen heranwachsen. Und dann ging er ins Bett, und sein Vater umarmte ihn und wurde ein bisschen rührselig, aber er war da schon stoned, darum gab Marcus nichts darauf.
    Am Morgen fuhren sein Vater und Lindsey ihn zum Bahnhof und gaben ihm genug Geld für ein Taxi von King’s Cross nach Hause. Während der Zugfahrt starrte er aus dem Fenster. Er war sich sicher, dass das mit der Akrobatennummer stimmte; aber selbst wenn das alles Blödsinn war, würde er trotzdem weiter daran glauben. Wenn es ihm half, so lange durchzuhalten, bis er völlig frei war, dieselben Fehler wie alle anderen zu machen, was konnte es dann schon schaden?

    36

    Es machte Will immer noch Angst, Rachel so heftig zu begehren. Ihm schien es, als könne sie
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