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About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
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jederzeit beschließen, er sei zu lästig, eine Niete oder nicht gut im Bett. Sie könnte einen anderen kennen lernen; sie könnte zu dem Schluss kommen, überhaupt keine Beziehung mit irgendwem eingehen zu wollen. Sie könnte, nachdem sie Ali an der Schule abgesetzt hatte, auf dem Rückweg plötzlich und unerwartet einen tödlichen Autounfall haben. Er fühlte sich wie ein Küken, dessen Eierschale zerbrochen war, und jetzt stand er zitternd und auf staksigen Beinen (falls Küken staksige Beine hatten, vielleicht waren das Fohlen oder Kälber oder sonst welche Tiere) draußen in der Welt herum, ohne auch nur einen Paul-Smith-Anzug oder eine Rayban, um seine Blößen zu bedecken. Er war nicht einmal sicher, was diese ganze Angst sollte. Was hatte er davon? Überhaupt nichts, soweit er sehen konnte, aber jetzt war es viel zu spät, sich diese Frage zu stellen. Er wusste nur, dass es kein Zurück gab; dieser Abschnitt seines Lebens war vorüber.
    An den meisten Samstagen unternahm Will jetzt etwas mit Ali und Marcus. Es hatte damit angefangen, dass er ihre Mütter etwas entlasten wollte … Nein, stimmte nicht. Es hatte damit angefangen, dass er sich in Rachels Leben mogeln, sie davon überzeugen wollte, dass doch irgendetwas an ihm dran war. Und es war ja nicht der schlechteste Job der Welt: Die ersten paar Ausflüge waren schwierig gewesen, weil er aus irgendeinem Grund die pädagogisch wertvolle Nummer versucht und sie mit ins Britische Museum und in die National Gallery genommen hatte, und sie waren alle drei gelangweilt und reizbar, aber nur, weil Will solche Unternehmungen selber hasste. (Gab es einen langweiligeren Ort als das Br itische Museum? We nn ja, wollte Will nichts darüber hören. Töpfe. Münzen. Krüge. Ganze Räume voller Teller. Man sollte schon triftige Gründe haben, Dinge auszustellen, fand Will. Nur weil sie alt waren, musste das nicht heißen, dass sie zwangsläufig interessant waren. Nur weil sie überdauert hatten, musste das nicht heißen, dass man sie sich ansehen wollte.)
    Aber gerade, als er kurz davor stand, die ganze Idee aufzugeben, war er mit ihnen im Kino gewesen, in einem dieser blöden Sommerfilme, die auf Kinder zugeschnitten waren, und sie hatten alle drei einen Riesenspaß. Mittlerweile war es schon Routine: Mittagessen bei McDonald’s oder Burger King, Kino, Milchshake im Burger King oder bei McDonald’s, je nachdem, wo sie mittags noch nicht gewesen waren), nach Hause. Er hatte sie auch ein paar Mal mit zu Arsenal genommen, aber Ali hackte immer noch auf Marcus herum, wenn sich die kleinste Chance dazu bot, und an einem langen Nachmittag im Familienblock in Highbury gab es dazu mehr als genug Chancen, also hoben sie sich Fußball für die seltenen Gelegenheiten auf, bei denen keine Filme liefen, die nicht nur ihre Intelligenz, sondern auch alles andere beleidigten.
    Marcus war jetzt erwachsener als Ali. Als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, als Marcus für einen Nachmittag Wills Sohn gewesen war, da hatte Ali um Jahre älter als Marcus gewirkt, sich aber mit seinem Ausraster am selben Tag sozusagen enttarnt, und ohnehin hatte sich Marcus in den vergangenen Monaten entwickelt. Er zog sich besser an - er hatte sich im Streit mit seiner Mutter, ob er mit Will einkaufen gehen dürfe oder nicht, durchgesetzt -, er ließ sich die Haare regelmäßig schneiden, er gab sich alle Mühe, nicht laut vor sich hin zu singen, und seine Freundschaft mit Ellie und Zoe (die zu allgemeiner Überraschung anhielt und sich noch vertieft hatte) bedeutete, dass er lernte, sich wie ein Teenager zu benehmen: Auch wenn die Mädchen seine gelegentlichen Exzentrizitäten über alles schätzten, hatte Marcus ihre spitzen Freudenschreie, wenn er etwas Blödes sagte, langsam ziemlich satt und war - irgendwie zwar traurig, aber unvermeidlich und nur natürlich - vorsichtiger mit dem geworden, was er sagte.
    Es war merkwürdig; Will vermisste ihn. Seit er aus dem Ei geschlüpft war, hatte Will oft den Wunsch gehabt, mit Marcus darüber zu sprechen, wie es war, nackt und bloß herumzulaufen und vor allem und jedem Angst zu haben, denn Marcus war der einzige andere Mensch auf der Welt, bei dem er sich hätte Rat holen können. Doch Marcus, der alte Marcus jedenfalls, war im Begriff, zu verschwinden.

    »Wirst du meine Mutter heiraten?«, fragte Ali aus heiterem Himmel während einer ihrer Fast-Food-Mahlzeiten vor dem Kinobesuch. Marcus schaute interessiert von seinen Fritten auf. »Weiß nich«,
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