Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
About a Boy

About a Boy

Titel: About a Boy
Autoren: Nick Hornby
Vom Netzwerk:
leiser, und dann blieben sie auf einmal ganz weg. Er konnte eben einfach nicht mehr diese Art von Vater sein. Er hatte seine Chance verpasst. Das war, als käme Gott plötzlich die Idee, Millionen Jahre, nach dem er die Welt erschaffen hatte, wieder Gott zu sein: Er könnte nicht plötzlich vom Himmel steigen und sagen, he, ihr hättet das Empire State Building da nicht hinhauen sollen, ihr hättet es nicht so organisieren dürfen, dass Afrikaner weniger Geld bekommen, und ihr hättet niemals zulassen dürfen, dass man Atomwaffen baut. Weil, dann könnte man zu ihm sagen: Tja, ist ein bisschen spät jetzt, oder? Wo warst du, als wir uns das ausgedacht haben?
    Er fand wirklich nicht, sein Vater hätte bei ihnen bleiben müssen, aber zumindest konnte er nicht beides haben. Wenn er mit Lindsey in Cambridge leben, Pot rauchen und vom Fensterbrett fallen wollte, na schön, aber dann konnte er nicht anfangen, sich in alltägliche Dinge einzumischen - und Ellie war jetzt nur noch eins dieser alltäglichen Dinge, auch wenn sie ihm, als sie auf dem Bordstein gesessen und auf den Streifenwagen gewartet hatten, wie das Unalltäglichste überhaupt erschienen war. Sein Vater würde sich einen neuen Job suchen müssen. Will konnte sich um die alltäglichen Dinge kümmern und seine Mutter, aber sein Vater war aus dem Spiel.
    Sie kamen um halb elf bei seinem Vater an, das hieß, er hatte sechs Stunden bis nach Cambridge gebraucht, kein schlechter Schnitt, wenn man bedachte, dass er auf halber Strecke festgenommen worden war. (Festgenommen! Er war festgenommen worden! Na, wenigstens in einem Streifenwagen auf eine Polizeiwache gebracht worden. Er hatte bereits aufgehört, in dem eingeschlagenen Fenster etwas zu sehen, das mit dem Blaumachen begonnen hatte und ihn schließlich irgendwann zum Penner und Drogensüchtigen abrutschen lassen würde. Jetzt, da er frei war, erkannte er, dass er sich da in etwas reingesteigert hatte. Stattdessen nahm er den Royston-Zwischenfall als Beleg dafür, wie weit er es in den letzten Monaten gebracht hatte. Als er frisch nach London gekommen war, hätte er es nie geschafft, sich festnehmen zu lassen. Damals hatte er nicht die richtigen Leute gekannt.)
    Lindsey machte Tee für sie, und sie saßen eine Weile am Küchentisch. Dann machte Clive Lindsey ein Zeichen, und sie sagte, sie sei müde und würde ins Bett gehen, und ließ sie allein.

    »Hast du was dagegen, wenn ich mir einen Joint drehe?«, fragte ihn sein Vater.
    »Nein«, sagte Marcus. »Mach, was du willst. Ich rauche aber nicht mit.«
    »Richtig so. Könntest du mir meine Dose runterholen? Es tut weh, wenn ich mich strecke.«
    Marcus schob seinen Stuhl vor das Küchenregal, stieg darauf und begann, hinter den Müslipackungen auf dem obersten Bord herumzutasten. Schon komisch, dass man über andere immer noch solche Kleinigkeiten wusste, etwa, wo sie ihre Blechdose versteckt hatten, obwohl man keine Ahnung hatte, was sie sonst so trieben.
    Er kletterte runter, lieferte die Dose ab und schob den Stuhl wieder an den Tisch. Sein Vater begann sich einen Joint zu drehen und nuschelte dabei in sein Zigarettenpapier. »Weißt du, ich bin danach ganz schön nachdenklich geworden. Nach meinem Unfall.«
    »Nachdem du vom Fensterbrett gefallen bist?« Marcus sagte das mit Genugtuung. Es klang so schön bescheuert. Ja. Nach meinem Unfall.«
    »Mum meinte schon, du hättest die große Sinnkrise.«
»Und?«
»Und was?«
»Ich weiß nicht. Wie denkst du darüber?«
    »Wie ich darüber denke, dass du die große Sinnkrise hast?« »Nun ja.« Sein Vater blickte von seinen Rizla-Blättchen auf. »Ja, schon.«
    »Kommt drauf an, oder? Darauf, was dabei herauskommt.«
»Okay. Was dabei herausgekommen ist, war … Er hat mir
Angst gemacht, mein Unfall.«
»Als du vom Fensterbrett gefallen bist?«
    »Ja. Mein Unfall. Musst du dauernd sagen, was es war? Na, jedenfalls, er hat mir Angst gemacht.«
    »Du bist ja nicht sehr tief gefallen. Du hast dir bloß das Schlüsselbein gebrochen. Ich kenne eine Menge Leute, denen das passiert ist.«
    »Es kommt doch wohl nicht darauf an, wie tief man fällt, wenn
es einen zum Nachdenken bringt, oder?«
»Wohl nicht.«
    »Hast du das ernst gemeint, was du auf der Polizeiwache gesagt hast? Dass ich als Vater ein Versager bin?« »Oh, weiß auch nicht. Eigentlich nicht.«
    »Ich weiß nämlich, dass ich meine Sache nicht gerade toll ge
macht habe.«
»Nein. Toll nicht.«
    »Und … du brauchst einen Vater, nicht wahr? Ich begreife
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher