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Abgetaucht

Abgetaucht

Titel: Abgetaucht
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Heute würden sie zu weit weg sein,
     denn die Schwimmstrecke führte mitten auf den See hinaus.
    »Ich melde mich ab!«, sagte Michael und zog seinen Helm mit einer eleganten Bewegung wie einen Zylinder. »Kein Berg ist zu
     hoch, um dich zu beobachten!« Er winkte Ilka noch mal von Weitem zu und stapfte gemeinsam mit Jabali zielsicher auf den Uferweg.
    Linh verabschiedete sich auch schon früh von Ilka. »Das Wasser kann ohne Fische auskommen. Aber kein Fisch ohne Wasser.« Sie
     zwinkerte Ilka verschmitzt zu, legte einen Stock mit einer großen weißen Fahne über ihre Schulter und ging geradewegs los,
     um sich rechtzeitig bis zum Start ein ruhiges Plätzchen am See zu suchen. Auch sie drehte sich noch mal zu Ilka um, zeigte
     auf das Fernrohr, das sie um den Hals trug, und mit ihrer Kamera in der Hand rief sie: »Ich lass dich nicht aus den Augen!«
    Lennart war vermutlich irgendwo auf dem Uferweg, der ihn mit seinen Baumwurzeln, dem Gras, den Steinen und den Löchern anzog
     und sein Können herausforderte. Der schwierigste Weg war für Lennart der beste Weg. Darum suchte er auf allen Strecken geradewegs
     die größten Baumwurzeln, die tiefsten Löcher und die schwierigsten Bodenverhältnisse. Ilka konnte ihn jedenfalls nirgends
     entdecken.
    Obwohl sich natürlich auch andere Unterstützer aus der Klasse am Startbereich aufhielten, konnten deren ermunternde Zurufe
     die von Jabali, Linh, Michael und Lennart nicht ersetzen.
    Frau Kick vergewisserte sich noch mal, ob mit den beiden alles okay war, und gab letzte wichtige Anweisungen. »Also, ich erinnere
     noch mal daran: Sollten irgendwelche Schwierigkeiten auftauchen, dann hebt ihr den Arm und winkt. Euer Orientierungspunkt
     ist das rote Stopp-Schild am Inselufer. Dort wird gewendet. So weit alles klar?«
    Ilka nickte, während sie noch an ihrer Badekappe zupfte. Das mit der Wende war reine Vertrauenssache! Ob die Zweite wirklich
     bis zu dem roten Schild schwamm und erst dort wendete, konnte nicht kontrolliert werden. Höchstens Michael würde es von seinem
     Felsen aus sehen können.
    »Verstanden!«, antwortete Frauke.
    Ilka hörte in diesem kurzen Wort Fraukes Ehrgeiz und unbedingten Willen, diesen Vergleich vor den Augen der ganzen Klasse
     zu gewinnen. Bei Schulwettkämpfen war meistens nur ein kleiner Teil dabei. Fast immer waren viele aus der Klasse gerade selbst
     mit Training oder einem Wettkampf beschäftigt. Heute nicht. Heute schauten alle nur auf Ilka und Frauke.
    Ilka blickte sich noch mal um. Lennart war doch noch nicht gestartet. Er stand etwas verdeckt mitseinem Rad zwischen den anderen. Ilka erkannte jetzt auch, dass er einen Daumen in die Luft reckte. »Ilka, Ilka!«, hörte sie
     ihn sogar rufen. Dann sah sie Linhs weiße Fahne, ein Stück entfernt in einer sandigen Bucht. Die Fahne flatterte kräftig.
     Der aufkommende Wind zerzauste sie genau wie die Wasseroberfläche.
    Und Michael? Und Jabali? Ilka wusste, dass die beiden sie beobachteten, aber sie konnte sie in diesem Moment nirgends entdecken.
     Sie wandte den Blick zurück auf ihre Füße und ging ein paar Schritte ins Wasser. Der Wind auf der nassen Haut war kühl, obwohl
     die Sonne strahlte und wundervolle helle Reflexe auf der Wasseroberfläche leuchteten. Ilka mochte den Start vom Block lieber.
     Die hohe Geschwindigkeit, die sie dadurch von Anfang an hatte, stieß sie wie von selbst in einen Geschwindigkeitsstrudel.
     Aber den Steg als Startblock zu benutzen hatte Frau Kick vermutlich aus Sicherheitsgründen verboten. Darum wurde aus dem Wasser
     gestartet. Ein langsamer und träger Beginn.
    Ilka sah zu dem winzigen Orientierungspunkt am Ufer der Insel. Ungefähr 500   Meter entfernt. Esmusste ihr gelingen, möglichst direkten Kurs zu halten und so auf dem kürzesten Weg hin- und zurückzuschwimmen. Gerade beim
     Kraulen war das nicht einfach. Sie musste dafür öfter statt zur Seite nach vorne einatmen, um das Ziel im Blick zu behalten
     und die Richtung nicht zu verlieren.
    Auch Frauke war schon im Wasser. Sie holte mit ihren Händen weit nach hinten aus und schöpfte das Wasser nach vorne. Immer
     wieder. Wie Hoch- oder Weitspringer es bei ihren Wettkämpfen taten, forderte sie mit dieser Geste ihre Fans zum Klatschen
     auf. Es gelang. Einige, wenn auch nur ein kleiner Teil aus der Klasse, nahmen ihren Schaufel-Rhythmus auf, klatschten in die
     Hände und riefen »Frauke! Frauke!«. Die meisten beobachteten schweigend und gespannt die letzten Sekunden vor dem Start.
    Frau
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