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Abgetaucht

Abgetaucht

Titel: Abgetaucht
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Kick bat um Ruhe, nahm ihre Pfeife an den Mund, schaute beide noch mal an, hob den Arm, holte tief Luft, als wollte sie
     selbst gleich unter Wasser tauchen, und pfiff.
    Endlich! Der Start!
    Wie automatisch stieß Ilka sich vom Boden ab und stürzte sich kopfüber in die windzerzausteOberfläche des Sees. Die Körperstreckung, die Armzüge, der Beinschlag, der ganze Bewegungsablauf fand wie von alleine statt.
     Jetzt war Ilka wieder in ihrem Element. Was gab es Schöneres als schwimmen? Für einen winzigen Moment vergaß sie, dass sie
     gegen Frauke schwamm, und genoss ohne weiteres Nachdenken das schmeichelnde Nass, das Vorwärtsgleiten des Körpers.
    Die Zurufe verloren sich zu einem Rauschen, das sich mit ihrer Bewegung im Wasser vermischte.
    Aber dann mahnte Ilka sich selbst zur Disziplin, die jeder Wettkampf erforderte.
    Gleichmäßig atmen!
    Du hast Zeit, nichts überstürzen!
    Mit der Kraft gut haushalten!
    Schau auf dich und nicht zur Gegnerin!
    Wasser fassen mit den Händen! Lang ziehen! Nicht zu viel Beine!
    Luft holen links.
    Ausatmen bei rechts – links.
    Luft holen rechts.
    Ausatmen bei links – rechts.
    Das war ihr Rhythmus. Luft holen und dabei nach vorne schauen. Sie sah, dass Frauke schnellerangegangen war. Viel schneller. Sollte sie mitgehen?
    Frauke war schon mindestens eine Körperlänge vor ihr. Ilka wusste, wenn sie mit Frauke gleichzog, riskierte sie einzubrechen.
     Aber wie weit durfte sie Frauke vorne wegschwimmen lassen?
    Luft holen rechts.
    Schon nach ein paar Atemzügen war Frauke mindestens zehn Meter weiter vorn. Woher hatte sie so viel Kraft? Konnte sie das
     durchhalten? Wie lange?
    Ilka schaute immer wieder hoch. Fraukes Vorsprung blieb unverändert. Groß. Und sie lag voll auf Kurs zu dem roten Schild.
    Ilkas Blick vernebelte sich mehr und mehr. Die Brille beschlug. Anhalten kam nicht infrage. Fraukes Vorsprung wurde größer.
     Meter für Meter.
    Ilka musste reagieren! Sie versuchte, ihr Tempo ohne Hektik anzuziehen.
    Behutsam mit den Kräften haushalten!
    Du hast Zeit!
    Jetzt schwamm sie Frauke hinterher.
    Nicht noch mehr Abstand zulassen!
    Das Ziel konnte sie schon lange nicht mehr erkennen. Das war im dichten Nebel der beschlagenenBrille versunken. Aber Frauke konnte sie noch schemenhaft ausmachen. Und Ilka holte jetzt auf. Sie näherte sich Frauke. Mit
     jedem Armzug. Sie hatte die Kraft und verkürzte langsam. Fraukes Vorsprung schmolz.
    Jetzt waren es nur noch gut fünf Meter!
    Du schaffst das!
    Ilka war wieder guter Dinge. Sie hatten die halbe Strecke bis zum Wendepunkt hinter sich. Und Ilka spürte, dass es ihr bis
     zur Wende gelingen konnte, gleichauf zu sein. Vielleicht sogar als Erste den Rückweg anzugehen.
    Sie fühlte sich wieder eins mit dem See.
    Ihre Bewegungen waren harmonisch, ihre Atmung war gleichmäßig.
    Wenn es gelang, diesen Rhythmus zu halten, dann würden ihre Kraftreserven reichen. Das wusste sie.
    Frauke schien bereits einzubrechen. Schon wenige Meter weiter waren beide gleichauf.
    Das Rot am Inselufer näherte sich. Meter für Meter.
    Plötzlich störte Ilka etwas. Was war das?
    Unsinn! Weiterschwimmen!, befahl sie sich.
    Ein Zuruf. Sie machte zwei Züge mit dem Kopf über der Wasseroberfläche. »Hiiilfe!«
    Jetzt hatte sie es deutlich gehört. Ilka schaute nach vorn. Aber sie sah nichts. Nur dass Frauke wieder Vorsprung gewann.
     Nach links. Die Wellen und der Wind taten ihren Teil dazu, dass Ilka nichts sehen konnte. Rechts? Nichts.
    »Hiiilfe!«
    Da rief jemand um Hilfe! Aber wo?
    Ilka setzte die Brille mit einem schnellen Handgriff auf die Stirn. Freie Sicht! »Frauke! Warte mal!«, rief sie. Vielleicht
     hatte Frauke ja bemerkt, woher das Geräusch kam? Aber die schien nichts gehört zu haben und hetzte unbeirrt durch den See,
     hatte jetzt, da Ilka kurz innegehalten hatte, wieder einen größeren Vorsprung herausgeschwommen. Ilka rief ihr hinterher:
     »Frauke! Warte doch! Da ruft jemand um Hilfe!«
    Aber Frauke zeigte keine Reaktion.
    »Dumme Nuss!«, schimpfte Ilka ihr hinterher.
    Die Hilferufe waren jetzt unüberhörbar. Ilka erinnerte sich, dass Seen Geräusche auch über weite Strecken besonders gut leiten.
     Wie weit war der Hilfesuchende wirklich weg?
    Mittlerweile waren auch am Ufer alle aufmerksam geworden. Fraukes Fans jubelten, weil sie sahen, wie sich ihr Vorsprung auf
     Ilka immer mehr vergrößerte.
    Doch Linh erkannte sofort, dass da etwas nicht stimmte. Sie stand auf und sah hinüber zu Lennart, der immer noch im Startbereich
    
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