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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Hackenberg
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»Wärst du auch nicht sauer?«
    »Unsinn, wir sehen uns später noch. Geht ruhig zu eurer Freundin.«
    »Alles klar, bis dann, Kati.«
    »Und danke für das Eis.«
    Kati sah den Mädchen nach und blieb wie benommen auf dem Bordstein sitzen. Die Nachricht, dass Jonas sich tatsächlich scheiden ließ, musste sie erst einmal verdauen. Eigentlich war es ja das, wovon sie in den vergangenen Wochen insgeheim geträumt hatte. Doch jetzt, wo es feststand, fühlte es sich einfach nur scheußlich an. So scheußlich, dass Katis Festtagslaune zu kippen drohte.
    Zum Glück tauchte Charlotte rechtzeitig auf, um dies zu verhindern. »Ich hab dich schon überall gesucht!« Atemlos ließ sie sich neben Kati auf dem Bordstein nieder. »Ist das nicht der absolute Wahnsinn mit Manni? Aber – Moment mal, was ziehst du denn für ein Gesicht?«
    Kati seufzte abgrundtief. »Ich hab die Zwillinge eben getroffen. Jonas trennt sich von seiner Frau.«
    »Jetzt also doch? Na, sonderlich überrascht bin ich nicht.«
    »Das ist alles meine Schuld.«
    »Ach was, diese Ehe war schon lange am Ende, bevor du überhaupt in die Stadt gekommen bist.«
    »Aber ein Teil von mir hat sich gewünscht, dass genau das geschieht«, widersprach Kati. »Es hat mich verletzt, dass Jonas und ich nie eine richtige Chance hatten, und es hat mich wahnsinnig gemacht, mir vorzustellen, dass er wieder mit seiner Frau zusammen ist. Aber jetzt …«
    »Ja?«
    »Jetzt komme ich mir unglaublich egoistisch vor. Sich in einen verheirateten Mann zu verlieben, ist die eine Sache. Seinen Kindern ins Gesicht zu sehen, nachdem die Trennung besiegelt ist, eine andere.«
    »Woher willst du wissen, dass du wirklich der Auslöser für diese Scheidung bist?«, fragte Charlotte mit Engelsgeduld. »Ich habe immer gehört, dass Isabel Larsen ihre Familie damals verlassen hat, weil sie nicht in Grümmstein leben wollte. Vielleicht sind sie jetzt erneut an diesem Punkt gescheitert …«
    Nachdenklich zog Kati die Stirn in Falten. »Die Zwillinge haben vorhin gesagt, dass ihre Mutter einen Lehrauftrag in Stockholm angenommen hat …«
    »Na, siehst du – daher weht der Wind.« Charlotte legte ihr den Arm um die Schultern. »Alles wird gut, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Auch für die Kinder?«
    »Wenn ihr sie im Blick behaltet, dann ja.«
    »Was meinst du jetzt mit ihr? «
    »Dich, Jonas und seine Frau. Oder willst du etwa noch immer nicht wahrhaben, dass du auf dem besten Weg bist, dich einer Großfamilie anzuschließen?«
    »Natürlich streite ich das ab – schließlich hat Jonas sich noch gar nicht dazu geäußert, ob er mich überhaupt dabeihaben will.« Kati hielt inne. »Hast du ihn heute schon gesehen?«
    »Ja, vor einer Weile, aber frag mich nicht, wo.«
    Kati atmete tief durch. »Was sage ich bloß, wenn wir uns begegnen?«
    »Glaub mir, da fällt dir schon was ein. Aber jetzt komm mit, wir entspannen uns erst mal eine Runde.«
    »Wie denn?«
    »Na, wie wohl? Mit Alkohol.«
    Rückblickend wusste Kati nicht mehr, wie oft sie den Grümmsteiner Marktplatz an diesem Nachmittag umrundet hatten. Der ganze Sinn des Stadtschützenfestes schien darin zu bestehen, mit einer Flasche Lüpi in der Hand umherzuflanieren und nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten. Und so blieb Kati auf eine Menthol-Zigarette bei Dr. Gesine Brinkmann-Kühler vom Brentano-Gymnasium stehen, die ein paar sehr interessante Schmierereien auf dem Dixi-Klo entdeckt hatte, schaffte es in letzter Sekunde, dem Ehepaar Thönjes auszuweichen, das schon von weitem ankündigte, mit Madonna telefonieren zu wollen, und stieß zu guter Letzt mit Polizeimeister Knut Dietrichsen an, der ihr einen Lakritz-Schnaps spendierte, weil gerade kein Schwan in der Nähe war. Jonas aber blieb die ganze Zeit über wie vom Erdboden verschluckt.
    Als die Dämmerung einsetzte, wurde der Tanzboden im Festzelt mit bunten Glühbirnen beleuchtet, während die Live-Band die Instrumente stimmte. Natürlich war es Georgette, die bald darauf ans Mikrophon trat, ihre üppigen Locken aus dem Dekolleté schüttelte und feierlich verkündete: »Liebe Grümmsteiner und Grümmsteinerinnen – der Schützenball ist eröffnet!« Und spätestens ab dem Zeitpunkt, als sie mit rauchigem Timbre die ersten Takte von »I am what I am« anstimmte, hielt es niemanden mehr auf den Holzbänken.
    Der Rest des Abends schrieb Stadtgeschichte. Es fing damit an, dass der – nur noch mit seiner Unterhose bekleidete – Vorsitzende des Stadtschützenverbandes
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