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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Hackenberg
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der Macht des Internets.« Kati schüttelte den Kopf. »Denen muss das Wasser echt bis zum Hals gestanden haben.«
    »Kein Wunder, nachdem so viele Menschen sich dazu geäußert haben«, meinte Jonas. »Martens wollte wohl nicht als diskriminierend dastehen und hat den Schützenverband schließlich zurückgepfiffen.« Er sah sie an. »Ich hoffe, Manni Kowalski weiß, was er dir zu verdanken hat.«
    »Was er uns zu verdanken hat«, stellte Kati richtig. »Ohne deine Rückendeckung hätte ich nicht viel ausrichten können.«
    Ihre Blicke trafen sich, und mit einem Mal wurden beide sehr still. Jonas, der sich einen Moment lang nur aufs Atmen konzentriert hatte, merkte plötzlich, dass er viel zu nah bei ihr stand, und trat schleunigst einen Schritt zurück.
    »Ich, ähm, bin ganz froh, dass sich die Sache mit dem Fest ausgerechnet jetzt entschieden hat«, sagte er. »Damit könnt ihr das Sommerloch überbrücken, während ich im Urlaub bin.«
    Unsanft landete Kati wieder auf dem Boden der Tatsachen. »Richtig, du fährst ja morgen«, antwortete sie. »Die Kinder freuen sich bestimmt, oder?«
    »Zumindest Benny und Sophie sind ganz aus dem Häuschen. Die Zwillinge überlegen, ob sie es nicht doch uncool finden sollen, mit der ganzen Familie zu verreisen, aber das wird schon.«
    »Sylt ist doch niemals uncool.« Kati sah ihn prüfend an. »Und du – freust du dich auch?«
    »Natürlich«, versicherte er eine Spur zu schnell. »Ich fand die Nordsee schon immer super. Der Strand, die Wellen, endlich genug Zeit für mich und die Kinder …« Er verstummte und starrte auf seine Schuhspitzen.
    »Das wird schon«, sagte Kati.
    »Warum auch nicht?«
    »Eben. Warum auch nicht.«
    »Also, dann …« Jonas hatte es mit einem Mal sehr eilig, aus ihrem Büro zu kommen. »Wir sehen uns in zwei Wochen.«
    »Ich wünsch dir eine schöne Zeit«, rief sie ihm nach. Aber das hörte er nicht mehr.

30.
    D ie Seestraße in Wenningstedt auf Sylt bot eigentlich ideale Voraussetzungen zum Absolut-glücklich-Sein. Sie verfügte nicht nur über wunderhübsche Ferienhäuser, eine steile Treppe direkt zum Strand hinunter und eine der besten Pommesbuden auf der gesamten Insel. Was sie außerdem noch auszeichnete, war der Einstieg in den Dünenwanderweg, der in schmalen, gewundenen Pfaden direkt bis nach Westerland führte.
    Jonas, der auf dieser Strecke mindestens einmal täglich joggte oder radelte, fragte sich in der Mitte der zweiten Ferienwoche, warum es trotzdem nicht so recht klappen wollte mit dem Absolut-glücklich-Sein. Benny und Sophie, die sich ein Zimmer teilen mussten, zankten die ganze Zeit. Die Zwillinge fanden alles doof, was außerhalb der belebten Fußgängerzone Westerlands stattfand. Und Isabel war gestresst, weil die Kinder ihr nicht genug Ruhe ließen, um ein paar mitgebrachte Klausuren zu korrigieren. Jonas wiederum ertappte sich dabei, wie er jeden Vorwand nutzte, der familiären Enge zu entkommen. Da er Isabel das Schlafzimmer überlassen hatte und sich selbst Nacht für Nacht auf dem durchgelegenen Ausziehsofa im Wohnzimmer wälzte, hatte er nicht nur Rückenschmerzen, sondern war sexuell auch verdammt unterversorgt. Zwischen ihm und seiner Frau kam einfach keine wirkliche Nähe auf. Und dafür, dass dieser Urlaub sich schon fast dem Ende zuneigte, war das eine beschissene Bilanz.
    Um seine eigene wie auch die allgemeine Stimmung zu heben, radelte er zum Bäcker und kaufte so viel Kuchen, wie er in seinem Fahrradkorb unterbringen konnte. Auf dem Rückweg sprach er sich Mut zu. Was hatte er schließlich erwartet? Dass zwei Wochen an der Nordsee im Handumdrehen alles heilen würden, was er und Isabel sich durch anderthalb Jahre Trennung angetan hatten? Sie waren nicht mehr dieselben, das Leben ohneeinander hatte sie auf höchst unterschiedliche Weise geprägt. Das bekamen auch die Kinder zu spüren, die nicht immer nachvollziehen konnten, warum ihre Mutter sich lieber mit ihren Büchern zurückzog, statt Zeit mit ihnen zu verbringen.
    »Aber das wird schon«, sagte sich Jonas. Immerhin war dies erst der Beginn ihres Neuanfangs – und sie hatten doch alle Zeit der Welt, sich wieder anzunähern.
    Vor dem Ferienhaus angekommen, stieg er ab, schob das Fahrrad durch das Gartentor und sah, dass Isabel die Terrasse hinter dem Friesenwall zu einer Art Arbeitszimmer umfunktioniert hatte: Umgeben von Papieren und Büchern saß sie vor ihrem Laptop und hackte auf die Tastatur ein.
    »Bin wieder da«, rief er, doch sie reagierte
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