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Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Abgeferkelt: Roman (German Edition)

Titel: Abgeferkelt: Roman (German Edition)
Autoren: Andrea Hackenberg
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auf dem Rücken einer Heidschnucke ins Rathausfoyer einreiten wollte, wurde dadurch getoppt, dass sich die amtierende Heidekönigin gegen Mitternacht als praktizierende Lesbe outete, und erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt, als der sturzbesoffene Harald Martens mit Heidi die Hebefiguren aus dem »Dirty Dancing«-Film nachstellte.
    »Kommen Se, Frau Margold! Das schaffen wir auch!«, rief Hinnerk Gorschlüter begeistert und zog Kati auf die Tanzfläche, wo sie es allerdings dann doch bei einem ganz profanen Discofox beließen. Micha forderte Charlotte auf, während sich Guido und Manolo in Begleitung ihrer Lüpi-Flaschen aufs Parkett wagten.
    Als kurz darauf »Staying Alive« gespielt wurde, gab es für Manni Kowalski kein Halten mehr: Mit reichlich Hüftschwung legte er eine perfekte John-Travolta-Kopie hin, während Kati und ihre Freunde einen Kreis um ihn bildeten, klatschten und den Text mitgrölten.
    Bis tief in die Nacht hinein lachten, tanzten, tranken sie, fanden sich immer wieder zum Auftanken an der Bar ein und enterten gemeinsam mit Georgette die Damentoilette. Doch je weiter der Abend voranschritt, ohne dass Jonas sich blicken ließ, desto schwerer wurde es Kati ums Herz. Ob er absichtlich einen Bogen um sie machte? Sie versuchte zwar, sich nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht sie war, doch gegen zwei Uhr in der Früh hatte sie genug.
    »Ich glaub, ich geh nach Hause«, brüllte sie Charlotte ins Ohr.
    »Jetzt schon?! Das kommt gar nicht in Frage!«
    »Wir haben uns doch gerade erst richtig warm getanzt«, mischte Micha sich ein.
    »Okay, eine Stunde noch«, gab Kati nach. »Aber ich geh mal kurz an die frische Luft, in Ordnung?«
    »Soll ich dich begleiten?«, bot Charlotte an, doch Kati schüttelte den Kopf, drehte sich um und schob sich durch das Gedränge zum Ausgang des Festzelts.
    Die Luft draußen war klar und mild. Kati streifte ihre High Heels ab und steuerte auf den Grümmsteiner Marktplatz zu, der verlassen im Mondschein lag. Dort ließ sie sich auf dem Rand des Springbrunnens nieder und hielt die Füße zum Kühlen ins Wasser. Seltsam, überlegte sie, während sie in den Sternenhimmel starrte. Jetzt war sie nicht mal drei Monate in Grümmstein und fühlte sich trotzdem so, als ob sie endlich angekommen wäre. Ganz egal, wie die Sache mit ihr und Jonas ausgehen würde: Das war ihr Zuhause, hier gehörte sie hin.
    Schritte näherten sich. »Ich hab dir gleich gesagt, dass deine Schuhe nicht zum Laufen taugen«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihr.
    »Tatsächlich?«, fragte sie, und ihr Herz machte einen Satz nach vorn. Ohne sich umzudrehen, fügte sie hinzu: »Aber zum Tanzen taugen sie.«
    »Das war nicht zu übersehen.«
    »Wo hast du die ganze Zeit gesteckt?«
    Jonas setzte sich neben sie. »Ich hab die Kinder nach Hause gebracht und wusste nicht, ob es eine gute Idee ist, noch mal zurückzukommen.«
    »Weißt du es denn jetzt?«
    Er sah sie an. »Ich denke schon.«
    Sie verstummten, lauschten dem Plätschern des Wassers, dem Gelächter und der Musik aus dem Festzelt.
    »Du fragst ja gar nicht, wie mein Urlaub war«, nahm Jonas das Gespräch wieder auf.
    »Wie war dein Urlaub?«
    »Ich lasse mich scheiden.«
    Kati atmete tief durch. »Die Zwillinge haben mir so was schon angedeutet.«
    »Und?«
    »Was – und?«
    »Keine Häme, keine Vorwürfe, kein: ›Hab ich dir doch gleich gesagt‹?«
    »Ich bin sehr in dich verliebt, Jonas«, entgegnete sie schlicht. »Aber ich maße mir nicht an, über deine Ehe zu urteilen. Abgesehen davon ist Schadenfreude nicht gerade meine hervorstechendste Charaktereigenschaft.«
    »Ich weiß. Es tut mir leid.« Er ließ seine Finger ins Wasser gleiten. »Ich komme mir vor wie ein Idiot.«
    »Du bist ein Idiot. Aber ganz nett anzuschauen.«
    »Selber.«
    Kati wurde ernst. »Ich … ich hab das nicht persönlich genommen, dass du zu deiner Frau zurückgegangen bist – wenn es das war, was du vorhin wissen wolltest.«
    »Wie hast du es dann aufgenommen?«
    »Natürlich war ich verletzt. Und habe dich extrem vermisst. Aber … Ich konnte dich auch verstehen.«
    »Inwiefern?«
    »Du hältst dein Wort, auch wenn es unsexy wird. Das nervt zwar unglaublich, zeigt aber, dass man sich auf dich verlassen kann.« Kati lächelte. »Und das mag ich an dir.«
    »Das musst du jetzt natürlich sagen. Du bist ja auch in mich verliebt.«
    »So doll nun auch wieder nicht.«
    »Reicht es aus, um mit mir zu tanzen?«
    »Möglich.«
    »Dann komm aus dem Wasser.«
    Sie
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