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Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Abenteurer sucht Frau fürs Leben

Titel: Abenteurer sucht Frau fürs Leben
Autoren: NINA HARRINGTON
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obwohl es das Letzte ist, was du tun wolltest? Es ist so, oder? Du glaubst, dass du Wiedergutmachung leisten musst, weil du einer Landmine entgangen bist, die dafür meine Mutter erwischt hat? Hat Mike dich damit erpresst? Hat er deine Schuldgefühle ausgenutzt?“
    „Nein! Mike weiß gar nicht, dass ich damals hätte sterben können. Du bist die einzige Person, der ich es erzählt habe und der ich es je erzählen werde.“
    „ Ich ?“ Verblüfft starrte Lili ihn an. Dann nickte sie. „Natürlich. Jetzt verstehe ich. Deswegen hast du eingewilligt, in dieses Haus zu kommen, anstatt in London zu arbeiten. Du wolltest deine Schuldgefühle kompensieren, indem du nett zu mir bist und dich um mich kümmerst. Ist es so? Du glaubst, dass du dazu verpflichtet bist, weil du überlebt hast und meine Mutter nicht?“
    Mit geballten Fäusten ging sie auf ihn los und fragte mit lauter Stimme: „Liegt dir eigentlich etwas an mir ? Oder bist du nur an Ruth Taylor Hamiltons Tochter interessiert? Auf diese Frage hätte ich gern eine Antwort, bevor ich dich hochkant rauswerfe!“
    „Ich fühle mich dir verpflichtet, ja und?“ Kyle nahm das Foto, auf dem ihre Mutter unter der heißen afrikanischen Sonne lachte. „Ich verdanke ihr mein Leben und wusste bislang nicht, dass sie ein Kind hatte. Was ist falsch daran, wenn ich dafür sorgen möchte, dass du alles hast, was du brauchst?“
    Erneut wollte er ihre Hände nehmen, doch sie verschränkte die Arme vor der Brust, um jede Berührung abzuwehren.
    „Aber das war vor zwei Wochen“, fuhr er fort. „Seitdem hat sich alles geändert. Inzwischen liegt mir verdammt viel an dir, Lili. Ich will mit dir zusammen sein. Und nein, nicht als Ruths Tochter. Du bist ganz eigenständig und eine bemerkenswerte Frau dazu. Das musst du doch wissen. Ruth wäre sehr stolz auf dich gewesen.“
    „Danke, dass du meine Frage beantwortet hast“, erwiderte Lili in sanfterem Ton. Sie heftete den Blick auf den Teppich. „Aber sie ist fort. Und nichts und niemand kann sie zurückbringen.“ Sie blickte Kyle mit Tränen in den Augen an. „Sie hat beschlossen, dich an jenem Tag beim Feldkrankenhaus zurückzulassen – genau so, wie sie mich jedes Mal zurückgelassen hat, wenn ein neues Projekt startete. Meine Mutter war die Leiterin der Klinik und hatte eine Pflicht zu erfüllen. Es war ihre Entscheidung, an deiner Stelle mit dem Einsatzwagen loszufahren, nicht deine. Und ganz gewiss nicht meine Entscheidung.“ Sie schüttelte den Kopf und trat zurück. „Ich musste mein ganzes Leben lang mit ihren Entscheidungen leben. Jetzt bist du an der Reihe – wenn du also aus diesem einzigen Grund hier bist, dann bist du jetzt offiziell aus dem Schneider. Du hast deine Pflicht erfüllt.“
    „Was willst du damit sagen?“
    „Meine Aufgabe bei diesem Projekt ist erfüllt. Ich habe alles geleistet, was ich zugesagt hatte.“ Sie deutete zu den Kartons mit Papieren. „Du kannst die Tagebücher und Briefe haben. Was immer du willst, nimm das Zeug einfach mit, und geh zurück nach Nepal oder wohin es dich auch immer verschlägt. Und lass mich in mein Leben zurückfinden!“
    „Lili, bitte, ich möchte alles in Ruhe mit dir besprechen. Ich will dich nicht auf diese Weise verlassen.“
    Laut und deutlich sagte sie: „Ich will aber nicht darüber reden. Ich will, dass du jetzt gehst. Und mach bitte die Tür hinter dir zu.“ Damit drehte sie ihm den Rücken zu und ging so beherrscht wie möglich zur Terrassentür.
    Nach einer Weile sah sie die Scheinwerfer seines Autos über die Auffahrt huschen und hinter der nächsten Wegbiegung verschwinden. Sie sank auf die Fensterbank, barg das Gesicht in den Händen und gab sich ihrem Kummer hin.
    Wie lange sie dort saß und schluchzte, wusste sie nicht. Sie spürte, dass die Luft um sie herum abkühlte, doch es kümmerte sie nicht.
    Nach einer Weile wurde ihr bewusst, dass Belle geduldig an ihrer Seite stand. Als sie aufblickte, legte die rotbraune Hündin ihren Kopf in Lilis Schoß und schaute mit dunklen Augen zu ihrem Frauchen hoch.
    Lili schlang die Arme um Belle und ließ ihren Tränen freien Lauf. „Wir sind wieder allein. Jetzt gibt es wieder nur dich und mich.“
    Früh am nächsten Morgen betrat Lili das Atelier. Sie musste sich mit irgendetwas beschäftigen, um sich vom innerlichen Chaos abzulenken und in ihr altes Leben zurückzufinden.
    Für die Zusammenarbeit mit Kyle hatte sie ihre Malerei in den vergangenen zwei Wochen sträflich vernachlässigt, dabei
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