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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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als volles Viereck durchs Fenster. »Sind Sie verletzt?« Im Nu waren die Kommissare neben ihr. »Nein, es geht schon.« Anja Holthusen ließ sich hochziehen, mechanisch, wie erstarrt. Plötzlich löste sich etwas, und sie begann zu weinen. Schluchzend, ohne Ende, ihr Körper bebte. Während die Kommissare sie langsam abwärts führten, lief ihnen Thomas Holthusen entgegen. Er nahm seine Frau in die Arme und strich ihr minutenlang über den Kopf.
    Die Kommissare sahen sich an. »Herr Holthusen«, sagte Danzik. »Wir müssen Ihre Frau mitnehmen. Sie wird verdächtigt, Frau Amalie Mewes getötet zu haben.«
    Thomas Holthusen hielt mit dem Streicheln inne. »Waas?« Während er vom einen zum andern blickte, schluchzte seine Frau laut auf. »Das kann nur ein Missverständnis sein«, stammelte Thomas Holthusen.
     
    Im Präsidium bat Danzik den Tee-Kaufmann, in einem Nebenraum Platz zu nehmen. Er wollte Anja Holthusen allein verhören. Aber Thomas Holthusen verlangte den Anwalt der Familie. »Gut, warten wir das ab.«
    Nach zehn Minuten erschien der Anwalt, ein Flanell-Typ um die fünfzig, überhöflich, aber mit hartem Blick hinter der Goldrand-Brille. Nachdem er mit seiner Mandantin gesprochen hatte, begannen die Kommissare mit der Vernehmung. Danzik schaltete das Band ein.
    Anja Holthusen wirkte jetzt etwas gefasster. Sie gab zu, am Brandtag in der Wohnung an der Parkallee gewesen zu sein, um der Tante bei der Betreuung von Amalie Mewes zu helfen. »Ihre Freundin, Regine Mewes, hat ausgesagt, dass Sie beide geplant haben, die jeweiligen Schwiegermütter in einem Mord über Kreuz zu töten. Ist das richtig?«
    Anja Holthusen zögerte. »Kann ich ein Glas Wasser haben?«
    »Bitte!« Tügel setzte das Glas geräuschvoll auf den Tisch. »Ist das richtig?«, wiederholte Danzik.
    Die Frau hielt sich noch an dem Schluck fest. »Das war nur so ein Gedanke. Von meiner Seite bestimmt nicht ernst gemeint.«
    »Aber dann war Elisabeth Holthusen plötzlich tot. Ermordet von Ihrer Freundin, wie sie uns gestanden hat. Ihre Freundin hat sicher verlangt, dass Sie nun auch Ihren Part spielen.«
    »Nein!!« In Anja Holthusens Augen funkelte Verärgerung auf. »Regine wollte mich immer nur beschützen. Ja, und auch von der Alten befreien, damit ich endlich noch ein bisschen leben kann.«
    »Sie haben sich aber verpflichtet gefühlt, im Hinblick auf Amalie Mewes auch was zu unternehmen.«
    »Ja.« Anja Holthusen sank zusammen. »Aber es sollte nur ein Denkzettel sein. Ich wollte, dass sie schwächer und schwächer wird, dass sie Regine nicht mehr so quälen kann …«
    »So schwach, dass sie stirbt!«, schrie Tügel. »Nein, nein.« Anja Holthusen brach in ein hysterisches Weinen aus. »Sie haben Frau Mewes Zyban in den Saft getan. Wie viele Tabletten?«, fragte Danzik scharf. »Nur fünf Tabletten.« Ihr Weinen wurde zu einem Wimmern. »Ich habe doch nicht an Mord gedacht. Ich kann das nicht – jemanden ermorden.«
    »Und ob Sie das können. Nach der Zyban-Attacke haben Sie den Brand gelegt. Um ganz sicher zu gehen, dass Amalie Mewes zu Tode kommt!« Tügel schrie erneut. »Nein, das war ich nicht!« In Anja Holthusens Jammern mischte sich Verzweiflung. »Ich habe keinen Brand gelegt. Glauben Sie mir, Herr Kommissar.« Sie wandte sich wieder zu Danzik. »Ich war doch längst weg, als der Brand passierte. Und warum sollte ich meiner Freundin die Wohnung zerstören?«
    Danzik drehte an seinem Schnauzer. »Wodurch wurde der Brand ausgelöst?«
    »Weiß ich doch nicht, ich war nicht dabei.«
    »Gut, wir können Ihnen das nicht nachweisen. Beweisen können wir aber, dass Sie Frau Mewes mit Zyban einen gesundheitlichen Schaden zugefügt haben, der ihren Tod möglicherweise beschleunigt hat. Wenn Sie Pech haben, werden Sie wegen Mordversuchs angeklagt.«
    Anja Holthusen zog ein Taschentuch hervor und drückte es gegen die Augen. Dann ließ sie sich abführen.

24
    Leuchtende Tage, dachte Danzik. Der Anfang der Tagore-Zeilen stimmte. Die Sonne tauchte die Küche in goldenes Licht, vor dem Fenster wiegte sich das sanfte Grün der Akazienbäume. Danzik schwenkte beschwingt die Weinflasche hin und her. Die beiden Fälle waren gelöst. Wenn auch anders, als er erwartet hatte.
    Und jetzt war Laura da. Erwartungsvoll saß sie an dem zernarbten Eichentisch, während er zum Herd ging und einen Schuss Gin in die Tomatensuppe gab. »Nein, helfen ist heute verboten«, hatte er gut gelaunt gesagt, »du bleibst jetzt hier sitzen und lässt dich
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