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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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Gefahr, dass die Familie sie in die Psychiatrie bringt oder sie sogar entmündigen lässt.« Regine Mewes’ Stimme zerbrach in einem trockenen Schluchzen. »Anja sprach von Selbstmord, immer wieder …«
    »Da hatten Sie das Gefühl, Sie müssten handeln. Sie schlugen Ihrer Freundin vor, sie von der Schwiegermutter zu befreien. War es so?«
    »Ja, genau so. Ich sagte, ich mach das für dich, ich hab die Möglichkeiten dazu, als halbe Pflegerin kenn ich mich mit Medikamenten aus. Ich nehm was von den Digitoxin-Tabletten meiner Schwiegermutter. Und du befreist mich dann von meiner Alten.«
    »War Ihre Freundin einverstanden?«
    »Zuerst hatte sie Bedenken. Aber ihr war klar, wie aussichtslos ihre Zukunft ist. Dann hat sie ›ja‹ gesagt. Aber ich müsse anfangen, sie fühle sich dem nicht gewachsen. Und wenn es wirklich ohne Risiko sei, dann wolle sie es auch tun. Als Dank für mich.«
    Geplanter Mord. Danzik fühlte, wie sich etwas in ihm entladen wollte. Aber er bezwang sich. Bezwang die Empörung über eine Skrupellosigkeit, die Menschen wie Objekte aus dem Weg räumte. Ruhig bleiben, nur die Ruhe bringt’s, dachte er. »Wie sind Sie vorgegangen?«
    »Anja erzählte mir, dass ihre Schwiegermutter sie nicht nur mit ihrer Ordnungssucht, sondern auch mit ihrem Aberglauben terrorisiere. Der ganze Alltag würde danach ausgerichtet. Und sie stände auf alles, was mit Esoterik zu tun habe. Sie hat mich dann mit Frau Holthusen bekannt gemacht und erklärt, ich sei ausgebildete Wahrsagerin und würde mit Tarot-Karten arbeiten.«
    »Und wie wirkte das auf Frau Holthusen?«
    »Wie ein Magnet. Sie hat sofort einen Termin mit mir ausgemacht, und ich habe die Tarot-Karten mitgebracht.« Regine Mewes hob ihre Nase und grinste überlegen. »Es ist ja so einfach, jeder kann es. Auch Sie könnten es, Herr Kommissar.«
    Danzik zuckte unwillkürlich zurück. »Weiter.«
    »Ich habe ihr also viel Gutes gesagt, aber immer auch ein paar Problem-Punkte aus den Karten gelesen. Und so musste ich wieder und wieder kommen. Von Mal zu Mal musste ich länger bleiben und ordentlich Alkohol mit ihr trinken. Es wurde eine richtige Zecherei daraus.«
    »Wie lief es dann am 18. März ab?«
    »Ganz einfach. Inzwischen musste ich auch die Drinks mixen. Sie trank immer ›Ladykiller‹, eine Mischung aus Gin, Brandy und Maracujasaft.«
    »Ladykiller?« Danzik schüttelte entsetzt den Kopf. »Ich hab ihr erst zwei Cocktails ohne gegeben, beim dritten habe ich dann 15 Tabletten dazugetan.«
    Regine Mewes sah den Kommissar an, mit ihren ausdruckslosen Knopf-Augen, und verzog triumphierend den Mund. »Völlig farb- und geschmacklos. Jedenfalls wurde ihr schlecht, und sie hat sich ins Bad geschleppt.«
    Danzik wurde auch fast schlecht. Mühsam setzte er nach: »Haben Sie abgewartet, bis Frau Holthusen tot war?«
    »Klar. Puls gefühlt und so. Als sich nichts mehr tat, bin ich abgehauen.«
    »Vorher haben Sie noch die Scheibe eingeschlagen, um einen Einbruch vorzutäuschen«, bemerkte Tügel. »Warum haben Sie eigentlich Ihre Fingerabdrücke nicht abgewischt?«
    »Ich sah plötzlich vom Garten her den Nachbarn auf die Terrasse zukommen, der hat wohl das Geräusch mit der Scheibe gehört. Da bin ich natürlich schnell weg.«
    Regine Mewes lehnte sich befriedigt zurück, als habe sie eben eine überaus imposante Leistung abgeliefert.
    Danzik atmete tief durch. »Noch eine Frage. Ihre Schwiegermutter ist ebenfalls tot. Hat Anja Holthusen Amalie Mewes ermordet? Hat sie den Brand gelegt?«
    Regine Mewes sah den Kommissar fast mitleidig an. »Anja wollte mir helfen. Aber sie hat’s nicht gebracht. Lassen Sie also bitte meine Freundin aus dem Spiel. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass meine Freundin mir die Wohnung anzündet?«
    »Sie haben aber einen Mordplan auf Gegenseitigkeit verabredet.«
    »Ich sage gar nichts mehr.«
    »Das kriegen wir auch ohne Sie raus.« Danzik spülte mit einer heftigen Bewegung seinen kalt gewordenen Kaffee hinunter. Dann machte er seinem Kollegen ein Zeichen. »Dann woll’n wir mal wieder.« Tügel legte Regine Mewes die Handschellen an. Er rief zwei Beamte, die sie hinausführten. Sie hielt noch immer den Kopf hoch.
    * * *
    Danzik stellte seine Tasse ab. »Dann müssen wir uns jetzt um Anja Holthusen kümmern. Feststellen, wer das Zyban verschrieben hat.«
    »Beide Familien sind bei Doktor Fiedler in Behandlung. Er ist eine kleine Kapazität in der Gegend.«
    »Okay, Torsten. Versuchen wir’s.« Kurz darauf hatte Danzik Doktor
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