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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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hinzuzuziehen. Sie brauchen nichts zu äußern, was gegen Sie verwendet werden könnte.«
    Regine Mewes senkte den Kopf. Wie Wellenkreise im Wasser breiteten sich rote Flecken über ihr Gesicht. Trotzdem machte sie einen schwachen Versuch: »Können Sie das beweisen?«
    »Selbstverständlich.« Danziks Ton wurde scharf. »Die Laborergebnisse beweisen: Ihre Fingerabdrücke sind an den Gläsern, an drei Flaschen, mit denen Sie den Cocktail bereitet haben, und an der Tarot-Karte, die Sie dummerweise am Couchtisch haben fallen lassen.«
    »Das Tarot-Spiel gehört Ihnen. Per Scheckkarte gekauft!« Tügels Worte kamen wie ein Pfeil. »Die Holthusens und die Putzfrau bestätigen, dass Sie der Ermordeten öfter die Karten gelegt haben!«
    »Ein Nachbar der Holthusens bezeugt, dass Sie am Tattag in das Haus gegangen sind!«
    »Die Digitoxin-Tabletten für den Mord haben Sie Ihrer Schwiegermutter entwendet!«
    Regine Mewes hielt sich wie im Schmerz die Hände an die Ohren. »Hören Sie auf!«
    Danzik nickte seinem Kollegen zu. Der zog die Handschellen hervor. »Diese Armbänder sind genau das Passende für Sie!«
    »Alles Weitere auf dem Präsidium. Dort werden Sie Ihre Aussage zu Protokoll geben.« Danzik fasste die Verdächtige am Arm, Tügel griff von der rechten Seite zu. Wenig später saß Regine Mewes im Dienstwagen.
     
    In seinem Büro löste Danzik die Handschellen. Regine Mewes rieb sich die Gelenke, die ziemlich rot geworden waren. Der Kommissar drehte sich zum Tonbandgerät, während sich Tügel an seinen Schreibtisch setzte. »Sie sind einverstanden, dass wir Ihre Aussage aufnehmen?«
    Die Mewes zögerte. In ihren Augen lag wieder etwas Verschlagenes. »Ich möchte einen Anwalt.«
    »Bitte.« Danzik schob ihr das Telefon hin.
    »Ich kenne aber keinen.«
    »Hier ist das Branchenbuch. Oder Sie fragen Ihre Verwandten nach einem Anwalt.«
    Die nun sichtbar Angeschlagene ließ resigniert die Hände sinken. »Sie kommen hier vorerst nicht weg.« Danzik schaltete das Band ein. »Fangen wir an. Sie geben also die Tat zu?«
    Regine Mewes rutschte auf dem Stuhl hin und her. Ihr Blick zickzackte in verschiedene Richtungen. Plötzlich schien ihr die Tragweite des Geschehenen bewusst zu werden. Sie schwieg. »Frau Mewes, die Beweise sind erdrückend. Bedenken Sie, dass ein Geständnis Ihre Strafe reduzieren kann.«
    Die Verdächtige starrte ihn an, beinahe trotzig, die Zähne auf die Unterlippe gepresst. »Sie waren am 18. März in der Holthusen-Villa. Dort haben Sie Elisabeth Holthusen eine Überdosis Digitoxin ins Getränk getan, die zum Tod der Frau Holthusen führte. Ist das richtig?«
    Noch eine Pause, dann kam ein »Ja«.
    »Na also, es geht doch«, warf Tügel ein. Bevor er weitere Zwischenrufe starten konnte, brachte Danzik ihn mit einem Blick zum Schweigen. Ich muss es schaffen, dachte Danzik, ich muss das dunkle Tun dieser Frau ans Licht bringen, sehr sachlich, vorsichtig und geschickt. Gleichzeitig spürte er, wie ihre Gefühllosigkeit einen Abscheu in ihm erregte, der ihn fast körperlich erschaudern ließ. »Beginnen Sie ganz von vorn. Wie Sie Anja Holthusen kennen gelernt haben, wann Sie zum ersten Mal an die Tat dachten, und wie Sie sie ausgeführt haben.« Ich sage ›Tat‹, überlegte Danzik, das klingt harmloser und wird ihre Zunge hoffentlich lösen.
    Regine Mewes blickte auf ihre verflochtenen Hände. »Anja und ich haben uns in der Sauna kennen gelernt. Wir waren immer am selben Wochentag da, und so kamen wir schnell ins Gespräch. Schon bald haben wir festgestellt, dass wir beide in der gleichen häuslichen Hölle leben. Außer mit unserem Mann mit einer Schwiegermutter, die uns tagtäglich aufs Schlimmste quält. Mit Psychoterror und manchmal sogar mit körperlicher Gewalt. Jedenfalls bei Anja …«
    »Sie mochten Anja gleich sehr gern?«
    »Ja, natürlich.« Regine Mewes’ Blick schweifte wie in eine innere Ferne. »Ich merkte es sofort: Sie ist hochsensibel, sehr verletzlich und vollkommen wehrlos, obwohl sie eine Top-Ausbildung und eine gute Stellung als Sprachlehrerin aufzuweisen hatte.«
    »Sie hatten das Gefühl, Sie müssten sie beschützen, Sie haben sie unter Ihre Fittiche genommen …«
    »Ja!« Regine Mewes sah den Kommissar erstaunt an. »Woher wissen Sie das?«
    »Das ist doch sehr nahe liegend.« Danzik legte ein verständnisvolles Lächeln auf. »Ja, ich musste sie beschützen. Vor dieser unmenschlichen Schwiegermutter. Zumal sich Anjas Situation immer mehr zuspitzte. Es bestand die
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