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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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Ledermöbel, ein dunkelroter Perserteppich, Ölbilder. Konservativ-gediegen, konstatierte Danzik. Und so einer legt sich nun täglich auf die Lauer. Hatte der keine anderen Interessen? Na egal. »Möchten Sie einen Whisky? Dumme Frage, Sie sind ja im Dienst. Ein Wasser?«
    »Nein, nein, gar nichts. Keine Umstände bitte.«
    Der alte Mann zwinkerte den Kommissaren zu. »Sie können’s nicht erwarten, stimmt’s? Ich bin bereit.«
    Danzik reichte ihm das Foto. Herr Köster steckte die Pfeife in den Mundwinkel, hielt das Bild vom Körper weg und betrachtete es mit zusammengekniffenen Augen. Danzik atmete laut, Tügel wippte mit den Füßen. »Ja, das ist die Frau. Die mit dem schwarzen Fiat Tipo.«
    »Kein Zweifel?«, fragte Danzik. »Kein Zweifel«, wiederholte der Alte. »Wie oft war sie bei den Holthusens?«
    »Ich schätze so fünf, sechs Mal.«
    »War sie am 18. März hier?«
    »Moment.« Der Rentner schlug ein Notizbuch auf. »Ja, Herr Kommissar, war sie. Ich schreib hier immer alles rein. Aber ich konnte ja nicht wissen, dass das wichtig –«
    »Schon gut. Danke, Sie haben uns sehr geholfen.«
    »Danke.« Tügel nickte dem Alten zu und folgte seinem Chef.
     
    Am Auto blieb Danzik stehen und drehte an seinem Schnauzer. Sie standen direkt vor der Villa der Holthusens. »Weißt du noch, an welchem Tag die Putzfrau bei denen arbeitet?«
    »Mittwochs. Gunda Thalheim.«
    »Gutes Gedächtnis. Heute ist Mittwoch. Dann gehen wir jetzt mit dem Foto ein Haus weiter.«
    »Klasse Idee, Werner.«
    Sie öffneten das schwarze Eisentor und stiegen die paar Stufen bis zur Haustür hoch. Danzik drückte auf die Klingeltaste. »Ja?« Die Stimme in der Sprechanlage war weiblich. »Kriminalpolizei.«
    Wenig später wurde die schwere Holztür aufgezogen. Gunda Thalheim, in orangefarbener Bluse, braunen Hosen und blauer Schürze, sah ihnen muffig und ablehnend entgegen. »Sie noch mal?«
    »Ja, wir noch mal. Können wir reinkommen?«
    »Bitte. Ist aber niemand da.«
    »Oh, das macht gar nichts. Ihre Gegenwart reicht uns völlig.« Danzik ging forsch bis zu den cremefarbenen Schabrackensofas durch. Die Thalheim blieb unschlüssig stehen. »Na, nun kommen Sie schon«, sagte Danzik.
    Die Putzfrau hockte sich auf einen Sessel und griff in ihre Schürzentasche. »Möchten Sie?« Sie hielt den Kommissaren eine Packung ›Marlboro light‹ entgegen.
    »Nein, danke.« Das kam zweistimmig.
    Gunda Thalheim zündete sich eine Zigarette an und inhalierte langsam und tief. »Kennen Sie diese Frau?« Danzik holte überraschungsschnell das Foto hervor.
    Die Thalheim legte die Zigarette ab und nahm das Foto in beide Hände. »Natürlich. Das ist Frau Mewes. Schrecklich, nun gibt es bei denen auch noch einen Mord.«
    »Was hatte Frau Mewes mit den Holthusens zu tun?«
    »Na, sie ist die Freundin von Frau Holthusen. Von Frau Holthusen junior.«
    »Hatte Frau Mewes auch Kontakt zu Elisabeth Holthusen?«
    »Ja, klar, sie hat ihr die Karten gelegt.« Gunda Thalheim griff gleichmütig nach ihrer Zigarette.
    Danzik und Tügel sahen sich an. Erregung pulsierte bis in ihre Schläfen, aber sie bezwangen sich. »Ist Frau Mewes Wahrsagerin?«, fragte Tügel.
    »Sie macht das nebenbei. Hat das wohl selbst von einer Wahrsagerin gelernt. Jedenfalls war Frau Holthusen senior ganz verrückt nach ihr. Alles in ihrem Alltag hat sie nach den Karten ausgerichtet.« Gunda Thalheim zerquetschte die Zigarette und lehnte sich zurück. Ihre Miene ließ keinen Zweifel, dass sie ihren Wissensvorsprung genoss. »Vor allem wollte sie hören, ob sie weiter so großen Erfolg mit ihren Bildern hat, und ob ihr bald ein Liebesglück winkt. Mit dem Galeristen.« Die Putzfrau lächelte schief. »Liebesglück! Also, nicht dass ich gelauscht hätte, aber ich hab’s mitbekommen.«
    »Und wie oft war Frau Mewes hier, um die Karten zu legen?«, fragte Danzik. »Ach, immer wieder. Fünf, sechs Mal bestimmt. Frau Holthusen wollte auf Nummer Sicher gehen.«
    »Was waren es für Karten?«
    »So farbige bunte Bilderkarten. Eigentlich sehr hübsch.«
    »Tarot-Karten?«
    »Ja, genau. Tarot heißen die. Na ja, die haben ihr auch nichts genützt.« Gunda Thalheim tippte sich spöttisch gegen die Stirn. »Ganz schön bescheuert, was? Wenn die Karten alles verraten, dann hätte sie ja auch ihren Tod voraussehen müssen.«
    »Sie haben die Tote am 18. März gefunden. Ist Ihnen bekannt, ob an diesem Tag Frau Mewes erwartet wurde?«
    Die Putzfrau griff nach einer neuen Zigarette. »Nein, davon weiß ich
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