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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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verwöhnen.«
    Laura schnupperte. Die Küche war von Knoblauch-Düften erfüllt. »Riecht köstlich. – Und du bist in grandioser Stimmung.«
    Werner Danzik drehte sich um. »Und ob ich das bin.«
    »Weil du deinen Fall gelöst hast. Oder deine zwei Fälle, wie man’s nun nimmt. Schwiegertöchter ermorden ihre Schwieger-Tiger. Und das noch über Kreuz.«
    »Nein, Laura, so war es nicht.« Danzik machte eine Pause und rührte mit geheimnisvoller Miene die Suppe um.
    »Nicht??«
    »Nein. Es schien erst so, aber dann war es ganz anders.«
    »Ja, wie denn, Werner? Nun spann mich nicht so auf die Folter.«
    »Du, ich hab zwei Kartons Weißen Burgunder gekauft. Den probieren wir jetzt mal.« Werner Danzik schenkte ein.
    »Also: Regine Mewes hat Elisabeth Holthusen mit einer Überdosis Digitoxin vergiftet. Das ist richtig. Schwiegermutter-Mord Nummer eins.«
    »Dann hat Anja Holthusen die Amalie Mewes mit einer Überdosis Zyban und anschließend noch mit Rauchgas vergiftet. Schwiegermutter-Mord Nummer zwei. – Oder nicht?«
    »Zum Wohl!« Werner Danzik hob das Glas. »Nein. Das ist nur die halbe Wahrheit. Man hat Zyban im Magen der Toten gefunden, die Menge war jedoch nicht tödlich.«
    »Aber sie wurde ermordet!«
    »Ja. Ermordet mit Rauchgas. Durch den Brand. Aber der zweite Mord war kein Schwiegermutter-Mord, sondern ein Muttermord.«
    »Das ist ja ’n Ding!« Laura stellte ihr Glas ab. »Also dieses Weichei. Dieser Nobby-Norbert.«
    Danzik lächelte. »Nein. Kalt, ganz kalt.«
    »Eine kalte Spur? Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Nun mach es doch nicht so spannend, Werner!«
    Danzik füllte die Suppe auf und setzte sich. »Guten Appetit!«
    Laura hielt noch immer den unbenutzten Löffel in der Hand.
    »Es war so: Amalie Mewes hatte aus einer früheren Beziehung einen nichtehelichen älteren Sohn, der ins gesellschaftliche Abseits geraten war. Arbeitslos, Sozialhilfeempfänger, Alkoholiker, mittlerweile zum Penner geworden. Dieser Dieter Mewes tauchte, sehr zum Leidwesen der Familie, ab und zu in der Parkallee auf, um von seiner Mutter Geld zu erbetteln. Das wurde langsam zu viel, und deshalb hatte sie ihn in letzter Zeit rigoros abgewiesen.« Danzik unterbrach, um einen Löffel Suppe zu nehmen.
    »Und der hat es getan?«
    »Ja.«
    »Aber wie konntet ihr ihn überführen?«
    »Wir hatten recherchiert, wer alles zur Familie gehört. Dieter Mewes war im Zentralcomputer registriert, weil er wegen einiger Betrügereien schon straffällig geworden war. Wir haben seine Fingerspuren mit denen am Brandort verglichen – sie stimmten überein. Er hatte sich einen Nachschlüssel besorgt und war unbemerkt mit der nötigen Menge Benzin in die Wohnung eingedrungen.«
    »Er hat gestanden?«
    »Ja.«
    Laura nahm nachdenklich einen Schluck Wein. »Aber warum hat er es getan? Nur aus Rache, weil man ihn immer wieder abgewiesen hatte?«
    »Nicht nur aus Rache. Er wollte sein Erbteil kassieren. Und da Amalie Mewes mit warmen Händen nichts gab, sollten ihm die kalten Hände was bringen. Zumal er die Befürchtung hatte, dass ihr Vermögen durch die aufwändige Pflege dahinschmelzen würde. Ein klassischer Erbmord.«
    »An der eigenen Mutter.«
    In dem Moment klingelte das Telefon.
    »Danzik.«
    »Du hast wieder nicht angerufen«, bellte ihn die vertraute Stimme an. »Ich bin nicht dazu gekommen, Mutter.«
    »Nicht dazu gekommen! Dein Fall ist doch gelöst, hast du mir gesagt. Dann können wir ja jetzt zusammen Urlaub machen. Ich habe gedacht, wir fliegen mal nach Teneriffa …«
    »Ich hab Besuch, Mutter. Laura ist da. Ich rufe dich wieder an, ja?«
    Plötzlich war Danziks heitere Stimmung wie ausgelöscht. »Mutter«, »Schwiegermutter« – die Worte setzten sich bei ihm fest, wie ein bitterer Geschmack, den man nicht loswerden kann.
    War es nicht verständlich, dass diese beiden Schwiegertöchter ihren Quälgeist hatten vernichten wollen? Nicht ohne Grund war da ein Hass gewachsen … Danzik erschrak, versuchte seine Gedanken beiseite zu schieben. »Werner, was ist mit dir?« Laura war aufgesprungen und schlang spontan die Arme um ihn.
    Du bist, was du denkst. Nein, er durfte diese negativen Gefühle nicht zulassen. Negatives färbte auf die eigene Seele ab.
    Er schaute zu Laura, umfasste mit seinem Blick ihr Gesicht. Ihre Stirn, ihre Augen, ihren Mund. »Ach, nichts«, sagte er. Dann küsste er sie.
     
    E N D E
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