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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden
Autoren: Monika Buttler
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Fiedler am Apparat. Der Arzt wand sich erst ziemlich herum, dann bequemte er sich zu der Aussage, er habe Regine Mewes ein Rezept über Zyban mitgegeben. Damit die schwerkranke Schwiegermutter endlich vom Rauchen loskomme. Ja, mitgegeben, weil Frau Mewes Senior ja gehunfähig gewesen sei und nicht in die Praxis habe kommen können. Die Dosierung habe er selbstverständlich aufgeschrieben. »Na bitte.« Danzik lehnte sich zurück. »Dann wissen wir, was wir jetzt zu tun haben.«
    Kurz darauf hatten sie einen Durchsuchungsbeschluss in der Hand und fuhren mit gerade noch erlaubtem Tempo zur Villa am Leinpfad. Henri Holthusen machte ihnen, eine Zigarre in der Hand, die Tür auf. Obwohl er über das Kommen der Beamten informiert war, regte er sich auf.
    »Schon wieder dieser Zirkus. Was denn jetzt noch? Was suchen Sie überhaupt?«
    »Beruhigen Sie sich.« Danziks Worte wirkten etwas formelhaft, was den Hausherrn noch mehr aufbrachte. »Ich denke nicht daran. Ich weiß schon, was Sie hier wollen. Meine Korrespondenz durchs töbern. Und? Ja, ich habe eine Liaison mit Frau von Sassnitz. Ist das s-trafbar? Bin ich deshalb ein Mörder? Wenn Sie nicht s-tändig in falsche Richtungen ermitteln würden, hätten Sie den Mörder meiner Frau schon längst gefunden.«
    »Beruhigen Sie sich«, wiederholte Danzik. »Es geht um Ihre Schwiegertochter. – Wo ist sie überhaupt?«
    »Bei dieser Ingrid.«
    »Meinen Sie Isabel Ackermann?«
    »Ja. – Was wollen Sie denn da oben?« Henri Holthusen machte Anstalten, den Beamten hinauf ins Schlafzimmer seines Sohnes und seiner Schwiegertochter zu folgen. Danzik drehte sich auf der Treppe um: »Sie bleiben unten!«
    Der Kommissar blickte auf das Foto der einst schlanken, schönen Anja, während sein Kollege Schubladen und Schränke aufriss. »Hier, Werner! Das Medikament, auf das du so heiß bist! Zyban!« Torsten Tügel holte zwischen Handtüchern und Bettwäsche nicht nur einen Flachmann, sondern auch eine Schachtel hervor. Die Packung war angebrochen aber noch ziemlich voll. »Das ist ein Fang! Jetzt ist sie dran!« Danzik fuhr sich aufgeregt durch die Haarstoppeln.
    Torsten Tügel verschloss die Packung, ließ sie mit behandschuhten Fingern in ein Plastiktütchen gleiten und reichte es seinem Kollegen rüber. »Danke.« Danzik presste die Tüte an sich, als habe er den Schatz des Jahrhunderts erhalten.
    Sein junger Kollege stand an einem zierlichen weißen Schreibtisch. Er blätterte einen länglichen Spiralkalender um, bis er zum 18. März zurückgekommen war. »Werner, komm doch mal! Eintrag ›A.M. 12 Uhr‹.«
    »Amalie Mewes«, sagte Danzik. Er sagte es mit einer Mischung aus Triumph und Trauer. Dann wurde auch dieses Beweisstück eingesackt. »Ist Ihre Razzia zu Ende??« Henri Holthusen wurde jetzt cholerisch. Er stand am Fuß der Treppe und paffte wütend an seiner Zigarre. »Wir sind fertig.« Danzik kam ruhig die Treppe hinunter. »Und? Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Wir haben eine angebrochene Packung Zyban gefunden. Die werden wir zur Beweissicherung mitnehmen.«
    »Aber Sie können doch nicht einfach –«
    »Doch, können wir.« Tügel drückte dem Kaufmann als Quittung ein unterschriebenes Blatt in die Hand.
    Die Kommissare wandten sich zur Tür. Holthusen sah ihnen hinterher, das Gesicht ein roter Ballon. Krachend zerdrückte er das Blatt in seiner Hand.
     
    Der nächste Tag war wieder hektisch. Die Laboruntersuchung hatte ergeben, dass die Fingerabdrücke an der Zyban-Schachtel wie erwartet von Anja Holthusen stammten. Wenn man den Eintrag im Kalender hinzunahm, konnte kein Zweifel mehr bestehen, dass sie die Täterin war.
    Die Kommissare stiegen in ihren Dienstwagen. Tügel kaute an einem Rosinenbrötchen, Danzik stopfte eine Banane in sich hinein. Für ein Mittagessen, ob Kantine oder Stamm-Italiener, war jetzt keine Zeit. Die Ereignisse überrollten sich in einem rasenden, Adrenalin erzeugenden Tempo.
    Als sie bei der Leinpfad-Villa ankamen, die große Enttäuschung: Niemand öffnete. Ein Anruf bei Thomas Holthusen brachte Klarheit. Ja, auch heute wieder sei seine Frau bei der Architektin. »Isabel Ackermann! Isestraße 56!«, rief Danzik, während sich Tügel hinters Steuer warf. »Hoffentlich ist das keine Finte und die Holthusen auch wirklich dort.«
    »Die hat mit Sicherheit einen Schlüssel zur Wohnung.«
    »Und wenn sie einfach nicht aufmacht? Das würde jedenfalls zu ihr passen.«
    Zum Glück war kein Markttag, so konnten sie unter der U-Bahn-Unterführung
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