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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post
Autoren: Terry Pratchett
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vertrauenswürdig bezeichnet!«
    »Nimmst du mein Angebot an, Herr Lipwig?«, fragte Vetinari scharf.
    Feucht sah ihn an. »Entschuldigung«, sagte er und stand auf. »Ich möchte nur etwas überprüfen.«
    Zwei ebenfalls in Schwarz gekleidete Männer standen hinter dem Stuhl. Es war kein besonders hübsches Schwarz, eher das Schwarz von Leuten, die nicht wollen, dass man die Flecken sieht. Sie sahen wie Sekretäre aus, bis man in ihre Augen blickte.
    Sie traten beiseite, als Feucht zur Tür ging, die tatsächlich existierte. Er öffnete sie vorsichtig. Dahinter gab es nichts, auch keinen Boden. In der Art eines Mannes, der alle Möglichkeiten ausprobiert, zog er den Rest des Löffels aus der Tasche und ließ ihn fallen. Es dauerte eine Weile, bis er das Klirren hörte.
    Er kehrte zum Stuhl zurück und nahm wieder Platz.
    »Die Aussicht von Freiheit?«, fragte er.
    »Genau«, bestätigte Vetinari. »Man hat immer eine Wahl.«
    »Du meinst… ich hätte den sicheren Tod wählen können?«
    »Es ist eine Wahl«, sagte Vetinari. »Oder vielleicht eine Alternative. Weißt du, ich glaube an Freiheit, Herr Lipwig. Nicht viele Leute glauben daran, obwohl sie etwas anderes behaupten. Und keine praktische Definition der Freiheit wäre komplett ohne die Freiheit, die Konsequenzen zu tragen. Es ist die Freiheit, auf der alle anderen Freiheiten basieren. Und nun… Übernimmst du die Arbeit? Niemand wird dich erkennen, da bin ich sicher. Mir scheint, du wirst nie erkannt.«
    Feucht zuckte mit den Schultern. »Na schön. Ich akzeptiere dein Angebot als geborener Krimineller, Betrüger durch innere Berufung, gewohnheitsmäßiger Lügner, perverses Genie und jemand, der absolut nicht vertrauenswürdig ist.«
    »Großartig! Willkommen im Dienst der Regierung!«, sagte Lord Vetinari und streckte die Hand aus. »Ich bin stolz auf meine Fähigkeit, den richtigen Mann auszuwählen. Der Lohn beträgt zwanzig Dollar die Woche, und ich glaube, dem Postminister steht eine kleine Wohnung im Hauptgebäude zur Verfügung. Soweit ich weiß, bekommt er auch einen Hut. Ich erwarte regelmäßige Berichte. Guten Tag.«
    Er sah auf seine Unterlagen hinab. Und blickte wieder auf. »Offenbar bist du noch da, Postminister?«
    »Das ist alles?«, fragte Feucht verdutzt. »Im einen Augenblick werde ich gehängt, und im nächsten stellst du mich ein?«
    »Mal sehen… Ja, ich denke schon. Das heißt, da fällt mir ein… Drumknott, gib Herrn Lipwig seine Schlüssel.«
    Der Sekretär trat vor und reichte Feucht einen großen, rostigen Schlüsselring voller Schlüssel. Dann hob er ein Klemmbrett. »Bitte unterschreib hier, Postminister.«
    Einen Moment, dachte Feucht. Dies ist nur eine Stadt. Sie hat Tore. Sie ist vollständig von unterschiedlichen Richtungen umgeben, in die man laufen kann. Spielt es eine Rolle, was ich unterschreibe?
    »Natürlich«, sagte er und kritzelte seinen Namen.
    »Bitte mit deinem richtigen Namen«, sagte Lord Vetinari, ohne vom Schreibtisch aufzusehen. »Mit welchem Namen hat er unterschrieben, Drumknott?«
    Der Sekretär reckte den Hals. »Äh… Ethel Schlange, wenn ich das richtig lese.«
    »Bitte versuch, dich zu konzentrieren, Herr Lipwig«, sagte Lord Vetinari müde und schien noch immer in seinen Unterlagen zu lesen.
    Feucht unterschrieb erneut. Was spielte es letztendlich für eine Rolle? Er hatte ohnehin die Absicht, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und den Namen auf dem Papier zu bringen.
    »Dann wäre da nur noch die Sache mit deinem Bewährungshelfer«, sagte Lord Vetinari, der weiter den Eindruck erweckte, in die Dokumente auf dem Schreibtisch vertieft zu sein.
    »Bewährungshelfer?«
    »Ja. Ich bin nicht dumm, Herr Lipwig. Er erwartet dich in zehn Minuten vor dem Postamt. Guten Tag.«
    Als Feucht gegangen war, hüstelte Drumknott höflich und fragte: »Glaubst du, er wird im Postamt erscheinen, Euer Lordschaft?«
    »Man muss immer an die Psychologie des Individuums denken«, sagte Vetinari und korrigierte die Orthographie eines offiziellen Berichts. »Das mache ich die ganze Zeit über und du leider nicht immer, Drumknott. Deshalb hat er deinen Stift mitgenommen.«
     
    Immer schnell sein. Man weiß nie, was einen einzuholen versucht.
    Zehn Minuten später befand sich Feucht von Lipwig bereits ein ganzes Stück außerhalb der Stadt. Er hatte ein Pferd gekauft, was ihm ein wenig peinlich war, aber es kam vor allem auf Schnelligkeit an, und er hatte nur Zeit gefunden, eins der Notfallpäckchen aus dem
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