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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post
Autoren: Terry Pratchett
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herum…
    Erst gegen Morgengrauen trafen die seriösen Männer ein. Sie waren älter, dicker und besser gekleidet – aber nicht auffällig, nie auffällig – und bewegten sich mit dem Ernst echten Geldes. Sie waren Financiers, reicher als Könige (die oft recht arm waren), aber in der Stadt kannte sie kaum jemand außerhalb ihres Kreises, und in den Straßen wären sie gar nicht aufgefallen. Sie sprachen leise mit Käsenburg, als hätte er einen schmerzlichen Verlust erlitten, und anschließend sprachen sie untereinander, schrieben mit goldenen Drehbleistiften in kleine Notizbücher, ließen Zahlen tanzen und durch Reife springen. Dann wurde eine stille Übereinkunft getroffen, und Hände wurden geschüttelt, was bei diesen Leuten weitaus mehr bedeutete als ein unterschriebener Vertrag. Der erste Dominostein stand wieder still. Die Säulen der Welt zitterten nicht mehr. Am Morgen würde die Kreditbank öffnen, alle Schecks einlösen und die Gehälter bezahlen. In der Stadt würde weiterhin das Geld fließen.
    Sie hatten Ankh-Morpork mit Gold gerettet, und viel leichter als irgendein Held mit Stahl. Aber eigentlich war es gar kein Gold gewesen, nicht einmal das Versprechen von Gold, sondern eher die Vorstellung von Gold, der zauberhafte Traum davon, dass Gold da ist, am Ende des Regenbogens, und dass es auch weiterhin da sein wird, vorausgesetzt natürlich, man geht nicht hin und sieht nach.
    Dieses Phänomen ist als Finanzen bekannt.
    Auf dem Weg nach Hause zu einem einfachen Frühstück machte einer von ihnen einen Abstecher zur Assassinengilde, um seinen alten Freund Lord Witwenmacher zu besuchen, und dabei kamen die gegenwärtigen Angelegenheiten nur am Rande zur Sprache. Und Reacher Gilt, wohin auch immer er verschwunden sein mochte, war jetzt das schlimmste Versicherungsrisiko auf der Welt. Die Leute, die den Regenbogen bewachen, halten nichts von jenen, die vor die Sonne treten.
     

EPILOG
Einige Zeit danach
    Der Mann auf dem Stuhl hatte weder langes Haar noch eine Augenklappe. Er hatte keinen Bart und wollte sich auch gar keinen Bart wachsen lassen, obwohl er sich seit einigen Tagen nicht mehr rasiert hatte.
    Er stöhnte.
    »Ah, Herr Gilt«, sagte Lord Vetinari und blickte von seinem Spielbrett auf. »Du bist wach, wie ich sehe. Ich bedauere die Art und Weise, wie man dich hierher gebracht hat, aber einige sehr teure Leute wollen dich tot sehen, und ich hielt es für eine gute Idee, dieses kleine Treffen zu organisieren, bevor ihr Wunsch in Erfüllung geht.«
    »Ich weiß nicht, von wem du redest«, sagte der Mann. »Ich bin Rudolph Stippler und habe Papiere, die meine Identität beweisen…«
    »Und es sind wundervolle Papiere, Herr Gilt. Aber genug davon. Ich möchte mit dir über Engel reden.«
    Reacher Gilt hörte sich mit wachsender Verwunderung Lord Vetinaris Engeltheorien an. Gelegentlich verzog er das Gesicht, wenn ihn schmerzende Körperteile daran erinnerten, dass er drei Tage lang von einem Golem getragen worden war.
    »… was mich zu dem Punkt bringt, um den es mir geht, Herr Gilt. Das Königliche Münzamt muss neu organisiert werden. Um ganz ehrlich zu sein: Es steht kurz vor dem Ende und ist ganz und gar nicht das, was wir im Jahrhundert der Sardelle brauchen. Aber es gibt eine Lösung des Problems. In den letzten Monaten sind Herrn Lipwigs berühmte Briefmarken zu einer zweiten Währung in der Stadt geworden. Sie wiegen kaum etwas, sind leicht zu transportieren, und man kann sie sogar mit der Post schicken! Faszinierend, Herr Gilt. Endlich lösen sich die Leute von der Vorstellung, dass Geld glänzen sollte. Hast du gewusst, dass die durchschnittliche Ein-Cent-Marke bis zu zwölf Mal den Besitzer wechselt, bevor sie ihren Zweck erfüllt und auf einen Briefumschlag geklebt wird? Das Münzamt braucht einen Mann, der den Traum von Währung versteht. Es gibt ein Gehalt und auch eine Mütze, glaube ich.«
    »Du bietest mir eine Arbeit an?«
    »Ja, Herr Stippler«, sagte Vetinari. »Und um die Aufrichtigkeit meines Angebots zu betonen, möchte ich dich auf die Tür hinter dir hinweisen. Wenn du im Verlauf dieses Gesprächs irgendwann gehen möchtest, brauchst du nur durch die Tür dort zu treten, und dann wirst du nie wieder etwas von mir hören…«
    Ein wenig später kam der Sekretär Drumknott herein. Lord Vetinari las einen Bericht über das geheime Treffen des inneren inneren Rats der Diebesgilde, das in der vergangenen Nacht stattgefunden hatte.
    Fast geräuschlos kümmerte er sich um die
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