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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post
Autoren: Terry Pratchett
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versucht hatte, die Dinge funktionieren zu lassen. Doch derzeit fand er nur die Wahrheit auf seiner Seite, und darin suchte er Zuflucht. »Ich weiß nicht, wie es möglich sein sollte, aber… manchmal, wenn man in der Nacht hoch oben in einem Turm sitzt, wenn die Klappen klappern und der Wind in der Takelung singt… dann könnte man an so etwas glauben.«
    »Ich habe gehört, es gibt eine Tradition namens ›Heimschicken‹«, sagte Lord Vetinari.
    Der Ingenieur wirkte überrascht. »Ja, Herr, aber…« Pony glaubte, dass er mit einer kleinen Fahne nach einer rationalen Welt winken sollte, zu der er im Augenblick kaum Vertrauen hatte. »Alle Nachrichten sind aus dem Strang entfernt worden, bevor wir unsere gesendet haben, deshalb weiß ich nicht, wie die andere Mitteilung hineinkommen konnte…«
    »Es sei denn natürlich, sie stammt tatsächlich von den Toten«, sagte Lord Vetinari. »Herr Pony, zum Wohle deiner Seele und nicht zuletzt deines Körpers wirst du jetzt, von Kommandeur Mumms Leuten begleitet, zum Haufen-Turm gehen und allen Türmen eine kurze Nachricht übermitteln. Du sollst die Papierbänder aller Türme des Großen Strangs sicherstellen – ich glaube, man nennt sie ›Trommelrollen‹. Soweit ich weiß, zeichnen sie alle Nachrichten auf, die vom jeweiligen Turm ausgehen, und können nicht so leicht manipuliert werden.«
    »Das dauert Wochen, Herr!«, protestierte Pony.
    »Dann solltest du früh am Morgen damit beginnen«, sagte Lord Vetinari.
    Herr Pony begriff plötzlich, dass es unter den gegenwärtigen Umständen sehr gesund sein könnte, weit von Ankh-Morpork entfernt zu sein. Er nickte. »Wie du wünschst, Euer Lordschaft.«
    »Der Große Strang wird einstweilen stillgelegt«, entschied Lord Vetinari.
    »Er ist Privatbesitz!«, entfuhr es Grünlich.
    »Tyrann, denk dran«, sagte Vetinari fast fröhlich. »Ich bin sicher, dass die Buchprüfung zumindest einige Aspekte dieses Rätsels klären wird. Einer davon ist, dass Herr Reacher Gilt offenbar nicht mehr bei uns weilt.«
    Alle Köpfe drehten sich.
    »Vielleicht hat er sich an einen wichtigen Termin erinnert«, spekulierte Lord Vetinari. »Ich glaube, er ist schon vor einer ganzen Weile gegangen.«
    Es dämmerte den Vorstandsmitgliedern des Großen Strangs, dass der Vorsitzende abwesend war und, schlimmer noch, sie nicht. Sie rückten zusammen.
    »Ich frage mich, ob wir, äh, an dieser Stelle die Angelegenheit privat mit dir besprechen könnten, Euer Lordschaft«, sagte Grünlich. »Ich fürchte, Reacher war kein leichter Geschäftspartner.«
    »Kein Teamgeist«, brachte Muskat hervor.
    »Wer?«, fragte Staulich. »Wo bin ich? Wer sind all diese Leute?«
    »Er hat uns die meiste Zeit über völlig im Dunkeln gelassen…«, sagte Grünlich.
    »Erinnere mich an nichts…«, fuhr Staulich fort. »Bin nicht vernehmungsfähig, das kann jeder Arzt bestätigen…«
    »Ich glaube, ich kann für uns alle sagen, dass er uns von Anfang an verdächtig erschien…«
    »Gähnende Leere in meinem Gedächtnis. Steckt überhaupt nichts mehr drin… Wie heißt dieses Ding mit den Fingern dran? Wer bin ich…?«
    Lord Vetinari sah den Vorstand lange genug an, um in ihm tiefes Unbehagen zu erzeugen, während er mit dem Griff des Gehstocks sanft an sein Kinn klopfte. Er lächelte dünn.
    »Ja«, sagte er. »Kommandeur Mumm, es wäre ungerecht, diese Männer noch länger hier zu behalten.« Als sich die Gesichter vor ihm entspannten und das Lächeln in ihnen Hoffnung verriet, das größte aller Geschenke, fügte der Patrizier hinzu: »In die Zellen mit ihnen, Kommandeur. Und zwar in Einzelzellen. Ich werde sie morgen früh besuchen. Und wenn Herr Schräg wegen ihnen zu dir kommt, so richte ihm bitte aus, dass ich ein wenig mit ihm plaudern möchte.«
    Das klang… gut. Feucht schlenderte zur Tür, während es wieder laut wurde, und er hatte sie fast erreicht, als Lord Vetinaris Stimme wie ein Messer durch die Menge schnitt.
    »Willst du schon gehen, Herr Lipwig? Warte einen Moment. Ich bringe dich zu deinem berühmten Postamt zurück.«
    Für einen Moment, für den Bruchteil einer Sekunde, dachte Feucht daran wegzulaufen. Er entschied sich dagegen. Welchen Sinn hätte es gehabt?
    Die Menge teilte sich hastig, als Lord Vetinari zur Tür ging. Hinter ihm traten Wächter zu den Vorstandsmitgliedern. Letztlich hat man die Freiheit, die Konsequenzen zu tragen.
     
    Der Patrizier lehnte sich in die lederne Polsterung zurück, als die Kutsche losrollte. »Was für ein
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