Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
Fräulein Makkalariat auf einen Stuhl und hämmerte etwas an die Wand.
    »Alle sagen, dass wir gewonnen haben, weil die Klacker stillgelegt sind und der Vorstand im Gefängnis sitzt, Herr. Alle sagen, dass Herr Aufrecht Gennua nur erreichen muss! Und Herr Grütze meint, dass die Buchmacher vermutlich keine Wetten auszahlen, Herr. Und der König von Lancre möchte eigene Briefmarken gedruckt haben, aber die Sache wird ganz schön teuer, Herr, weil dort nur etwa zehn Briefe pro Jahr geschrieben werden. Wie dem auch sei, Herr… Wir haben es ihnen gezeigt, nicht wahr, Herr? Das Postamt ist zurück!«
    »Es ist eine Art Spruchband«, sagte Feucht.
    »Wie bitte, Herr Lipwig?«, fragte Stanley.
    »Äh… nichts. Danke, Stanley. Viel Vergnügen mit den Briefmarken. Freut mich zu sehen, dass es dir… so gut geht.«
    »Es ist, als hätte ich ein ganz neues Leben bekommen, Herr«, sagte Stanley. »Ich gehe jetzt besser, Herr, sie brauchen Hilfe beim Sortieren der Post…«
    Es war ein einfaches Spruchband. Die Aufschrift lautete: »Danke, Herr Lipwig!«
    Die Schatten von Schwermut schlossen sich um Feucht. Es war jedesmal schlimm, nachdem er gewonnen hatte, aber diesmal war es schlimmer. Tagelang war sein Geist geflogen, und er hatte sich lebendig gefühlt. Jetzt fühlte er sich taub. Sie befestigten ein solches Spruchband an der Wand, und er war ein Lügner und ein Dieb. Er hatte sie alle zum Narren gehalten, und jetzt bedankten sie sich auch noch dafür.
    Eine ruhige Stimme kam von der Tür hinter ihm. »Irrer Al und die Jungs haben mir gesagt, was du getan hast.«
    »Oh«, sagte Feucht und drehte sich noch immer nicht um. Vermutlich zündet sie sich gerade eine Zigarette an, dachte er.
    »Es war nicht besonders nett«, fuhr Adora Belle Liebherz im gleichen ruhigen Tonfall fort.
    »Es gab keine nette Sache, die funktionieren würde«, erwiderte Feucht.
    »Willst du mir sagen, dass du die Idee dem Geist meines toten Bruders verdankst?«, fragte die junge Frau.
    »Nein«, antwortete Feucht. »Ich bin von allein darauf gekommen.«
    »Gut. Wenn du mir damit gekommen wärst, hättest du für den Rest deines Lebens hinken müssen, glaub mir.«
    »Danke«, sagte Feucht bleiern. »Es war einfach nur eine Lüge, von der ich wusste, dass die Leute gern an sie glauben würden. Nur eine Lüge. Es war eine Möglichkeit, das Postamt weitermachen zu lassen und den Großen Strang aus Gilts Händen zu nehmen. Vermutlich bekommst du ihn zurück, wenn du willst. Du und all die anderen, die Gilt betrogen hat. Ich helfe euch dabei, wenn ich kann. Aber ich möchte keinen Dank.«
    Er fühlte, wie sie näher kam.
    »Es ist keine Lüge«, sagte sie. »Es ist etwas, das hätte wahr sein sollen. Es hat meine Mutter gefreut.«
    »Hält sie es für wahr?«
    »Sie möchte nicht daran glauben, dass es nicht wahr ist.«
    Das möchte niemand. Ich halte dies nicht aus, dachte er. »Ich weiß, was ich bin. Ich bin nicht die Person, für die mich alle halten. Ich wollte mir nur beweisen, dass ich nicht wie Gilt bin. Mehr als ein Hammer, verstehst du? Aber ich bin noch immer ein Berufsbetrüger. Ich dachte, das wüsstest du. Ich kann Ehrlichkeit so gut spielen, dass ich mich manchmal selbst täusche. Ich manipuliere das Denken anderer Leute…«
    »Du hältst nur dich selbst zum Narren«, sagte Fräulein Liebherz und griff nach seiner Hand.
    Feucht… schüttelte sie ab, lief aus dem Gebäude und aus der Stadt und kehrte zu seinem alten Leben zurück oder zu seinem alten Leben, blieb immer in Bewegung, verkaufte Glas als Diamanten, aber irgendwie schien es nicht mehr richtig zu funktionieren, das Flair war nicht mehr da, es machte keinen Spaß mehr, selbst das mit den Karten klappte nicht mehr, und eines Winters in einem Gasthaus, das kaum mehr war als eine Bruchbude, wandte er das Gesicht der Wand zu…
    Und ein Engel erschien.
    »Was ist gerade passiert?«, fragte Fräulein Liebherz. Vielleicht bekommt man zwei…
    »Nur so ein Gedanke«, sagte Feucht. Er ließ das goldene Glühen aufsteigen. Er hatte sie alle zum Narren gehalten, selbst hier. Und das Gute war: Er konnte damit fortfahren; es brauchte kein Ende zu finden. Er musste sich nur alle paar Monate daran erinnern, dass er damit aufhören konnte. Wenn er das wusste, konnte er immer weitermachen. Und dann war da Fräulein Liebherz, mit der Zigarette im Mund, weniger als einen halben Meter entfernt. Er beugte sich vor…
    Hinter ihm erklang ein lautes Husten. Wie sich herausstellte, stammte es von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher