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Ab die Post

Ab die Post

Titel: Ab die Post
Autoren: Terry Pratchett
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Versteck zu holen und den dürren alten Klepper in der Gelegenheitsbox von Hobsons Mietstall zu kaufen. Wenigstens bedeutete es, dass kein zorniger Bürger zur Wache laufen würde.
    Niemand hatte versucht, ihn aufzuhalten. Niemand hatte ihm mehr als nur beiläufige Beachtung geschenkt, wie üblich. Die weite Ebene erstreckte sich vor ihm, voller Möglichkeiten. Und er verstand sich darauf, aus nichts Gewinn zu schlagen. Im ersten kleinen Ort, den er erreichte, wollte er den Wert dieses alten Gauls mit einigen kleinen Methoden und Ingredienzien verdoppeln, für mindestens zwanzig Minuten, oder bis es regnete. Zwanzig Minuten würden genügen, um ihn zu verkaufen und mit ein wenig Glück ein anderes Pferd zu kaufen, das ein wenig mehr wert war als der Angebotspreis. Im nächsten Ort würde er das Ganze wiederholen und auf diese Weise in drei oder vier Tagen zu einem anständigen Pferd kommen.
    Aber das war nur eine Nebentätigkeit, die allein dazu diente, nicht aus der Übung zu kommen. Das Futter seines Mantels enthielt drei fast echte Diamantringe. Ein echter steckte in einer geheimen Ärmeltasche, und in den Kragen eingenäht war ein fast echter Golddollar. Für ihn hatten diese Dinge die gleiche Bedeutung wie Säge und Hammer für einen Tischler. Es waren primitive Werkzeuge, aber sie würden ihn wieder ins Geschäft bringen.
    Es heißt: »Einen ehrlichen Mann kann man nicht betrügen«, und das wird oft von Leuten behauptet, die viel Geld damit verdienen, ehrliche Leute zu betrügen. Das hatte Feucht nie versucht. Wenn man einen ehrlichen Mann betrog, neigte der Betreffende dazu, sich bei der örtlichen Wache zu beklagen, und heutzutage ließen sich die Wächter schwerer bestechen. Es war viel sicherer, unehrliche Leute zu betrügen, und auch sportlicher. Außerdem gab es viel mehr von ihnen. Man brauchte sie kaum zu suchen.
    Eine halbe Stunde nach der Ankunft in Happlich, von wo aus Ankh-Morpork als ein Turm aus Rauch am Horizont zu sehen war, saß Feucht niedergeschlagen vor einer Taverne, mit nichts in der Hand als einem echten Diamanten im Wert von hundert Dollar und der dringenden Notwendigkeit, nach Gennua heimzukehren, wo seine arme alte Mutter an Kribbelitis starb. Elf Minuten später stand er geduldig vor einem Juwelierladen, in dem der Juwelier einem mitfühlenden Bürger mitteilte, dass der Ring, den der Fremde für zwanzig Dollar verkaufen wollte, fünfundsiebzig wert war (auch Juweliere mussten von etwas leben). Fünfunddreißig Minuten danach ritt Feucht mit einem besseren Pferd los, hatte fünf Dollar in der Tasche und ließ einen hämischen mitfühlenden Bürger zurück, der zwar klug genug gewesen war, Feuchts Hände zu beobachten, aber versuchen würde, dem Juwelier für fünfundsiebzig Dollar einen glänzenden Messingring mit einem Stein aus Glas zu verkaufen, der höchstens fünfzig Cent wert war.
    Die Welt war herrlich frei von ehrlichen Leuten und wundervoll voll von Leuten, die glaubten, zwischen einem ehrlichen Mann und einem Gauner unterscheiden zu können.
    Feucht klopfte auf seine Jackentasche. Die Wärter hatten ihm natürlich die Karte abgenommen, vermutlich als er damit beschäftigt gewesen war, tot zu sein. Es war eine gute Karte, und ihr Studium würde Herrn Wilkinson und seinen Kollegen viel über Dechiffrierung, Geographie und unaufrichtige Kartographie lehren. Sie würden mit ihrer Hilfe keinen Betrag von 150.000 Ankh-Morpork-Dollar in verschiedenen Währungen finden, weil die sehr komplex gezeichnete Karte frei erfunden war. Feucht fühlte Wärme bei der Vorstellung, dass Wilkinson und die anderen für einige Zeit den größten aller Schätze besaßen, nämlich Hoffnung.
    Wer sich nicht daran erinnern konnte, wo er viel Geld versteckt hatte, der verdiente es Feuchts Meinung nach, sein Vermögen zu verlieren. Doch derzeit musste er sich davon fern halten, konnte sich aber wenigstens darauf freuen…
    Den Namen des nächsten Ortes merkte er sich nicht einmal. Er hatte ein Gasthaus, und das genügte. Feucht nahm ein Zimmer mit Blick in eine leere Gasse, vergewisserte sich, dass das Fenster leicht aufschwang, aß eine ordentliche Mahlzeit und ging früh zu Bett.
    Gar nicht schlecht, dachte er. Am Morgen hatte er unter einem Galgen gestanden, mit einer Schlinge um den Hals, und am Abend war er wieder im Geschäft. Jetzt brauchte er sich nur noch einen Bart wachsen zu lassen und Ankh-Morpork sechs Monate zu meiden. Oder vielleicht nur drei.
    Feucht hatte ein Talent. Außerdem hatte er
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