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A Mobile Love Affair - Liebespost Per SMS

A Mobile Love Affair - Liebespost Per SMS

Titel: A Mobile Love Affair - Liebespost Per SMS
Autoren: Angela Waidmann
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los, auf die Kreuzung zu, auf die auch der Radfahrer zufährt. Jetzt erkenne ich ihn. Es ist Holger, eindeutig. Noch wenige Meter.
    Ich flüstere ein Stoßgebet: “Dear God, please let it work, please, please, please!”
    Im letzten Moment weicht Fiona Holger aus, der in atemberaubendem Tempo auf sie zurast, und stößt einen fürchterlichen Schrei aus.
    Der arme Junge tritt voll in die Bremsen, Fionas Fahrrad kippt um, sie schreit, noch lauter diesmal, qualvoll!
    Das ist mein Einsatz. Ich trete in die Pedale, was das Zeug hält, und sause zum Ort des Schreckens.
    Da liegt sie am Boden, die beste Freundin von allen, und krümmt sich leise jammernd vor Schmerzen. Langsam breitet sich ein dunkelroter Fleck auf ihrem linken Oberschenkel aus.
    Blass, die Hände vors Gesicht geschlagen, steht der arme Holger daneben.
    “He, hier gilt rechts vor links, du Idiot!”, zische ich ihn an, aber jedes Wort ist wie ein Schnitt durch meine Seele.
    Ich reiße mich zusammen, lasse mein Fahrrad achtlos auf den Weg fallen, beuge mich zu meiner ‘verletzten’ Freundin hinunter und ringe die Hände so überzeugend, wie ich nur kann. “Mannomann, das sieht aber gar nicht gut aus. Dein Bein … und dein Gesicht … oje, und dann auch noch dein Ellenbogen! Tut’s denn sehr weh?”
    Fiona stößt ein markerschütterndes Gejammer aus. Vorsichtig hebe ich ihren linken Arm an und zeige Holger die Himbeerabschürfungen mit jeder Menge verkrustetem Marmeladenblut.
    Wenn der arme Kerl eben schon blass war, dann wird er jetzt kreideweiß.
    “Das … das wollte ich nicht”, stottert er. “Ich … ich hatte es eilig, zum Training zu kommen, war spät dran und da hab … hab ich nicht aufgepasst. Es tut mir entsetzlich leid, ehrlich.”
    Jackie, you’re such a bitch! You are so mean, beschimpft mich meine innere Stimme. Right, antworte ich ihr. But there’s no going back now.
    Dann fauche ich verabredungsgemäß Holger an: “An die Verkehrsregeln muss man sich ja wohl trotzdem halten!”, bevor ich mich wieder der jammernden Fiona zuwende. “Versuch mal, dich aufzusetzen, gaaanz vorsichtig”, bitte ich sie und meine Stimme ist voller Besorgnis.
    Sie tut wie geheißen und stöhnt dabei geradezu bühnenreif.
    “Du Rüpel!”, schnauze ich Holger an. “So einen wie dich können wir hier nicht gebrauchen. Wenn du’s mit deinem Fußballtraining so furchtbar eilig hast, dann mach dich vom Acker. Ich bringe die arme Fiona zum Arzt, denn da muss sie offensichtlich hin. Aber lass mir gefälligst deine Handy-Nummer da, damit wir dich anrufen können, wegen der Versicherung und so weiter.”
    Ich greife in meine Jackentasche, in der ich vorausschauend Kugelschreiber und Notizblock deponiert habe. Schließlich kann man sich als ordentliche nasty bitch  nicht drauf verlassen, dass die Opfer immer alles dabei haben, was sie brauchen. Ich zücke den Stift und sehe ihn abwartend an. Aber es ist nicht so einfach, bei Holgers Anblick die Fassung zu wahren.
    Here I am, denke ich, feeling like a witch with a → taste for eating small children. And right now poor Holger looks a lot like little Hansel in the fairytale of Hansel and Gretel. He seems to → be shrinking under the → weight of his → guilt .
    “Ja … ja klar”, antwortet er verschüchtert und gibt mir brav seine Nummer.
    Es ist nicht die Nummer des gesuchten Dichterfürsten. Mist! Unwillkürlich stoße ich einen tiefen Seufzer aus, den er mit einem leicht verwirrten Blick quittiert. Aber Fiona, die immer noch wimmernd am Boden liegt, kann ich ansehen, dass sie kapiert hat.
    “Und jetzt bitte noch die Handy-Nummern von deiner Mutter und deinem Vater und deinem Bruder”, fordere ich.
    Jetzt klappt Holger die Kinnlade runter.
    Oh dear, this is getting → dodgy !, schießt es mir durch den Kopf, aber laut und in gereiztem Ton sage ich: “Na, falls wir wirklich die Versicherung einschalten müssen und du dich weigerst, die Sache deinen Eltern zu beichten.”
    Holger runzelt die Stirn. “Dann braucht ihr doch bloß auf unserem Festnetz-Apparat anzurufen. Die Nummer steht schließlich im Telefonbuch.”
    Schachmatt.
    No, oh no, what do I do now?, frage ich mich. Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren, aber mir fällt trotzdem nichts ein. Ein dicker Schweißtropfen läuft über meine Stirn und meine Wange bis zu meinem Kinn.
    Da beginnt Fiona laut zu stöhnen. Sie liegt immer noch am Boden, doch jetzt hält sie sich ihren linken Oberschenkel, dessen Hosenbein inzwischen klatschnass und
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