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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES
Autoren: Walter Ernsting
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Stern­war­te. Selbst die klei­nen Ver­suchs­ge­rä­te auf dem Mond hat­ten all die Te­le­sko­pe bei wei­tem über­trof­fen, die da den Wol­ken- und Dunst­schlei­er der ir­di­schen At­mo­sphä­re zu durch­drin­gen such­ten. Die Ge­schich­te von Mount Wil­son, Pa­lo­mar, Green­wich und den an­de­ren großen Na­men nä­her­te sich dem En­de. Man wür­de die­se Ob­ser­va­to­ri­en wei­ter­hin be­nut­zen, für Aus­bil­dungs­zwe­cke; aber die For­schungs­front selbst muß­te vor­an­ge­trie­ben wer­den, hin­aus ins Weltall.
    Und ich muß­te mit ihr. Ja, man hat­te mir be­reits den Pos­ten ei­nes Vi­ze­di­rek­tors an­ge­bo­ten, für das Tar­si­de Ob­ser­va­to­ri­um. Ich durf­te hof­fen, in we­ni­gen Mo­na­ten Pro­ble­me zu lö­sen, an de­nen ich seit Jah­ren ge­ar­bei­tet hat­te. Jen­seits der At­mo­sphä­re wä­re ich dann wie ein Blin­der, der plötz­lich das Au­gen­licht ge­schenkt be­kam.
    Es war na­tür­lich völ­lig un­mög­lich, Lai­ka mit­zu­neh­men. Die ein­zi­gen Tie­re auf dem Mond wa­ren sol­che, die für Ex­pe­ri­men­tal­zwe­cke be­nö­tigt wur­den. Es moch­te noch ei­ne Ge­ne­ra­ti­on dau­ern, bis Haus­tie­re er­laubt wa­ren, und selbst dann wür­de es ein Ver­mö­gen kos­ten, sie hin­zu­brin­gen und am Le­ben zu er­hal­ten. Lai­ka mit ih­ren ge­wohn­ten zwei Pfund Fleisch pro Tag zu ver­sor­gen, wür­de ein Viel­fa­ches mei­nes recht an­nehm­ba­ren Ge­hal­tes ver­schlin­gen. Die Wahl, vor der ich stand, war höchst klar und ein­deu­tig. Ich konn­te da­heim blei­ben und auf mei­ne Kar­rie­re ver­zich­ten. Oder aber zum Mond flie­gen und auf Lai­ka ver­zich­ten.
    Schließ­lich und end­lich war sie nur ein Hund …
    In ei­nem Dut­zend Jah­ren wür­de sie tot sein, wäh­rend ich auf dem Hö­he­punkt mei­ner Lauf­bahn an­ge­langt wä­re. Nie­mand mit ge­sun­dem Men­schen­ver­stand hät­te da ge­zö­gert. Den­noch aber zö­ger­te ich, und wenn Sie bis jetzt nicht ver­ste­hen, warum, kann ich Ih­nen durch noch so vie­le Wor­te nicht hel­fen …
    Ich wuß­te mir kei­nen Rat, al­so ließ ich die Din­ge ein­fach auf mich zu­kom­men. Bis zur al­ler­letz­ten Wo­che, da ich ab­flie­gen soll­te, hat­te ich für Lai­ka noch im­mer kei­ne Plä­ne ge­macht. Als Dr. An­der­son sich be­reit er­klär­te, sich um sie zu küm­mern, nahm ich be­täubt an, mit kaum ei­nem Wort des Dan­kes. Der al­te Phy­si­ker und sei­ne Frau hat­ten sie im­mer schon gut lei­den kön­nen, und ich fürch­te, sie hiel­ten mich für gleich­gül­tig und herz­los. In Wirk­lich­keit war ge­ra­de das Ge­gen­teil der Fall.
    Wir un­ter­nah­men noch ei­ne letz­te Wan­de­rung über die Hü­gel; dann übergab ich sie schwei­gend den An­der­sons – und sah sie nie wie­der.
     
    Der Start ver­zö­ger­te sich bei­na­he um vier­und­zwan­zig Stun­den, bis ein grö­ße­rer Licht­sturm die Erd­bahn pas­siert hat­te. Doch auch dann wa­ren die Van-Al­len-Strah­lungs­gür­tel noch im­mer so ak­tiv, daß wir un­se­ren Ab­flug durch die Nord­po­lar­lücke ar­ran­gie­ren muß­ten.
    Es war ein un­ge­müt­li­cher Flug. Ab­ge­se­hen von den üb­li­chen Sche­re­rei­en mit der Schwe­re­lo­sig­keit fühl­ten wir uns al­le ganz schlapp durch die An­ti-Strah­lungs-Pil­len. Das Schiff be­fand sich schon über Tar­si­de, ehe ich mich für das Kom­men­de zu in­ter­es­sie­ren be­gann, da­her ver­säum­te ich den An­blick der Er­de, als die­se hin­ter den Ho­ri­zont tauch­te. Nicht, daß ich das wirk­lich be­dau­er­te! – Ich woll­te kei­ne Er­in­ne­run­gen, und ich be­ab­sich­tig­te, nur noch an die Zu­kunft zu den­ken. Trotz­dem konn­te ich die­ses Schuld­ge­fühl nicht los­wer­den … Ich hat­te je­man­den im Stich ge­las­sen, der mich lieb­te und mir ver­trau­te, und war so­mit nicht bes­ser als je­ner, der Lai­ka vor Jah­ren aus­ge­setzt hat­te … dort ne­ben der stau­bi­gen Stra­ße zum Pa­lo­mar-Ob­ser­va­to­ri­um.
    Die Nach­richt von ih­rem Tod er­reich­te mich einen Mo­nat spä­ter.
    Nie­mand konn­te es sich er­klä­ren; die An­der­sons hat­ten ihr Mög­lichs­tes ge­tan, und sie wa­ren ganz ver­stört. Es schi­en, als ha­be sie ein­fach das In­ter­es­se am Le­ben
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