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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust
Autoren: V Jackson
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fragte mich, wie seine Zunge sich in meinem Mund anfühlen würde, ob er gut küssen konnte, ob er einer jener Männer war, die einem hektisch wie eine Eidechse im Mund herumfuhren, oder ob er mir die Haare zurückstreichen und mich leidenschaftlich küssen würde.
    Zwischen meinen Beinen breitete sich eine feuchte Hitze aus, und mit einer Mischung aus Verlegenheit und Freude stellte ich fest, dass meine Unterwäsche nass war. Wie gut, dass ich an diesem Morgen dem dringenden Bedürfnis widerstanden hatte, ohne Slip loszuziehen, und stattdessen einen Ersatzslip bei Darren gesucht und angezogen hatte.
    Der Muskelmann wandte mir nun das Gesicht zu und suchte Blickkontakt, aber ich hielt die Lider gesenkt und schaute ungerührt vor mich hin, als ob es das Normalste von der Welt wäre, dass er sich an mich drückte, und ich so jeden Tag U-Bahn führe.
    Aus Angst, was passieren könnte, wenn ich noch länger so eingeklemmt zwischen der U-Bahn-Wand und diesem Mann stand, duckte ich mich unter seinem Arm hindurch und stieg, ohne mich noch einmal umzuschauen, an der Chancery Lane aus. Einen Moment fragte ich mich, ob er mir womöglich folgte. Ich trug ein Kleid, und Chancery Lane war eine ruhige Station – nach der Art unserer Begegnung im Zug würde er mir vielleicht alle möglichen schmutzigen Sachen vorschlagen. Doch der Zug fuhr ab und nahm meinen Muskelmann mit.
    Zuerst wollte ich von der Station aus nach links gehen und das französische Restaurant an der Ecke ansteuern, das die besten Eggs Benedict machte, die ich außerhalb von Neuseeland je gegessen hatte. Als ich das erste Mal dort war, hatte ich den Küchenchef gelobt, er mache das beste Frühstück von ganz London, und er hatte nur geantwortet: »Ich weiß.« Seitdem verstehe ich, weshalb die Briten die Franzosen nicht mögen – sie sind schon ein eingebildetes Völkchen; aber gerade das mag ich an ihnen, und darum suchte ich immer dieses Restaurant auf, wenn mir nach Eggs Benedict war.
    Doch ich war etwas durcheinander und lenkte meine Schritte versehentlich nach rechts statt nach links. Das französische Lokal öffnete ohnehin erst um neun. Vielleicht konnte ich mir im nahe gelegenen Park, Gray’s Inn Gardens, ein ruhiges Plätzchen suchen und dort noch etwas Geige spielen, bevor das Lokal aufmachte.
    Ich ging ein Stück die Straße hinunter und hielt nach dem kleinen Seitenweg Ausschau, der in den Park führte, als ich bemerkte, dass ich vor dem Striplokal stand, in dem ich wenige Wochen nach meiner Ankunft in Großbritannien einmal gewesen war. Ich hatte eine Freundin dorthin begleitet, die ich bei einem Job kennengelernt hatte, als ich durch Australiens Northern Territory getrampt war, und der ich an meinem ersten Abend in London in einer Jugendherberge zufällig wieder begegnete. Tanzen sei die leichteste Art, hier sein Geld zu verdienen, hatte sie gehört. Man müsse es nur ein paar Monate in so einem schmuddeligen Club aushalten, dann bekomme man einen Job in einer der Nobelbars in Mayfair, wo die Promis und Fußballer einem bündelweise Geld in den Stringtanga stopfen, als wäre es Konfetti.
    Charlotte hatte mich mitgenommen, um sich den Laden anzuschauen und dort vielleicht Arbeit zu finden. Zu meiner Enttäuschung führte uns der Mann, der uns auf dem roten Teppich vor dem Eingang begrüßt hatte, nicht in eine Bar voller leicht bekleideter, ekstatisch tanzender Mädchen, sondern durch einen Seiteneingang in sein Büro.
    Welche Erfahrungen sie denn mitbringe, wollte er von Charlotte wissen – keine, außer man zählte ein bisschen Tabledance in Nachtclubs mit. Er musterte sie von oben bis unten wie ein Jockey ein Pferd bei einer Auktion.
    Dann beäugte er mich von Kopf bis Fuß.
    »Und was ist mit dir, suchst du auch einen Job?«
    »Nein, danke«, antwortete ich. »Hab schon einen. Bin nur als Begleitung dabei.«
    »Ist ohne Anfassen. Typen, die ihre Finger nicht bei sich behalten können, fliegen hier hochkant raus«, ergänzte er ermunternd.
    Ich schüttelte den Kopf.
    Falls ich meinen Körper mal für Geld verkaufe, dachte ich, dann – von den Risiken einmal abgesehen – lieber gleich mit richtiger Prostitution. Das erschien mir ehrlicher. Striptease fand ich irgendwie verklemmt. Wozu so weit gehen und es dann nicht ganz durchziehen? Aber es kam für mich ohnehin nicht infrage, ich wollte meine Abende für Gigs freihalten, und ich brauchte einen Job, der mir sehr viel Energie fürs Üben ließ.
    Charlotte hielt sich ungefähr einen Monat in
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