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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust
Autoren: V Jackson
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Vivaldis Vier Jahreszeiten.
    Wie immer verlor ich jedes Zeitgefühl, und irgendwann war ich am Ende des Concertos angelangt. Als ich die Augen öffnete, stellte ich fest, dass es beinahe dunkel geworden war.
    Da hörte ich Applaus. Nicht den rauschenden Beifall eines ganzen Saals voller Zuhörer, sondern das klar vernehmbare, kräftige Klatschen eines Einzelnen.
    Die Bailly eng an mich gedrückt, für den Fall, dass irgendein Irrer versuchte, mir das Instrument zu entreißen und damit wegzulaufen, wandte ich mich um.
    Dominik. Er war gekommen, um mich zu retten.
    Dominik schlug die Augen auf.
    Es war schon Mitternacht, und das Hotelzimmer wurde nur von dem Licht erhellt, das vom Washington Square hereinfiel. Die Klimaanlage summte friedlich vor sich hin und verbreitete eine angenehme Kühle.
    Neben ihm lag Summer und schlief. Ihr ruhiger, tiefer Atem, ihre unbedeckte Schulter, eine Ahnung ihres Busens, den er im Dreieck ihres angewinkelten Arms zwischen Kinn und Kissen sah.
    Er hielt den Atem an.
    Noch einmal ließ er an sich vorbeiziehen, wie sich ihre Lippen angefühlt hatten, als sie ihn zum ersten Mal in den Mund genommen hatte; er dachte an die samtige Liebkosung und das zarte Spiel ihrer Zunge, die sich um den Stamm seines Penis geschlängelt, mit ihm gespielt, seinen Geschmack und seine Beschaffenheit erforscht, sich ganz langsam, Zentimeter um Zentimeter über die Haut, seine Adern, seine kleinen Vorsprünge getastet hatte.
    Er hatte sie weder darum gebeten noch es gar von ihr verlangt. Es hatte sich von allein ergeben, ganz selbstverständlich aus dem Moment heraus, nachdem sie sich beide einander geöffnet und völlig offenbart hatten. Die Fehler der Vergangenheit mit ihren bedauerlichen Irrwegen lagen nun hinter ihnen.
    Dominik war noch ganz im Bann der brennenden Begierde, die er für Summer empfand. Er bedauerte all die Tage, die er vergeudet hatte, vor ihrem Kennenlernen und danach. Tage, die ihm niemand zurückgeben konnte.
    Er beobachtete sie im Schlaf.
    Und seufzte.
    Vor Glück und vor Sorge.
    Draußen auf der Straße waren die fröhlichen Stimmen von Passanten zu hören, die aus den vielen Bars in der Bleecker und MacDougal Street kamen und Richtung Uptown strebten. Einen Augenblick genoss Dominik das reine Glücksgefühl, Summer wiedergefunden zu haben.
    Sie waren in dieser Nacht ganz normal aufeinander zugegangen, ohne irgendwelche Spielchen.
    In dem seligen Bewusstsein, dass sie bei ihm war und sich mit ihrem warmen nackten Körper an ihn schmiegte, schlief er schließlich ein.
    Als er wieder erwachte, stand noch ein schmaler Streifen der Morgendämmerung am Horizont von Manhattan. Summer war bereits wach und sah ihn neugierig und zärtlich an.
    »Guten Morgen«, sagte sie.
    »Guten Morgen, Summer.«
    Und plötzlich herrschte Schweigen, als wäre ihnen allzu rasch der Gesprächsstoff ausgegangen.
    »Du wirst noch feststellen, dass ich auch ein großer Schweiger sein kann«, sagte Dominik, als wollte er sich entschuldigen, dass ihm nichts einfiel.
    »Damit kann ich leben«, erwiderte Summer. »Worte sind nicht so wichtig. Reichlich überschätzt sogar, würde ich sagen.«
    Dominik lächelte.
    Vielleicht würde sich zwischen ihnen doch noch etwas entwickeln, das über das Bett, den Sex und die dunklen Seiten hinausging, die sie beide, wie er wusste, tief in ihrer Seele trugen. Vielleicht.
    Sie streckte die Hand nach ihm aus und drehte sich leicht zu ihm, sodass eine ihrer Brüste frech unter der Bettdecke hervorlugte. Ihre Finger strichen über sein Kinn.
    »Du bist kratzig. Zeit, dich mal wieder zu rasieren«, sagte sie, während sie ihn streichelte.
    »Ja«, stimmte Dominik zu. »Der ist mindestens zwei Tage alt.«
    »Ich weiß nicht, ob mir jede Markierung recht ist«, meinte Summer grinsend.
    »Es muss ja nicht immer gleich um Markierungen gehen.«
    »Sicher nicht«, sagte sie. »Wir werden schon das richtige Maß finden.«
    Dominik lächelte und strich ihr zärtlich über die nackte Brust. »Heißt das, wir können immer noch …«
    »Freunde werden?«, unterbrach ihn Summer. »Vielleicht nicht.«
    »Mehr als Freunde«, fügte er hinzu.
    »Gut möglich.«
    »Aber das wird nicht einfach sein.«
    »Ich weiß.«
    Dominik zog ihr vorsichtig die Bettdecke vom Körper, sodass er sie bis zu ihren blassen Hüften nackt vor sich hatte.
    »Wie ich sehe, bist du immer noch rasiert«, bemerkte er.
    »Ja«, sagte Summer. »Ich fand es schlampig und hässlich, als es nachgewachsen ist, und inzwischen
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