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80 Days - Die Farbe der Lust

80 Days - Die Farbe der Lust

Titel: 80 Days - Die Farbe der Lust
Autoren: V Jackson
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die Frage: »Welcher Art von Tätigkeit gehen Sie nach?«
    Warum habe ich nicht »Tourist« gesagt, dachte er mit Bedauern.
    »Ich bin Professor«, erklärte er schließlich. »Ich werde einige Vorträge an der Columbia University halten«, log er.
    Daraufhin wurde er durchgewinkt.
    Endlich konnte er sich in ein Taxi sinken lassen, das sich rasch in den Verkehrstrom auf dem Van Wyck Expressway Richtung Jamaica und Queens einfädelte. Der Fahrer hinter dem dünnen Trenngitter trug einen Turban. Das Foto auf seinem Ausweis war völlig verblichen, der Name ließ sich als Mohammad Iqbal entziffern. Aber das konnte ebenso gut auch ein Cousin oder wer auch immer sein, mit dem er sich die Lizenz teilte.
    Die Klimaanlage funktionierte nicht, Fahrer und Fahrgast erfrischten sich, indem sie die Scheiben herunterließen. In London, das er in den frühen Morgenstunden verlassen hatte, war es erheblich kühler gewesen, und Dominik kam ins Schwitzen. Er zog sein graues Leinensakko aus.
    Hinter dem Jamaica Hospital löste sich der Stau auf, und das Taxi rollte zügiger auf die Stadt zu. Der Fahrer bog auf die Zufahrt zum Midtown Tunnel ab.
    Da fiel Dominik ein, dass er in der Schlange an der Einwanderungskontrolle sein Handy ausgeschaltet hatte. Er schaltete es ein und wartete eher hoffnungs- als erwartungsvoll, bis es hochgefahren war.
    Tatsächlich, da war eine SMS .
    Summer.
    »Nachricht erhalten. Bin in NYC . Ruf mich wieder an. S.«
    Verdammt! Dass sie in New York war, wusste er bereits. Das half ihm nicht weiter.
    Er rief ihre Nummer an, landete aber wieder nur auf der Sprachbox.
    Wie ärgerlich. Ohne weitere Information würde er nach ihr suchen müssen wie nach der Nadel im Heuhaufen.
    Er war gerade dabei, eine SMS zu schreiben, als der Wagen in den Midtown Tunnel einbog. Er hatte dem Fahrer ein Hotel am Washington Square als Ziel angegeben, wo er ein Zimmer gebucht hatte. Als sie aus dem Tunnel herauskamen, beschloss er, vor seinem nächsten Versuch erst einmal sein Zimmer aufzusuchen.
    Das Einchecken war eigentlich erst ab 15 Uhr möglich, aber das Hotel machte eine Ausnahme, weil sein Zimmer bereits verfügbar war. Dominik sehnte sich nach einer Dusche und frischen Kleidern.
    Sein Fenster ging auf den Washington Square hinaus, und er hatte einen wunderbaren Blick auf den von der Sonne beschienenen Triumphbogen. Er konnte sogar die Jazzmusiker hören, die am Brunnen auf dem Platz spielten.
    Noch nass von der Dusche und in einen weichen, weißen Bademantel gehüllt, wählte er erneut Summers Nummer – vergebens. Was war bloß los? Erst versuchte sie, mit ihm Kontakt aufzunehmen, und dann war sie nicht zu erreichen.
    Er war gerade dabei, ein sauberes, kurzärmeliges Hemd aus seiner Tasche zu ziehen, als sein Handy endlich klingelte.
    Er stürzte zum Tisch und nahm es zur Hand.
    »Summer?«
    »Nein, hier ist nicht Summer. Hier ist Lauralynn.«
    »Lauralynn?« Dominik wusste im ersten Moment nicht, wer sie war, und wollte das Gespräch schon wegdrücken, um auf keinen Fall Summers Anruf zu verpassen.
    »Ja, Lauralynn. Wissen Sie nicht mehr? Ich habe in diesem Streichquartett der besonderen Art mitgespielt. Die Blonde. Das Cello. Na, hat es jetzt klick gemacht?«
    Da fiel es Dominik wieder ein. Was will die von mir?, dachte er gereizt. »Ja, ich erinnere mich.«
    »Na fein.« Lauralynn lachte. »Ich schätze es gar nicht, wenn Männer sich nicht an mich erinnern.«
    »Ich bin in New York«, erklärte er.
    »Tatsächlich?«
    »Gerade angekommen.« Dann riss er sich zusammen. »Worum geht es denn?«
    »Das ist ein bisschen schwierig zu erklären auf diese Entfernung«, meinte Lauralynn. »Ich wollte eigentlich bloß sagen, dass mir unsere kleine Aufführung richtig Spaß gemacht hat. Und ich habe mich gefragt, ob Sie so etwas vielleicht in nächster Zeit wiederholen wollen. Aber wenn Sie nicht im Lande sind, ist das natürlich etwas schwierig.« Der Spott in ihrer Stimme war nicht zu überhören.
    »Das sehe ich auch so. Vielleicht können wir ein andermal darüber reden, wenn ich wieder in London bin«, entgegnete Dominik höflich, obwohl er nicht die Absicht hatte, so etwas noch einmal zu organisieren.
    »Verstehe«, sagte Lauralynn. »Schade. Ich dachte, ich schaue mich mal nach einer anderen Spielwiese um, jetzt, wo Victor in New York ist.«
    »Sie kennen Victor?« Dominik horchte auf.
    »Klar doch. Er ist ein alter – tja, wie soll ich sagen? – Freund.«
    »Ich dachte, er hätte Sie und die anderen Musiker damals über
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