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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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fünf Tagen würde ein Frederik Delman aus dem Newcomb-Krankenhaus in New Jersey entlassen werden. Wirklich? Nein – denn vor zwei Tagen hatte er an der Kreuzung gewartet, ob das Auto wieder kommen würde. Aber wenn es einen dritten Mai gegeben hatte, an dem er einen Zusammenstoß erlitt, dann lag jetzt ein Fred Delman im Krankenhaus Newcomb, den Arm in Gips und den Kopf dick mit Bandagen umwickelt, und ein anderer, irgendwie im gleichen Raum, wurde mit unheimlicher Geschwindigkeit gesund und hatte keinen gebrochenen Arm. Und ein anderer war nur zur Routineuntersuchung dort? Lag etwa auch noch einer im Leichenschauhaus?
    Nein, denn wenn jener noch andere Fred Delman, den man entlassen hatte – oder entlassen würde –, nachdem man ihn untersucht hatte, nicht existierte …
    Es war zu kompliziert. Es gab einfachere Möglichkeiten. Entweder gab es einen Fred Delman – ihn selbst –, der sich irgendwie in eine veränderte Zeit und veränderte Ereignisse verstrickt hatte, oder, was noch einfacher war, es gab einen Fred Delman – wiederum ihn selbst –, der geisteskrank war.
    War er geisteskrank? Er ging vom Fenster weg. Eigentlich hält sich kein Mensch für geisteskrank, wenn auch manchmal irgendwelche Oberflächenängste und ›Beweise‹ ein paar masochistische Regungen heraufbeschwören mochten. Welchen echten Beweis seiner geistigen Zurechnungsfähigkeit konnte ein Mensch für sich selbst erbringen?
    Er dachte an den sternhellen Abend auf der Veranda seines Hauses in Florida. Er hatte über die rauhe, dunkle Fläche des kurzgeschnittenen Rasens geblickt, hinüber zu dem metallischen Glitzern des Flusses. Hinter dem Fluß war formloses Dunkel.
    Sein Vater hatte sich in dem Metallstuhl neben ihm bewegt. Die Laufrollen scharrten über das Zementmosaik der Veranda.
    »Woran denkst du, Junge?« Die ruhige Stimme rief in ihm die Züge des eckigen Gesichts wach, die fröhlichen Augen unter den buschigen graumelierten Brauen.
    »An irgend etwas«, hatte Fred Delman geantwortet und die Arme um die in verwetzten Blue jeans steckenden Knie geschlungen.
    »An was?«
    Ein paar Minuten lang hatte er geschwiegen. Ein gemietetes Ausflugsboot fuhr den Fluß hinunter, begleitet von Tanzmusikklängen. Die Lichter bewegten sich langsam vorbei.
    »Die Menschen, Dad. Manchmal beunruhigen sie mich.«
    »Inwiefern, Fred?«
    »Nun, sie sind sich so ähnlich. Man kann sie in eine Handvoll Typen einteilen – dicke, dünne, kleine, große, helle, dunkle, langsame, schnelle – aber selbst dann besteht noch eine allgemeine Ähnlichkeit. Einer sieht sich die Witzblätter an, der andere spielt Klavier. Einer ist ein guter Rollschuhläufer, und ein anderer ist verrückt nach Sportwagen. Aber im großen und ganzen sind sie alle gleich.
    Das ist noch nicht alles. Sie reagieren auf die gleichen Dinge mit gleichen Gefühlen. Sie haben eine feste Vorstellung darüber, was sich gehört – nein, ich meine nicht den Unterschied zwischen Gut und Böse. Es ist diese alte Sache, daß es gewisse Dinge gibt, die man einfach nicht tut. Manchmal kommt es mir so vor, als lebten die Menschen nach gewissen Regeln. Es sind strenge Regeln, die sie nicht brechen, weil es ihnen einfach nicht in den Sinn kommt, daß man auch anders handeln könnte.«
    »Zum Beispiel der Unterschied zwischen ›klassisch‹ und ›wertlos‹? Meinst du das?«
    »Ja, obwohl es natürlich tiefer geht. Weshalb ruft eine Gruppe von Menschen plötzlich: ›Oh, das ist klassisch!‹, wenn sie etwas sehen oder hören, was sie noch nie zuvor sahen oder hörten? Und weshalb lehnen sie etwas anderes ebenso einstimmig als wertlos ab?
    Sie scheinen sich nicht vorher verständigt zu haben. Eher handeln sie in einer Art Instinkt. Es kommt mir so vor, als habe die Welt eine – eine beschränkte Phantasie.«
    »Hm. Und ziehst du Folgerungen daraus?«
    »Einige. Nicht sehr viele. Eine Zeitlang war ich überzeugt, daß irgend etwas mit mir nicht stimmte. Es beunruhigte mich, daß ich nicht automatisch wußte, was ich tun und wie ich mich benehmen sollte.« Er schwieg und saß einen Augenblick nachdenklich da. »Ich will mir nichts vormachen. Es beunruhigt mich immer noch. Verdammt, ich will nicht mit dem Gefühl durchs Leben gehen, daß ich etwas anderes als die anderen bin.«
    Sein Vater lachte vor sich hin. Man konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nicht erkennen.
    »Du hast es schöner gesagt als ich damals.«
     
    Die ruhige Stimme war wärmer geworden, aber auch vorsichtiger. Sein Vater
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