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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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kleine Schwester zum Beispiel : Ich kann mich erinnern, daß sie von den ›Puppen‹ sprach, die in den Straßenbahnen vor unserem Fenster vorbeifuhren. Sie war sich nur ihrer selbst bewußt. Alles andere war ihr Spielzeug.«
    Delman nickte. »Die Menschen sind nun mal so gebaut. Das ist es. Schon die – nahezu symbolhafte – Tatsache, daß der Mensch alle anderen Lebewesen sehen kann, während er selbst sich unsichtbar bleibt – außer er schaut in den Spiegel – führt zu dieser Annahme. Und dann das Denken. Man kennt seine eigenen Gedanken, aber wie will man nachprüfen, daß auch der andere denkt? Wir sind keine Telepathen, also haben wir auch keinerlei Beweis.«
    Bates hob die Hand und schnalzte mit Daumen und Zeigefinger. »Ausgezeichnet. Hinzu kommt noch die Tatsache, daß alle Menschen mit der unbewußten Oberzeugung umherlaufen, niemand sei so klug wie sie. Berkeleys Theorie war in gewissem Sinne eine Verfeinerung dieser Gedankengänge. Diese Theorie, daß Materie nicht existiert, außer man ist sich ihrer mit allen Sinnen bewußt. Ach, zum Teufel, du kennst die alte Platte: ›Existiert dieser Tisch, nachdem alle den Saal verlassen haben?‹
    In Wirklichkeit können wir ziemlich sicher sein, daß Berkeley ganz im Innern folgendes meinte: ›Existiert er, wenn ich den Saal verlassen habe?‹ Nun, das ist ein Symptom einer anerkannten Art der Psychose. Ich habe kein Interesse daran, herauszufinden, wie weit dieses Symptom überprüft worden ist. Es bleibt die Tatsache, daß ein Psychopath einen bedeutenden Beitrag zum Fortschritt des menschlichen Denkens geliefert hat und daß er darüber hinaus noch in der Gesellschaft als durchaus normal galt. Zugegeben, es war eine etwas weniger unterschiedliche Gesellschaft als die, die wir gewöhnt sind, aber nicht untragbar.«
    »Und das alles bedeutet …?« fragte Delman. Sein forschender Blick schien den Psychologen durchdringen zu wollen.
    Bates machte eine ungeduldige Handbewegung. »Ich komme noch darauf zu sprechen. Es ist nur ein Faden für das, was ich sagen möchte. Vergiß ihn nicht.
    Und nun beschäftigen wir uns einmal mit deinem Problem. Du hast dich in einer Weiterentwicklung deiner Kindheitsüberzeugungen verrannt. Du hast die Shakespeare-Krankheit: Die ganze Welt ist eine Bühne. Du bist überzeugt davon, daß wir alle Akteure in einem Stück sind und daß deine Rolle aus irgendeinem unerklärlichen Grund ein paarmal umgeschrieben wurde.«
    »Halt mal!« unterbrach ihn Delman. »Ich bin von nichts dergleichen überzeugt. Ich habe es lediglich auf diesen Nenner gebracht, um sagen zu können: entweder ist es das, oder ich bin verrückt. Deine Sache ist es nun, mir zu sagen, welcher der beiden Fälle zutrifft.«
    Bates grinste ihn ironisch an. »Ich könnte dir von jetzt an bis in Ewigkeit – das heißt, bis du stirbst – versichern, daß du verdrehter als mein Vetter Joe bist, der sich für ein Radieschen hält. Du würdest mir nicht glauben. Du nicht. Es besteht ein Unterschied zwischen dem Teil, der spricht und zuhört und sieht, und dem Teil, der das eigentliche Ich, dein Ich, darstellt.
    Klar? Also gut, wenn du verrückt bist, dann hat es keinen Sinn, diese Unterredung fortzusetzen. Wenn du es nicht bist, müssen wir von der Voraussetzung ausgehen, daß die Welt in der Tat eine Bühne ist. Das ist, mit Abänderungen, unser Ansatzpunkt.«
    Roger Bates lehnte sich zurück. Seine Augen lagen im Schatten. Delman strich mit den Händen über die Knie. »Abänderungen wie zum Beispiel –«, fuhr Bates fort. Doch dann machte er eine Pause und änderte seinen Satz. »Die Hauptbühne befindet sich nicht da, wo du denkst. Die ganze Welt ist eine Bühne, schön und gut, aber sie ist kein kosmisches Amphitheater – zumindest nicht, soweit es dich betrifft. Jeder von uns hat ein ganz bestimmtes Theater im Kopf – den Schauplatz, auf dem sich unser Leben abspielt. Jedem kommt sein Leben als ein Drama vor, und jeder ist selbst der Hauptdarsteller dieses Dramas. Wir schreiben die Dialoge, besetzen die Rollen und führen Regie. Man kann sich Anregungen und Informationen von draußen holen – von der Welt um uns –, aber dennoch reagieren wir in der Hauptsache auf das Drama in uns. Und das Drama in uns sieht so aus, wie unser Unterbewußtsein es gestaltet.
    Laß mich das genauer erklären. Die Welt um uns ist bunt – aber für einen Farbenblinden spielt sich das Innendrama zweifarbig schwarz und weiß ab. Der Taube sieht eine Pantomime, und der Blinde
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