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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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Wochen noch ein bißchen zerschlagen fühlen, aber es waren keine ernsthaften Verletzungen. Wie fühlen Sie sich?«
    »Ausgezeichnet, Doktor«, erwiderte er wahrheitsgemäß.
    »Also schön. Wenn Sie sich fertiggemacht haben, lassen Sie sich am Empfang Ihre Papiere aushändigen.« Die Stimme war freundlich und sagte nichts anderes, was sie nicht schon zu Tausenden anderer Patienten gesagt hatte, wenn sie entlassen wurden.
    »Danke, Doktor. Es freut mich, daß es nichts Ernsthaftes war.« Delman lächelte verlegen. »Ich habe meinen Zeitsinn völlig verloren. Könnten Sie mir sagen, den wievielten wir heute haben?«
    »Den zehnten Mai«, erwiderte der Arzt freundlich und ging hinaus.
    Delman legte sich auf das Bett und starrte die Decke an. Er versuchte zu verstehen, was mit ihm geschehen war. Erst eine Woche nach dem Unfall. Und die langen Tage, an die er sich dunkel erinnerte? Der Schmerz? Er stand auf. Seine Kleider lagen im Schrank. Als er sich anzog und die vom Autofahren verknitterte Jacke ansah, verzog er den Mund zu einem bitteren Lächeln. Er litt nicht an Gedächtnisschwund. O nein. Nicht an Gedächtnisschwund.
    »Sagen Sie mir, Doktor«, sagte er und verbeugte sich vor dem Spiegel, »was würden Sie von jemandem halten, der das Gedächtnis und die Erinnerungen eines anderen besitzt?«
    »Hm, eine Art Wahnvorstellung«, sagte der Doktor in ihm.
     
    Der Krankenhauskorridor war ein langer, enger Schlauch. Als er ihn langsam entlangging, kehrte die Erinnerung zurück. Die Erinnerung an Bahren auf Gummirädern, auf denen er in die Chirurgische Abteilung und in den Röntgenraum gebracht worden war. Mit ihnen kam die Erinnerung an den Geruch von Narkosemitteln, an die schmerzhaften Stiche der Nadeln, an das sanfte Dahintreiben nach der Morphiumeinspritzung. Er erinnerte sich an die schwankende Bahre, als die Wärter in höchster Eile mit ihm hereingelaufen waren, und an die intravenöse Ernährung.
    Nichts davon stimmte.
    Er fuhr mit dem Aufzug zum Empfangsschalter. Eine Schwester ging an ihm vorbei – Leila Gillespie, die Tagschwester. Sie lächelte und winkte ihm zu.
    »Na, Sie verlassen uns wohl?«
    »Jawohl.« Er lächelte zurück.
    »Nun, dann viel Glück, Mister Delman.«
    »Danke.«
    Sie ging an ihm vorbei. Er hörte ihre Nylonuniform rascheln.
    Am Empfangsschalter unterschrieb er sein Entlassungsformular und zahlte die Rechnung für eine Woche Aufenthalt als Privatpatient, zusammen mit den Kosten für die Pflege und eine Röntgenuntersuchung. Die Dame am Empfang übergab ihm seine Autoschlüssel.
    »Ich habe den Wagen während Ihrer Abwesenheit in die Werkstatt bringen lassen, Mister Delman«, sagte sie. »Sie können ihn jederzeit abholen.«
    »Vielen Dank«, sagte er und blieb unentschlossen vor dem Schalter stehen. Stirnrunzelnd starrte er auf die wohlbekannte, abgeschabte Schlüsseltasche. Er spielte mit den Schlüsseln.
    Schon wollte er weggehen, als ihm etwas einfiel. »Ich würde gern mit den Ärzten sprechen, die mich behandelt haben. Wäre das möglich?«
    »Ja, natürlich. Doktor Holberg wird in seinem Büro sein. Es liegt im gleichen Stock wie Ihr Zimmer. Doktor Castell ist im Augenblick vermutlich auf seiner Station, aber ich kann ihn zu Doktor Holberg schicken. Gehen Sie nur hinauf.«
    Er nahm wieder den Aufzug, betrat den vertrauten Korridor und machte sich auf die Suche nach dem Büro des älteren Arztes.
     
    Vor der Tür blieb er stehen.
    Was sollte er sagen?
     
    »Doktor, sind Sie sicher, daß ich keinen Schädelbruch und keine schweren Schnittwunden im Gesicht hatte, als man mich hier einlieferte! Sie können beschwören, daß es sich lediglich um eine Routineuntersuchung handelte, wie sie bei kleinen Unfällen üblich ist?«
    »Sie sind ganz, ganz sicher? Könnten Sie mit Gewißheit bezeugen, daß ich nicht zwei oder drei Monate lang hier war?«
    »Ja, Doktor, ich weiß, der Unfall liegt erst eine Woche zurück.«
    »Übrigens, Doktor Castell, um was für einen Unfall handelte es sich? Mußten Sie mich nicht aus einem völlig zertrümmerten Auto befreien? Sind Sie fest davon überzeugt, daß ich bei der Untersuchung am Unfallort nicht zumindest einen Arm gebrochen hatte, ganz zu schweigen von ein paar inneren Verletzungen und den Schnittwunden im Gesicht, die ich bereits erwähnte?«
    Und was würde geschehen, wenn er diese Fragen gestellt hatte?
    In welches Irrenhaus wird man mich schließlich einliefern?
    Und doch mußte er erfahren, weshalb er sich an diese Verletzungen erinnern
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