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616 - Die Hoelle ist ueberall

Titel: 616 - Die Hoelle ist ueberall
Autoren: David Zurdo
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lebendig vielleicht ein gutes Werk vollbringen könnte.
    Und er hat die richtige Wahl getroffen. Vielleicht ist es ein gutes Werk, dass er mich zu diesen Aufzeichnungen bewegt hat.
    Ich war eingeschlafen, nun bin ich erwacht. Hoffentlich ist das, was hier entsteht, irgendjemandem von Nutzen. Wenn sich eines Tages jemand an den Rabbi Jesus von Nazareth erinnert, kann nur ich erzählen, was ich mit ihm erlebt habe. Die anderen wissen nicht, was ich weiß. Nicht einmal seine Mutter Maria. Auch nicht die andere Maria, seine Gefährtin. Mit dreißig Silberlin-gen ist ein Leben nicht bezahlt, wie Petrus meinte. Ich habe ja schon gesagt, dass es das Geld für die Flucht aus Jerusalem in einer Karawane war. Der Hohe Rat hat gelogen. Als ich das Geld zum Hohen Rat zurückbrach-te, lachten Kaiphas und Anas mich aus. Sie fragten mich, ob ich wirklich geglaubt habe, dass sie Jesus einfach ziehen lassen würden, ohne ihn für seine Gottesläs-terungen zu strafen. Ich weiß, sie hassten ihn, weil er den Schleier ihrer Macht zerrissen hatte, und nicht irgendeiner Gotteslästerung wegen. Ich warf ihnen das Geld hin und ging fort. Ich war untröstlich. Was hatte ich nur getan? Wie hatte so etwas nur geschehen kön-nen?
    Als ich Jesus kennenlernte, war ich ein Mann ohne Überzeugungen, ohne Ziel. Er half mir; er glaubte an mich und machte mich zu seinem Freund. Ich war der einzige Jünger aus Judäa; die übrigen kamen aus Galiläa. Jesus selbst wurde in Bethlehem in Judäa geboren. Deshalb fasste er auch eine größere Zuneigung zu mir, glaube ich. Und vielleicht auch, weil einer seiner Brü-der wie ich Judas hieß. Die anderen trauten mir anfangs nicht. Und manche trauten mir nie. Jesus bat uns alle, die verlorenen Schafe aus dem Hause Israel zu suchen. Wir sollten überall in seinem Namen predigen und wir-ken. Wir sollten keinen Unterschied machen zwischen den einen und den anderen. Wer unsere Rede hören wolle, würde sie hören; wer sie nicht hören wolle, würde sie nicht hören. Wenn wir dann wieder davon-gingen, genügte es uns, einfach den Staub von den Fü-ßen zu schütteln.
    Mehr als einmal verspürte ich Lust, mir den Staub von den Füßen zu schütteln, wenn Petrus oder die anderen da waren. Er glaubte, ich hätte Jesus an den Ho-hen Rat verkauft. Für dreißig Silberlinge, glaubte er, hätte ich den heiligsten der Menschen verkaufen kön-nen. Eine lächerliche Summe, die kaum ausgereicht hät-te, einen Sklaven oder ein kleines Stück unfruchtbares Land zu kaufen. Beim Abendmahl des Passahfestes, ehe Jesus im Garten Gethsemane gefangen genommen wur-de, sagte der Meister, seine Zeit sei nahe. Einer unter uns werde sein Ende einleiten. Er sagte es voller Liebe. Ich war der, der für diese Aufgabe auserwählt war, wie nur er und ich wussten. Doch ich hatte anderes vor. Ich wollte verhindern, dass geschah, was geschrieben stand. Jesus sagte, dass über den, der bewirken werde, dass er, Jesus, sein Schicksal vollende, Schande und Leid kom-men würden und es besser für ihn gewesen wäre, er wä-re nie geboren worden angesichts der Aussicht auf so großes Leid. Meine Lider bebten. Ich musste das Abendmahl verlassen, um nicht zu weinen. Ich wollte nicht, dass die anderen von Jesu Plänen noch von den meinigen erfuhren. Als ich zu den Priestern in den Tempel ging, um die Erfüllung ihrer Versprechen zu verlangen, boten sie an, Jesus in Verwahrung zu neh-men. Das erschien mir gut, denn so konnte Jesus sich nicht weigern, Jerusalem zu verlassen. Sein Zorn auf mich kümmerte mich nicht, wenn ich ihn so retten konnte. Doch alles ging ganz anders aus. Kaiphas und Anas betrogen mich. Sie seien verflucht bis in alle Ewigkeit! Und auch mein Name sei verflucht, da ich ihre wahren Absichten nicht erkannte. Als die Wachen Jesus gefangen nahmen, versuchte Petrus, mich zu tö-ten. Er verletzte eine der Wachen und hätte mich beinahe mit seinem Schwert erreicht. Dann flohen sie alle und ließen Jesus allein. So traurig war seine Lage, dass mein Herz in tausend Stücke zersprang. Die behauptet hatten, treu zu ihm zu stehen, flohen furchtsam. Ich, der ich treu war, schien ein schmutziger Verräter zu sein.
    Dennoch, alles geschah nach Jesu Willen. Es ist mir nicht gelungen, dieses Schicksal zu ändern. Vielleicht hatte der Meister dies alles vorausgesehen. Ich weiß es nicht. Jesu Weisheit war so groß …
    Dann kam Jesus vor den Richterstuhl und wurde der Gotteslästerung angeklagt. Vergeblich erflehte ich seine Freilassung, schrie, sein Blut
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