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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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Betonboden.
    Platos Augen blieben offen.
    Dann plötzlich: plätscherndes, sprudelndes, fließendes Nass. Laut, kräftig, andauernd. Wie aus einem Feuerwehrschlauch. Wie aus zehn Schläuchen. Wie aus hundert. Wie ein Wasserfall. Tosend. Der Gestank von Kerosin. Reacher behielt die linke Hand auf der Maschinenpistole, angelte mit der Rechten nach Platos Stablampe, drückte dem Liegenden mit dem Ellbogen die Kehle zu und richtete den Lichtstrahl auf das Rauschen.
    Aus dem nächsten Lüftungsschacht schoss Kerosin. In einem reißenden, alles überschwemmenden Strom. Hunderte von Litern. Eine Sintflut. Sie klatschte auf den Beton, spritzte hoch, verteilte sich und bildete Lachen, die sich rasch ausbreiteten, zu einem See wurden. Binnen Sekunden war der Boden der Zentralkammer überschwemmt, die Luft war gesättigt von Dämpfen. Der Lichtstrahl tanzte und schimmerte und verschwamm darin.
    Kerosin.
    Düsentreibstoff.
    Und der Strahl blieb unverändert stark. Wie aus einem Hydranten. Unaufhaltsam. Als wäre ein Damm gebrochen. Strömend, prasselnd, rauschend, tosend. Plato wand und drehte sich, ruckte mit dem Kopf, um unter Reachers Ellbogen herauszukommen, und fragte: »Was, zum Teufel, ist das? Ein Leck?«
    »Kein Leck«, sagte Reacher.
    »Was dann?«
    Reacher beobachtete den Strom. Mächtig und unaufhaltsam, pulsierend. Das kam von der Pumpe, die an der Oberfläche auf Hochtouren lief. Zwei Schläuche im selben Schacht. Einer nach oben, einer nach unten. Einer leerte den Tank, der andere ließ das Kerosin sofort wieder in die unterirdische Anlage laufen.
    »Was wird hier gespielt?«
    »Der betrogene Betrüger«, sagte Reacher. Von den Dämpfen bekam er bereits Kopfschmerzen. Seine Augen fingen an zu tränen.
    »Was?«, fragte Plato.
    »Der Russe hat ein paar Ihrer Männer gekauft. Sie sind aus dem Geschäft.«
    »Glauben die, dass sie mich ersäufen können?«
    »Nein«, sagte Reacher. »Das haben sie nicht vor.«
    Ertrinken konnte man hier unten nicht. Dafür war die Fläche der Anlage viel zu groß. Zwanzigtausend Liter Kerosin würden eine nur wenige Zentimeter hohe Schicht ergeben.
    Er erklärte: »Die Kerle wollen Sie verbrennen.«
    »Blödsinn«, sagte Plato.
    Reacher schwieg.
    »Wie?«, fragte Plato. »Wollen sie ein Zündholz die Treppe runterwerfen? Das würde unterwegs ausgehen.«
    Reacher sagte nichts. Plato wand sich unter ihm hervor. Richtete sich kniend auf. Seine Nase war gebrochen und blutete. Auch aus seinem Mund rann Blut. Er hatte mehrere ausgeschlagene Zähne. Ein Auge war zugeschwollen. Beide Augenbrauen waren aufgeplatzt.
    Er legte die Hände auf seine MP 5K.
    Dann nahm er sie wieder weg.
    Reacher nickte. »Denken Sie nicht mal dran«, sagte er. »Das Mündungsfeuer Ihrer Waffe? Mit diesen Dämpfen in der Luft? Wollen Sie den Kerlen die Arbeit abnehmen?«
    Plato fragte: »Wie wollen sie’s machen?«
    Reacher gab keine Antwort. Er dachte nach. Stellte sich die Szene an der Oberfläche vor und überlegte, welche Möglichkeiten es gab.
    Sehen, was sie sehen.
    Sie sein.
    Kein Zündholz.
    Plato hatte recht.
    Ein Zündholz würde erlöschen.
    Der Kerl von 4B gab am Steuer des Enteisungswagens sitzend Gas, schlug das Lenkrad ganz ein und hielt auf das obere rechte Ende der Landebahn zu. Fünfzig Meter. Vierzig. Dreißig. Zwanzig. Er schlug das Lenkrad erneut ein und riss das Fahrzeug herum. Der Kerl von 4A sprang rechts aus dem Wagen, packte den Stab der brennenden Fackel und riss seine Spitze aus dem Beton. Er hielt die Flamme von sich weg, stieg wieder ein, ließ auf der Fahrt die Tür offen und hielt die Fackel auf Armeslänge in den Fahrtwind. Sie brannte heller, rauchte und flackerte. Aber sie ging nicht aus. Der Wagen raste zurück. Fünfzig Meter. Vierzig. Dreißig.
    Die Sintflut ging weiter, schien nicht mehr aufhören zu wollen. Das Kerosin strömte, rauschte und toste. Der Lüftungsschacht glich einer hundertfach vergrößerten Badewannenarmatur. Reacher kniete auf dem Beton. Seine Hosenbeine waren mit Kerosin getränkt, das bereits einen guten Zentimeter hoch stand. Die Dämpfe waren stark, machten das Atmen schwierig.
    Plato fragte: »Was tun wir also?«
    Reacher fragte: »Wie schnell können Sie die Treppe rauflaufen?«
    Plato stand auf.
    »Schneller als Sie«, antwortete er.
    Ihre Gesichter waren auf genau gleicher Höhe, weil Reacher kniete und Plato stand.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Reacher.
    Zum Lesen habe ich reichlich Zeit, wenn dieser Rummel vorbei ist.
    Reacher setzte den
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