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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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Gefährlich nahe. Dreißig Meter südlich von ihnen war eben ein neuer Posten aufgezogen. Er kehrte ihnen den Rücken zu, beobachtete wachsam den zugewiesenen Sektor. Weit vor ihm brannten noch immer die Fackeln am anderen Ende der Landebahn. Fünfzig Meter jenseits des Flugzeughecks leuchtete die dritte Fackel und in Gegenrichtung jenseits des Enteisungswagens die vierte als grellroter kleiner Feuerball. Bläulicher Mondschein, weißer Schnee, rote Flamme.
    Die anderen drei Männer arbeiteten an Bord des Flugzeugs. Sie öffneten die Türen, lehnten die Leitern an und überlegten sich schon mal, wie die in Etappen beförderten Müllsäcke über die Leitern an Bord gebracht und in der ehemaligen Kabine der Economyklasse sicher verstaut werden konnten.
    Der Kerl von Sitz 4A nahm das Ende des zweiten Schlauchs auf die Schulter. Der von Sitz 4B betätigte den Schalter, und die Schlauchtrommel begann sich zu drehen.
    3.44 Uhr.
    Noch elf Minuten.
    Reacher hörte, wie Plato herumging. Hörte ihn aus dem Korridor in die runde Kammer treten. Er selbst hockte in dem ersten runden Verbindungstunnel – den er für sich als Ring B bezeichnete – auf dem Boden. Wie ein Minipentagon, aber rund und unter der Erde. Die zentrale Kammer war der Ring A. Dann folgten der Ring B, danach der Ring C und zuletzt der äußere Ring D. Alle durch die acht geraden Speichen teilweise miteinander verbunden. Über fünfhundert laufende Tunnelmeter. Vierundzwanzig separate Kreuzungen. Zwölf zufällige Möglichkeiten, nach links abzubiegen, zwölf nach rechts. Außerdem zehn in den Fels gehauene Kavernen: Toiletten, Küchen und Vorratsräume.
    Ein Irrgarten.
    Ein Labyrinth.
    Reacher war schon hier unten gewesen, Plato nicht.
    Kein Handyempfang, alle seine Leute an der Oberfläche beschäftigt, keine Möglichkeit, Verstärkung anzufordern.
    Reacher wartete.
    Plato rief: »Holland?«
    Der Klang seiner Stimme hallte und echote, nahm unerwartete Wege und schien von überall und nirgends zu kommen.
    Reacher wartete.
    Plato rief: »Holland? Sehen Sie zu, dass Sie Ihren Arsch hier rüberkriegen. Unser Deal ist noch nicht zu Ende. Denken Sie daran: Ich verstümmle sie, mache sie zum Krüppel und lasse sie noch ein Jahr leiden, bevor ich sie erledige.«
    Reacher sagte nichts.
    Plato rief. »Holland?«
    Keine Antwort von Reacher. Fünf Sekunden. Zehn.
    »Holland?«
    Reacher sagte nichts. Das wirklich riskante Spiel begann in exakt diesem Augenblick. Fifty-fifty. Leben oder sterben. Ein cleverer Kerl, der ein sich entwickelndes Problem ahnte, würde sofort die Treppe hinaufstürmen und zwei, drei seiner Männer runterschicken. Ein dummer Kerl würde bleiben, um die Sache auszufechten.
    Aber das konnte auch ein cleverer Kerl tun, dessen Ego sich von Selbstüberschätzung, eingebildeter Überlegenheit und dem Bedürfnis, niemals schwach zu erscheinen, weil er so klein war, leiten ließ.
    Fifty-fifty.
    Leben oder sterben.
    Plato blieb. Er rief: »Holland? Wo sind Sie?«
    Eine Spur von Besorgnis in der Stimme.
    Den Mund dicht an der Betonwand, sagte Reacher: »Holland ist tot.«
    Der Klang seiner Stimme folgte den Wänden, breitete sich nach allen Seiten hin aus und kam von überallher zurück: ein ruhig gesprochener Satz, überall und nirgends, im Plauderton, aber eindeutig bedrohlich. Reacher hörte Platos Stiefel über den Boden scharren. Er drehte sich um sich selbst, während er versuchte, die Stimme zu lokalisieren.
    Plato blieb wieder stehen und rief: »Was haben Sie gesagt?«
    Reacher war auf einer der freien Speichen zum Ring C unterwegs. Er schob sich langsam und lautlos vorwärts. Fast geräuschlos, wenn man von dem leisen Rascheln absah, mit dem sein Hosenboden den Beton berührte. Aber das spielte keine Rolle. Alle Geräusche kamen von überallher. Sie zischten und sangen, verzweigten sich und legten weite Strecken zurück.
    Reacher brachte seinen Mund erneut dicht an die Wand und sagte: »Ich habe Holland in den Kopf geschossen. Jetzt mache ich Jagd auf Sie.«
    »Wer sind Sie?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich will’s wissen!«
    »Ich war ein Freund von Janet Salter.«
    »Wer ist das?«
    »Die Zeugin. Haben Sie denn nicht mal ihren Namen gekannt?«
    »Sind Sie der Militärpolizist?«
    »Wer ich bin, erfahren Sie bald.«
    Ein cleverer Kerl wäre zur Treppe gerannt.
    Plato blieb, wo er war.
    Er rief: »Glauben Sie, dass Sie mich schlagen können?«
    Reacher antwortete: »Glauben Sie, dass Bären in den Wald scheißen?«
    »Glauben Sie, dass Sie
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