Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
Vom Netzwerk:
aus Stahl. Alles Metall war jedoch erst geschmolzen und dann verdampft.
    Was beweise, erklärten die Brandfahnder, dass der Brand unter der Erde ausgebrochen sei.
    Sie legten Schutzkleidung an und wurden durch den Treppenschacht in die Tiefe gelassen – siebzig Meter tief, wie sich zeigte. Sie entdeckten ein Labyrinth aus niedrigen Korridoren und Kammern mit brandgeschädigten Betonwänden, etwas Asche, die organischen Ursprungs sein konnte, und erstaunlicherweise über tausend unbeschädigte Diamanten.
    Die Brandfahnder quartierten sich in der Polizeistation Bolton ein und verbanden ihre Laptops drahtlos mit den Rechnern ihrer Dienststellen. Dann machten sie sich an die Arbeit. Sie zeichneten dreidimensionale Modelle der unterirdischen Anlage. Auf der Basis verschiedener Annahmen stellten sie einige Vermutungen an. Aus Polizeimeldungen wussten sie, dass außer dem Enteisungswagen auch ein Pumpenlaster gestohlen worden war. Falls der Aluminiumschrott ein Flugzeug gewesen war und es einen unterirdischen Lagertank gegeben hatte, konnte der Brandbeschleuniger Düsentreibstoff gewesen sein. Was mit ihren Schätzungen in Bezug auf die Brandtemperatur übereinstimmte: nicht hoch genug, um Diamanten verbrennen, aber hoch genug, um die Schneedecke in zwei Meilen Umkreis schmelzen zu lassen.
    Major Susan Turner sah sich die Nachrichten jeden Abend im Fernsehen an, las sie jeden Morgen in den Zeitungen und verfolgte sie den ganzen Tag online. Sie blieb in ihrem Dienstzimmer in Rock Creek, wartete am Telefon. Sie schlief in ihren Besuchersesseln – in einen zurückgelehnt, die Füße auf den anderen gelegt. Das Telefon klingelte nie.
    Nach einer Woche legten die Brandfahnder ihren Abschlussbericht vor. Der Brand war ein Unfall beim Betanken gewesen. Möglicherweise durch einen Überschlag nicht geerdeter statischer Elektrizität zwischen Flugzeug und Tankschlauch, wahrscheinlicher durch die Entzündung von Treibstoffdämpfen im Untergrund durch einen aus Unachtsamkeit entstandenen Funken. Der Brand hatte überwiegend in siebzig Metern Tiefe gewütet, und seine thermodynamische Charakteristik war durch eine eigenartige Wechselwirkung verstärkt worden, bei der Frischluft in Sturmstärke durch den Treppenschacht angesaugt worden war, während die Verbrennungsprodukte durch die Lüftungsschächte ausgestoßen worden waren: genau in Gegenrichtung, aber mit exakt gleichen Massen und Geschwindigkeiten, was praktisch zu einer fortdauernden Explosion in einem engen senkrechten Zylinder aus feuerfestem Material geführt hatte. Wie eine startende Rakete, die jedoch auf dem Kopf stehend nicht in den Himmel aufgestiegen war, sondern den Erdmittelpunkt angesteuert hatte. Diese Theorie schien durch das beschädigte Bunkerdach bestätigt zu werden. Die vor über fünfzig Jahren angebrachten provisorischen Verschlüsse der Lüftungsrohre – der beiden angeblichen Kamine – waren abgesprengt worden und über fünfhundert Meter entfernt aufgefunden worden. Nach Meinung der Experten hatte die schmale Feuersäule eine Höhe von ungefähr dreihundert Metern erreicht und so die Wärmesignatur einer startenden Rakete imitiert.
    Diese Anfangsphase des Brandes hatte schätzungsweise vier Stunden lang gedauert. Als die unterirdischen Treibstoffvorräte dann ein bestimmtes kritisches Minimum erreicht hatten, war das Gleichgewicht der Massen und Geschwindigkeiten kollabiert, und ein Feuerball war nach oben geschossen und hatte sich mit geringerer, aber noch immer sehr hoher Temperatur ausgebreitet und ungefähr eine Stunde lang gewütet, bevor er schließlich von selbst erloschen war.
    Für die Giftgaswolke in Bolton wusste niemand eine Erklä rung. Die Air Force gab an, in der Anlage sei überschüssiger Fliegerbedarf aus dem Zweiten Weltkrieg gelagert gewesen – hauptsächlich gegerbtes Leder in Form von Fliegerhauben, Fliegerstiefeln und Fliegerjacken; und die Fachleute hielten es für denkbar, freigesetzte Chemikalien aus dem Gerbungsprozess könnten die gemeldeten gesundheitlichen Beeinträchtigungen hervorgerufen haben.
    Auch für den Diamantenfund hatte niemand eine rechte Erklärung. Eine komplizierte Theorie lautete, sie seien in den Wirren der letzten Kriegstage in Europa gestohlen und einem Versorgungsoffizier, der sie in die Heimat schmuggeln sollte, anvertraut worden. Durch irgendein Versehen sei die Sendung jedoch nicht am vorgesehenen Bestimmungsort angekommen, sondern als Irrläufer unter das einzulagernde überschüssige Material
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher