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61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: 61 Stunden: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)
Autoren: Lee Child
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mich hier unten schlagen können?«
    »Ich kann Sie überall schlagen.«
    Eine lange Pause.
    »Wo sind Sie?«, rief Plato.
    »Dicht hinter Ihnen«, antwortete Reacher. Laute Stimme, hallendes Echo. Hastig über den Betonboden scharrende Schritte. Keine Antwort. Reacher bewegte sich weiter durchs Dunkel. Er hörte, wie Plato einen Korridor betrat. Eine gerade Speiche. Das Geräusch seiner Schritte verengte sich und breitete sich dann wieder aus, und der dumpfe Ton, den seine Absätze machten, kam gleichzeitig von links und rechts zurück. Reacher rutschte nach links, dann wieder nach rechts. In eine eigene gerade Speiche. Anscheinend parallel zu der Platos. Er sah den Widerschein einer Stablampe, als Plato an der Abzweigung zum Ring C vorbeiging. Reacher bewegte sich weiter, machte dann halt und blieb nur einen Meter von der Hauptkammer entfernt S-förmig gekrümmt auf der Seite liegen. Auf dem Betonboden, um ein möglichst kleines Ziel abzugeben. Weg von den senkrechten Flächen, weil auch Kugeln den Wänden folgten. Nicht nur Geräusche. Das konnte jeder erfahrene Soldat bestätigen. In schmalen Gassen und beengten Räumen surrten Fehltreffer nicht etwa als Querschläger davon. Stattdessen folgten sie Ziegel- oder Steinwänden. Presste man sich gegen eine Mauer, tat man dem Gegner einen Gefallen, nicht sich selbst. Das widersprach dem eigenen Instinkt und war schwer zu vermeiden, aber trotzdem wahr.
    Reacher hörte, wie Plato an der Einmündung seines Korridors stehen blieb. Sah den Widerschein seiner Stablampe. Er blickte in Richtung Hauptkammer. Zwei Möglichkeiten. Erstens: Er konnte sich nach rechts wenden – weg von dem Tunnel, in dem Reacher lauerte. Zweitens: Er konnte sich darauf zu nach links wenden.
    Verstecken spielen. Vielleicht das älteste Spiel der Welt.
    Der Kerl von Sitz 4A schleppte den zweiten Schlauch hinter sich her in den Bunker. Er zerrte ihn über den Boden und um das Ende der Treppe herum zu demselben Lüftungsschacht, in dem schon der erste Schlauch hing. Er nahm ihn über die Schulter, wandte sich der Öffnung zu und drückte das Anschlussstück mit dem Knie hoch, bis es in den Schacht fiel. Dann ließ er den Schlauch Meter für Meter hinunter. Als gut zwanzig Meter Schlauch in dem Schacht waren, duckte er sich darunter hervor und ließ ihn auf dem Schachtrand liegen. Er trat an einigen Stellen gegen den Schlauch und überzeugte sich davon, dass er keine Kinken aufwies.
    Alles in Ordnung.
    Aus dem Tank durch den Schacht hinauf, durch die Pumpe und sofort wieder in denselben Schacht hinunter.
    Eine einfache, lineare Verbindung.
    Los jetzt.
    Er ging in die Kälte hinaus und fand seinen Freund. Fragte ihn: »Kannst du den Wachposten von hier aus treffen?«
    Der Kerl von Sitz 4B sah auf seine H&K hinunter. Ein elfeinhalb Zentimeter langer Lauf. Eine großartige Waffe, aber nicht treffsicherer als eine gute Pistole. Und er zitterte heftig. Nicht nur vor Kälte.
    Er sagte: »Nein.«
    »Dann schleich dich an. Sieht er dich, sagst du, dass du ihn ablösen kommst. Verwickle ihn in ein Gespräch. Ich lege die anderen um, sobald sie aus dem Flugzeug kommen. Du wartest, bis du mich schießen hörst, und durchsiebst ihn dann.«
    Der Kerl von Sitz 4B schwieg.
    »Für deine Mutter. Und deine Schwestern. Und die Töchter, die du eines Tages haben wirst.«
    Der Kerl von Sitz 4B nickte. Er wandte sich ab, ging nach Süden davon. Erst langsam, dann schneller.
    Plato wandte sich nach rechts. Weg von der Stelle, an der Reacher lauerte. Enttäuschend. Oder vielleicht auch nicht. Möglicherweise nur eine Verzögerung, die letztlich vorteilhaft sein konnte. Weil der Lichtschein der Stablampe langsam und regelmäßig, rhythmisch schwächer und stärker, schwächer und stärker wurde. Was Reacher zeigte, dass Plato Gang C entgegen dem Uhrzeigersinn folgte, in jeden Korridor hineinleuchtete, ihn sorgfältig absuchte und dann weiterging. Aber das war in Ordnung. Weil der Gang einen Kreis bildete, war es letztlich egal, ob man sich nach links oder rechts wandte. Und entgegen dem Uhrzeigersinn war besser. Viel besser. Aus verschiedenen Gründen, die sich bald zeigen würden.
    Vor allem Plato.
    Reacher wartete.
    Der Lichtstrahl wanderte weiter.
    Dann: Reacher hörte leise Geräusche von oben. Ein kurzes gedämpftes Summen. Viermal nacheinander. Leise genug, um fast gar nicht vernehmbar zu sein. Vielleicht der Anlasser des Pumpenlasters, der betätigt worden war. Oder der des Enteisungswagens. Vielleicht irgendwelche
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