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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten
Autoren: Manfred Rebhandl
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weggespreiztem Finger „zu sich nimmt“, wie die Frisöre immer zum Fressen sagen, sondern die Kirschpfefferoni Marke Fuego vaya conmigo! aus Mexiko drüben, die selbst für die gut einbetonierten und gepanzerten Darmwindungen von einem Ausseer Landgendarmen eine anspruchsvolle Kost sind, du heilige Scheiße!
    Der Biermösel wird also die Grillsau aus dem Wald herausballern und im Abendrot grillen müssen, ohne dass er vorher – nach allem, was man heute weiß! – eine Familie gegründet hätte, was natürlich einerseits sehr traurig ist, aber andererseits auch nicht, weil er ja in Ruhe grillen will.
    Er meint nämlich, wenn er vom Grillen redet, nicht das oberflächliche, vom Freizeitwahnsinn verdorbene und von der Grillindustrie gelenkte Grillen mit Kugelgrill, qualitätsloser Holzkohle und einem sogenannten Gemeinschaftserlebnis, darauf scheißt er erst recht.
    Er meint nicht das Grillen der Einfamilientraum-Besitzer mit dem Futzerl Garten vor ihrer Klobrille und dem gro­ßen Haufen Schulden bei der Ackerbau- und Viehzuchtbank, die einem dann am Weltspartag auch noch eine Grillschürze schenkt, als dezenten Hinweis darauf, dass der Vati bald komplett abgebrannt sein wird und das Haus praktisch schon der Bank gehört, danke und her damit!
    Wenn der Biermösel vom Grillen redet, dann meint er insbesondere auch nicht die Großfamiliengrillfeier, bei der immer die ganze depperte Großfamilie versammelt sein muss mitsamt den kleinen putzigen Hosenscheißern, die dem Grillmeister dann immer zwischen den Hosenbeinen herum rennen und das Ketchup suchen oder das Coca-Cola, wenn der Biermösel vom Grillen redet, dann meint er: keine Kinder, kein Ketch­up, kein Coca-Cola und insbesondere keine Weiber, die dann immer nur ein Stückerl gegrilltes Gemüse haben wollen, weil sie sich justament einbilden, dass sie für den kommenden Humtata-Sonntag wieder in ihre Ausseer Tracht hineinpassen müssen, heuer geht es sich endlich wieder aus, denken sich die Fettwurschtis jedes Jahr wieder, aber natürlich geht es sich jedes Jahr um ein paar Zentimeter weniger aus, was dann wieder ein Meer an Tränen zur Folge hat – also bitte um Gottes willen keine Weiber beim Grillen!
    Wenn der Biermösel von Grillen redet, dann meint er nicht das Grillen während der einen Minute Sonnenschein in der Woche, die ihnen bisher vergönnt war, dann muss der Vati die Glut in der nassen Holzkohle mit dem Föhn anfachen, aber die Holzkohle ist auch deswegen nass, weil der Vati sie zuvor im Spiritus ertränkt hat, damit sich endlich was tut, wenn er den Flammenwerfer in Anschlag bringt, „Vati, pass auf!“
    Nicht zuletzt die ganzen Brandwunden, die der Doktor Krisper schon erstversorgt hat, die vielen verkohlten Kleinkinder, die von der Spiritus-Stichflamme erfasst und in Brand gesteckt worden sind, die ganzen abgefackelten getafteten Kopfgestecke von den Weibern sowie die in die unterste Hautschicht hineingebrannten Grillschürzen aus Plastik zeugen von der komplett falschen Richtung, die die heimisch Grillschule nach Meinung vom Biermösel in den letzten Jahrhunderten genommen hat, also um Gottes willen: keine Grillschürze! Wie oft hat er im Wahlkampf selbst schon eine Grillschürze mit der Visage vom Chef vom Ganzen drauf geschenkt bekommen, und wie oft hat er sie sofort wieder weitergeschenkt, und zwar den Ratten in der Tonne. Wie oft hat er sich schon geschworen, dass er, wenn es denn einmal so weit sein wird, das Feuer für die Sau nur mit der Kraft seiner eigenen Raucherlunge entfachen wird, also wenn der Biermösel vom Grillen redet, dann meint er: keinen Föhn, unter keinen Umständen und niemals einen Föhn!
    In weiser Voraussicht hat der Biermösel schon letztes Jahr, lange bevor er im Frühjahr seine Ernährung umgestellt und den Ofen auf Dauerfeuer gestellt hat, angefangen, selbst die Grillkohle zuzubereiten. Er hat einen halben Gebirgskamm aus seinen Buchenholzwäldern herausgemeißelt, dann hat er das Holz in kleine Teile zerlegt, teils mit der Hacke, teils aber auch mit der Hand, und zwar großteils, und dann hat er selbst Holzkohle daraus gemacht, als kleine Einstimmung auf das Kommende. Wenn der Biermösel also vom Grillen redet, dann meint er Grillen mit der eigenen Kohle und nach der verschlungenen Sau vielleicht ein, zwei Zahnstocher als kleines Zugeständnis an die fragwürdigen Errungenschaften der Zivilisation, ansonsten nur die Sau, das Feuer, ein Kübel Salz, eine Kiste Bier für jede Himmelsrichtung und sonst
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