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56,3° Im Schatten

56,3° Im Schatten

Titel: 56,3° Im Schatten
Autoren: Manfred Rebhandl
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Kongolien vor den samstäglichen Exekutionen, und dabei steigt er immer weiter aus dem Fell des Eisbären heraus und schlüpft immer beschwingter in die faule Haut des Südländers hinein, die dem einheimischen Knechtsvolk ansonsten so gar nicht passen mag, weil das einheimische Knechtsvolk zu emsig und hektisch für die faule Haut des Südländers ist.
    Dem Biermösel aber passt die faule Haut des Südländers wie angegossen, sie adelt ihn wie der Gestank den Vagabunden, obwohl er natürlich, anders als der komplett arbeitsscheue Südländer, während seiner Siesta nicht vollends untätig ist, sondern fleißig furzt und trinkt und dabei die Schleusen einmal weit öffnet und dann wieder ganz schließt, je nachdem. Nach fünfzig Jahren schweren Alkoholismus aber hat sich das natürlich eingespielt, dass die Hand ungefragt zum Bier geht und das Bier schleunigst zum Mund, von einer dramatisch schweren Arbeit kann dabei wirklich keine Rede sein, wenn der Biermösel dem System regelmäßig Treibstoff zuführt und die dadurch gewonnenen Gase wieder ausstößt, du meine Güte, so eine Erde zu erwärmen ist ja im Grunde keine Hexerei, es muss nur endlich einer tun.
    Der Biermösel lässt dann einen weiteren sehr Schönen fahren und malt sich dabei die Zukunft des vor ihm liegenden Sommers in den buntesten Farben und erfreulichsten Düften aus, denn mit dem Fell des Eisbären hat er endlich auch das steife Korsett der Vorschriften und Gesetze abgestreift, die Interessen vom Staatsganzen mit seinen ganzen Vorschriften und Gesetzen vertragen sich immer weniger mit denen vom Biermösel, da will er ehrlich sein, der dünne Faden zwischen ihm und der Gendarmerie ist zerrissen, er hat eine dicke Mauer zwischen sich und dem Vorgesetzten aufgebaut, so dick, dass er sie nicht einmal mehr mit einer Rakete aus seinem Arsch heraus einreißen könnte.
    Während der Jason Castelli also auch nächste Woche im Ländlichen Boten wieder im Dienste seiner Majestät herum­rackern muss, wird sich der Biermösel aus dem Dienste seiner Majestät schön langsam verabschieden und lieber Urlaub machen,­ als sich ins schwere Geschirr der Ermittlungen zu hängen. Nach all den Jahren der Enttäuschungen, Demütigungen, Niederlagen und Missverständnisse zwischen ihm und dem Innen­minister des heimischen Schurkenregimes; nach den Tausenden und Abertausenden Kilometern, die er auf seiner Fips durch den Schnee und Regen, über Glatteis und nebelverhangene Straßen dahingeflogen ist, um den Tunichtguten und Rotzbuben nachzustellen; nach all den Jahrzehnten der Frostbeulen an der flinken Schusshand und der Winterkirschen in der wärmenden Unterhose klinkt sich der Biermösel endgültig aus dem Staatsganzen aus und formt sich zum sonnenummantelten Faulsack.
    Er wird sich nur noch die glühend heiße Sonne aufs Baucherl scheinen lassen, sobald er die Wildsau erst aus dem Wald herausgeschossen hat, dann wird er sich am Arsch kratzen, sobald sie sich auf dem Spieß über der Grillkohle dreht, und er wird dabei gar nicht erst versuchen, dass er die lästigen Fliegen, die seit ein paar Tagen seine geschwollene Nase umschwirren, mit langsamer, gelangweilter Riesenpranke zu Tode bringt wie der Löwe in der Savanne die lästigen Hyänen, die ihm sein Menü streitig machen.
    Sollen sie doch leben!, denkt der Biermösel stattdessen großzügig über die neu aufgetretene Plage der Eintagsfliegen, die sich früher auch nie nach Aussee hereingetraut haben, weil es ihnen hier zu kalt war und das Fleisch von den Toten zu tief gefroren und zu wenig verfault. „Was soll ich mich um euer Ableben auch noch kümmern?“, seufzt er nachsichtig, wo er doch schon die ganzen einheimischen Schwächlinge mit seinen Eruptionen zur Strecke bringt und die depperten Fliegen doch sowieso schon bald ganz ohne sein Zutun von der Decke herunterfallen werden, also von ihm als Gruß an die lästigen Eintagsfliegen nur so viel:
    „Schönen einzigen Tag noch!“
    Und hoppala, plus 38,7 ° im Schatten.

Grillsau
    Seit dem Zauberer Moses und seiner gewagten Meeresteilung drüben im Geheiligten Land hat jedenfalls keiner mehr so dramatisch in die Erdengeschichte eingegriffen wie der Biermösel heuer in Aussee herüben mit seiner Furzerei. Und seit der Komet den Dinosauriern auf den Schädel draufgefallen ist und die Viecher mit der im Handgepäck mitgeschleppten Eiszeit ausgelöscht hat, ist keiner mehr mit einem solchen Ehrgeiz darangegangen, das Klima in der heimischen Kühltruhe so nachhaltig
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