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Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)

Titel: Kris Longknife: Die Rebellin: Roman (German Edition)
Autoren: Mike Shepherd
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1
    W ir haben ein verängstigtes Kind da unten.«
    Captain Thorpes Bariton hallte zwischen den harten Metallwänden im Landungshangar der Taifun wider. Marines, die eben noch in Vorbereitung des Rettungseinsatzes ihre Gefechtsanzüge, ihre Waffen und ihre Herzen geprüft hatten, hingen an jedem seiner Worte. Ensign Kris Longknife teilte ihre Aufmerksamkeit. In ihrem kurzen, zweiundzwanzig Jahre währenden Leben hatte sie schon eine Menge blumige Ansprachen gehört. Ein Teil von ihr hörte den Worten ihres Kommandanten zu; sie spürte, wie diese über sie hinwegspülten, in sie eindrangen. Es lag lange zurück, dass sich ihre Nackenhaare bei nichts weiter als Worten aufgerichtet hatten, und diese Worte erfüllten sie mit dem Wunsch, irgendeinem Mistkerl die Gliedmaßen einzeln auszureißen. Doch ein weiterer Teil von ihr hielt Distanz und verfolgte die Wirkung der Ansprache auf die Männer und Frauen, die sie bald führen würde.
    »Die Zivilisten haben versucht, sie zurückzuholen.« Kris verfolgte, wie er die Unterbrechung einsetzte. Sie erfolgte so präzis wie der Schlag eines Taktstocks. »Sie sind gescheitert. Jetzt haben sie nach den Hunden gerufen.«
    Die Marines rings um Kris sprangen auf die Rede des Skippers an und knurrten. Kris arbeitete erst seit vier Tagen mit diesen Menschen zusammen; die Taifun war mit nur zwei Stunden Vorwarnung auf diesen Einsatz gestartet! Captain Thorpe war unverzüglich, mit nur halber Mannschaftsstärke und ohne einen Lieutenant der Marines, der den Orbitaljägerzug kommandiert hätte, aus dem Raumdock gefahren. Jetzt fand sichein Grünschnabel von Ensign namens Longknife im Kreis von Marines wieder, die auf drei bis zwölf Jahre Dienstzeit im Corps zurückblickten und vor Ungeduld fieberten, etwas Endgültiges und Gefährliches zu tun.
    »Ihr wurdet ausgebildet. Ihr habt Schweiß vergossen.« Die Worte des Captains erfolgten im Stakkato eines Maschinengewehrs. »Seit eurem Eintritt ins Corps habt ihr für diesen Augenblick geübt. Mit geschlossenen Augen könnt ihr dieses entführte Mädchen retten.« Im fahlen Licht des Landungshangars leuchteten Augen von innerem Feuer. Kiefermuskeln waren angespannt, Hände zu Fäusten geballt. Kris blickte nach unten; das galt auch für ihre Hände. Ja, diese Soldaten waren bereit. Alle außer einem Grünschnabel von Ensign. Lieber Gott, hilf mir, es nicht zu vermasseln! , betete Kris lautlos.
    »Springt jetzt ab, Marines. Tretet ein paar Terroristen in den Arsch und legt dieses kleine Mädchen wieder in die Arme der Mutter, wo es hingehört.«
    »Uu-rah!«, kam es zwölf aufgeputschten Männern und Frauen von den Lippen, während der Captain gemessenen Schrittes zur Tür ging. Na ja, elf aufgeputschten Marines und einem verängstigten Ensign. Kris ahmte in ihrem Schrei die zornige Zuversicht nach, die sie in den Stimmen der anderen hörte. Hier fand man nichts von der Gelassenheit, von der Kühle, die Vaters politische Reden verströmten. Hier fand sich der Grund, warum Kris zur Navy gegangen war. Hier bot sich ihr etwas Wirkliches, etwas, das sie mit Händen greifen und bewirken konnte. Endlich Schluss mit endlosem Reden und endlosem Nichtstun. Sie grinste. Wenn du mich jetzt sehen könntest, Vater! Du hast gesagt, die Navy wäre reine Zeitverschwendung, Mutter. Heute nicht!
    Kris holte tief Luft, während sich ihr Zug wieder den Vorbereitungen zuwandte. Der Geruch von Körperpanzerungen, Munition, Öl und ehrlichem Schweiß vermittelte ihr einen Rausch. Das waren ihr Einsatz und ihre Truppe, und sie gedachte, dafür zu sorgen, dass ein bestimmtes kleines Mädchen heil und gesund nach Hause zurückkehrte. Dieses Kind würde überleben.
    Als die Erinnerung an ein anderes Kind auftauchte, unterdrückte Kris den Gedanken. Sie wagte in diesem Augenblick nicht, sich dem zu stellen.
    Captain Thorpe blieb auf seinem Weg hinaus unmittelbar vor ihr stehen. Er blickte ihr in die Augen und beugte sich förmlich in ihr Gesicht vor. »Denken Sie nicht zu viel nach, Ensign«, knurrte er leise. »Vertrauen Sie Ihren Instinkten. Vertrauen Sie Ihrem Zug und Gunny. Das sind gute Leute. Der Commodore denkt, dass Sie mitbringen, was man für den Job braucht, auch wenn Sie eine dieser Longknifes sind. Zeigen Sie mir, was Sie draufhaben! Bringen Sie diese Mistkerle mit aller Härte zur Strecke. Sollten Sie jedoch eine so leere Hülse sein, wie Ihr alter Herr, sagen Sie es Gunny, ehe Sie kneifen. Er führt dann den Einsatz zu Ende. Und ich setze Sie rechtzeitig
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