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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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glauben, daß so ein Knabe zwei solche Tiere erlegen könne, noch dazu in so kurzer Zeit.
    Da endlich faßte sich der Hauptmann, holte tief Atem und sagte:
    „Himmelbataillon, hat der es mir gesteckt. Helmers, laufe Er und hole Er ihn mir rasch!“
    Er beachtete nicht, daß er in seiner Aufregung Er anstatt Sie gesagt hatte.
    Der Steuermann ging in die Stube und brachte den Knaben, der ein sehr trotziges Gesicht machte.
    „Also du bist es wirklich gewesen, Schlingel?“ fragte Rodenstein.
    „Ich hab's schon zehnmal gesagt, ich sage es nicht wieder!“ klang die zornige Antwort.
    „Holla, Kerl, zanke nicht.“
    „Brechen Sie das Viehzeug auf“, rief Kurt, „so werden Sie meine Kugeln finden!“
    „Ach ja, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Wie sind sie denn getroffen worden?“ Er bückte sich nieder und untersuchte zuerst den Wolf.
    „Sapperment, im Feuer zusammengebrochen!“ sagte er. „Die Kugel ist ihm vorn gerade ins Herz gegangen. Das ist brav! Besser schieße ich selber nicht. Und der Luchs?“
    „Er hat zwei Schüsse“, sagte Kurt.
    „Wo?“
    „Ich sehe sie von weitem.“
    „Ah, ich glaube gar, der Junge untersteht es sich, mir eine moralische oder intellektuelle Maulschelle zu geben. Ja, da sind die Schüsse, der eine von der Seite in die Lunge, und der andere gerade von vorn ins Herz. Drei Meisterschüsse! Junge, wenn du sie getan hast, so hast du den Teufel. Es ist kein Zweifel daran!“
    „Er hat ihn!“ murmelte Ludewig.
    Dabei blickte er aber doch mit Stolz auf Kurt, der ja sein Zögling war.
    „Erzähle einmal!“ gebot der Hauptmann.
    Der Knabe stellte sich in Positur. Er hatte seine gute Laune wiedergefunden, und sein Gesicht glänzte vor Freude und Genugtuung, als er begann:
    „Also ich ging in den Wald –“
    „Das solltest du aber doch nicht“, unterbrach ihn der Hauptmann.
    „Nun gerade ging ich, denn Sie sagten, daß der Wolf mich fressen werde. Ich nahm meine Büchse und sagte, daß ich Krähen schießen wolle.“
    „Schöne Krähen! Gott sei Dank, daß alles gut abgelaufen ist, wie man sieht!“
    „Ich machte einen Umweg durch die Erlen und ging dann nach dem Eichberg, ich wollte nach dem Forellenbach.“
    „Wie schlau! Wir sollten seine Spur nicht sehen, Junge, du hast wahrhaft den Teufel im Leib!“
    Ludewig machte abermals drei Kreuze und murmelte:
    „Er hat ihn! Aber ein tüchtiger Kerl ist er dennoch dahier.“
    Kurt fuhr fort:
    „Da krachte ein Baum, ich blickte hin und sah den Wolf. Ich sprang sogleich hinter die nächste Eiche.“
    „Wie weit war das Vieh von dir?“
    „Dreißig Schritte.“
    „Ah, ein prächtiger Schuß!“
    „Ich ließ den Wolf bis auf zwanzig herankommen –“
    „Und hast nicht gezittert?“
    „Warum zittern?“ fragte der Knabe aufrichtig. „Ich wußte doch, daß ich ihn gut treffen werde. Ich legte an und drückte ab, da brach er zusammen. Er wollte noch einmal auf, aber es ging nicht, er fiel mausetot um.“
    „Ein Kapitalschuß! Junge, ich glaube, du wirst in deinem Leben nicht erfahren, was Angst ist oder Furcht. Weiter!“
    „Ich lud meinen Lauf wieder –“
    „Natürlich!“
    „Und guckte mir dann den Wolf an. Erst wollte ich ihn mitnehmen, ich hatte eine Leine und konnte ihn schleifen, aber ich dachte, Sie würden kommen und ihn finden.“
    „Sapperment, das Kerlchen hat uns ärgern wollen“, lachte Rodenstein.
    „Ja, weil Sie gesagt hatten, daß der Wolf mich fressen würde“, gestand Kurt aufrichtig. „Nachher ging ich noch ein bißchen in die Eichen hinein. Ich dachte, ich könne vielleicht einen Waldhasen schießen. Aber der Schnee war tief, und ich wurde müde. Da setzte ich mich auf die Blutbuche, die neben den zwei großen Eichen umgebrochen ist.“
    „Ah, dort!“ nickte der Oberförster.
    „Da hörte ich etwas kommen –“
    „Im Schnee?“
    „Nein, sondern oben im Geäst. Ich sah hin und dachte, es wäre eine wilde Katze. Das Vieh wollte seitwärts vorüber, es sprang von Ast zu Ast. Ich duckte mich aber unter die Buche und zielte, und als es springen wollte, hatte ich einen guten Schuß, der Luchs fiel zu Boden –“
    „War aber nicht tot?“
    „Nein.“
    „Ja, solch Zeug hat ein zähes Leben. Aber du warst in Lebensgefahr, Bursche, denn der Luchs springt sogar dem stärksten Mann nach dem Kopf.“
    „Oh, er kam auch, aber ich gab ihm die zweite Kugel. Er sprang bis jenseits des Buchenstammes, da legte ich die Büchse weg und zog mein Messer.“
    „Wetterjunge! Schulgerecht wie ein
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