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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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noch immer lachend.
    „Ich bin der Ludewig Straubenberger dahier“, lautete die Antwort.
    „Ludewig Straubenberger? Den Namen muß man sich merken.“
    „Zu Befehl, Hoheit!“ antwortete der Gehilfe ganz verkehrt.
    Ein erneutes Lachen erscholl, und dann fragte der Großherzog weiter: „Wie lange dienen Sie bereits?“
    „Fünfzehn Jahre.“
    „Und sind noch nicht Förster?“
    „Ich mag nicht dahier, denn ich habe den Herrn Hauptmann zu lieb. Wir passen so gut zusammen, und so mag ich nicht von ihm fort.“
    Über dieses ‚Wir passen so gut zusammen‘ lachten die Herrschaften abermals, und dann fragte der Großherzog weiter:
    „Ist Ihnen denn bereits ein Avancement angeboten worden?“
    „Das versteht sich. Bereits dreimal dahier.“
    „Und Sie haben es abgeschlagen?“
    „Ja.“
    „Hm, das spricht sehr für Ihre Treue und Anhänglichkeit. Aber sagen Sie, haben Sie denn nichts Schriftliches von dem Herrn Oberförster?“
    Jetzt erst besann sich Ludewig auf das Schreiben.
    „Sapperment“, meinte er, „so albern bin ich in meinem ganzen Leben noch gar nicht gewesen dahier! Hier ist der Brief!“
    Er griff in die Tasche, zog das Schreiben hervor und hielt es den Herren entgegen. Der Großherzog langte danach, aber da zog Ludewig die Hand zurück und sagte:
    „Halt, nein! Es ist nur für den Herrn Oberforstdirektor, Exzellenz.“
    „Exzellenz wird mir gestatten, es zu öffnen!“ versetzte der Großherzog.
    Der Direktor verbeugte sich, nahm das Schreiben und hielt es ihm entgegen. Der Herzog öffnete und las, dann sagte er, zu den Damen gewandt:
    „Unser guter Rodenstein bleibt doch der alte; er hat immer etwas Originelles für uns. Erst sendet er uns diesen braven Ludewig Straubenberger, und dann schreibt er uns einen Brief, den ich Ihnen vorlesen muß.“
    Er las folgendermaßen:
    „Schloß Rheinswalden, den …
    An die hohe Großherzogl. Oberforstdirektion
    zu Darmstadt
    Trotzdem ich nicht viel Zeit habe, teile ich einer hohen Oberforstdirektion mit, daß ich einen Knaben besitze, fünf Jahre alt und einige Monate. Er schießt, reitet, schwimmt, haut und sticht und heißt Kurt Helmers, ein tüchtiger Kerl! Ist heute in den Wald gelaufen, schießt den ersten Wolf und nachher sogar den Luchs und sagt doch, es sei eine alte Katze.
    Ich sende sofort den Ludewig Straubenberger. Ist auch ein guter Kerl, versteht das Forstwesen aus dem Fundament, fast besser als ich, hat zwei Ohren und ein Fell, worüber ich mir Quittung und Prämie ausbitte.
    Sollten wir noch mehr Wölfe schießen, so schicke ich ihn mit noch mehr Ohren, was ich wünsche, ihm gut zu bekommen, da er ein Freund vom Trinkgeld ist.
    Wünsche noch allerseits bestes Wohlsein und Betragen und zeichne mich selbst so wie auch mit Untertänigkeit
    Kurt von Rodenstein,
Hauptmann a.D. Oberförster.“
    Natürlich brachte dieses Schreiben eine abermalige Heiterkeit hervor, die jedoch in Rücksicht auf die Stellung des Schreibers möglichst unterdrückt wurde. Dann suchte der Großherzog sich aufzuklären.
    „Was ist es mit diesem Knaben?“ fragte er.
    „Das ist der Kurt“, antwortete Ludewig. „Sein Vater ist der Steuermann Helmers.“
    „Er wohnt auf Rheinswalden. Der Knabe ist, wie es scheint, der Liebling des Herrn Oberförster?“
    „Oh, er ist allen ihr Liebling dahier, Hoheit!“
    „Wirklich erst fünf Jahre alt und soll einen Wolf geschossen haben, auch den Luchs dazu?“
    „Ja.“
    „Das ist ein Irrtum oder eine Mystifikation!“
    „Ein Irrtum ist es nicht, von dieser Mystifikation weiß ich nicht, was das Wort bedeutet dahier.“
    „Ich meine eine Fopperei.“
    „Das ist es nicht. Der Kurt foppt uns nicht und läßt sich auch nicht foppen.“
    „Aber es ist doch unglaublich!“
    „Wir wollten es auch nicht glauben, aber er hat es bewiesen.“
    „Ist er ein solcher Schütze?“
    „Er schießt die Schwalben.“
    „Ah, das wäre ja ein Wunderkind! Aber dennoch, ein Wolf, ein Luchs!“
    „Na, Hoheit, ich dachte doch, ein Wolf oder ein Luchs wären leichter zu treffen als eine Schwalbe dahier.“
    „Ja“, lachte der Großherzog, „aber die Angst, die Angst vor einem solchen Tier!“
    „Angst? Oh, die kennt der Bub nicht! Da kürzlich ging ein wilder Eber auf unseren Doktor Sternau und unsere Gräfin Rosa los, und den hat der Junge sofort erschossen.“
    „Doktor Sternau? Hm! Dieser Name –“
    Da fiel ihm die Großherzogin in die Rede:
    „Erlaube! Doktor Sternau ist der berühmte Arzt, über den uns Geheimrat Belling
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