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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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Wimpern hervor die Ufer des Flusses sehr scharf mit jenem eigentümlichen, maskierten Blick beobachtete, welcher dem Jäger eigen ist, der in jedem Augenblick einen Angriff auf sein Leben erwarten kann.
    Der andere, welcher im Vorderteil saß, war ein Weißer. Er war lang und schlank, aber doch ungemein kräftig gebaut und trug einen blonden Vollbart, der ihn sehr gut kleidete. Auch er hatte Lederhosen an, die in den hoch heraufgezogenen Schäften schwerer Aufschlagstiefeln steckten. Eine blaue Weste und ein ebensolches Jagdwams bedeckten seinen Oberkörper; der Hals war frei, und auf dem Kopf saß einer jener breitkrempigen Filzhüte, die man im fernen Westen stets zu sehen bekommt. Sie haben die Farbe und Form verloren.
    Die beiden Männer mochten in dem gleichen Alter von vielleicht achtundzwanzig Jahren sein, und beide trugen anstatt der Sporen scharfe Fersenstacheln, ein sicherer Beweis, daß sie beritten gewesen waren, ehe sie sich das Kanu bauten, um den Rio Grande hinabzufahren.
    Indem sie so von dem Wasser des Flusses abwärts getragen wurden, vernahmen sie plötzlich das Wiehern eines Pferdes. Die Wirkung dieses Lautes war eine blitzschnelle, denn noch war der Ton nicht ganz verklungen, so lagen die beiden Männer bereits auf dem Boden des Kanus, so daß sie von außen nicht gesehen werden konnten.
    „Tkli – ein Pferd!“ flüsterte der Indianer in der Sprache der Apachen.
    „Es steht weiter abwärts“, meinte der Weiße.
    „Es hat uns gewittert. Wer mag der Reiter sein?“
    „Ein Indianer nicht und ein weißer Jäger auch nicht“, sagte der Weiße.
    „Warum?“
    „Ein erfahrener Mann läßt sein Pferd nicht so laut wiehern.“
    „Was tun wir?“
    „Rudern wir an das Ufer. Wir steigen aus und schleichen uns hin.“
    „Und das Kanu bleibt liegen?“ fragte der Indianer. „Wenn es nun Feinde sind, welche uns an das Ufer locken und töten wollen?“
    „Pshaw, wir haben auch Waffen!“
    „So mag wenigstens mein weißer Bruder den Kahn bewachen, während ich die Gegend untersuche.“
    „Gut, ich bin einverstanden!“
    Sie leiteten das Kanu an das Ufer, wo der Indianer ausstieg, während der Weiße mit den Waffen in der Hand sitzen blieb, um seine Rückkehr zu erwarten. Nach einigen Minuten bereits sah er ihn in aufrechter Stellung kommen; das war ein Zeichen, daß keine Gefahr vorhanden sei.
    „Nun?“ fragte der Weiße.
    „Ein weißer Mann schläft dort hinter dem Busch.“
    „Ah! Ein Jäger?“
    „Er hat nur ein Messer.“
    „Ist weiter niemand in der Nähe?“
    „Ich habe niemand gesehen.“
    „So wollen wir hin!“
    Er sprang aus dem Fahrzeug und band dieses fest; dann ergriff er seine schwere Rifle, zog die beiden Revolver, welche auch er besaß, halb hervor, um kampfbereit zu sein, und folgte dem Indianer. Sie erreichten bald die Stelle, an welcher der Schläfer lag. Neben ihm stand ein Pferd angebunden, welches auf mexikanische Weise gesattelt war.
    Der Mann trug jene nach unten weiter werdenden mexikanischen Hosen, ein weißes Hemd und eine blaue, nach Husarenart um die Schultern hängend getragene Jacke. Hemd und Hose wurden durch ein gelbes Tuch zusammengehalten, welches er wie einen Gürtel um die Hüften gewunden hatte. In diesem Gürtel stak außer einem Messer keine einzige Waffe. Der gelbe Sombrero (Hut) lag über seinem Gesicht, um dasselbe gegen die warmen Strahlen der Sonne zu schützen. Der Mann schlief so fest, daß er das Nahen der beiden anderen gar nicht hörte.
    „Holla, Bursche, wach auf!“ rief der Weiße, ihn am Arm schüttelnd. Der Schläfer erwachte, sprang empor und zog das Messer.
    „Verdammt, was wollt ihr?“ rief er schlaftrunken.
    „Zunächst nur wissen, wer du bist.“
    „Wer seid ihr denn?“
    „Hm, mir scheint, du hast Angst da vor dem roten Mann. Das ist nicht nötig, alter Junge. Ich bin ein deutscher Trapper namens Helmers und stamme aus der Gegend von Mainz, und dieser hier ist Shoshin-liett, der Häuptling der Jicarillas-Apachen.“
    „Shoshin-liett?“ fragte der Fremde. „Oh, dann habe ich keine Sorge, denn dieser große Krieger der Apachen ist ein Freund der Weißen.“
    Shoshin-liett heißt zu deutsch ‚Bärenherz‘.
    „Nun, und du?“ fragte der Weiße, der sich Helmers genannt hatte, also ganz denselben Namen führte wie der Steuermann in Rheinswalden bei Mainz.
    „Ich bin Vaquero“, antwortete der Mann.
    Ein Vaquero ist ein Rinderhirte.
    „Wo?“
    „Jenseits des Flusses.“
    „Bei wem?“
    „Beim Grafen de
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