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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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leuchtete. Er kam der Wache bis auf fünf Schritte nahe, dann schnellte er sich plötzlich auf dieselbe zu, packte sie von hinten mit der Linken bei der Kehle, schnürte diese so fest zu, daß ein Laut unmöglich war, und stieß ihr mit der Rechten das lange Bowiemesser in die Brust. Der Mann sank nieder, ohne ein Wort zu sagen oder das leiseste Geräusch machen zu können.
    So gelang es ihm, nach vielleicht einer Viertelstunde eine zweite Wache unschädlich zu machen, dann stieß er mit ‚Bärenherz‘ zusammen, welcher auf ganz dieselbe Weise auch zwei Comanchen getötet hatte.
    „Nun die Frauen!“ flüsterte der Indianer.
    „Vorsicht!“ bat der Deutsche.
    „Pshaw! Der Apache ist mutig, aber auch vorsichtig. Vorwärts!“ war die Antwort.
    Sie wandten sich vollständig unhörbar durch das ziemlich fußhohe Gras nach dem Feuer hin. Die Frauen waren an der hellen Farbe ihrer Kleidung leicht zu unterscheiden. Helmers erreichte sie zuerst und näherte seine Lippen dem Ohr der einen. Dabei sah er trotz der Dunkelheit, daß sie die Augen offen hielt und ihn beobachtet hatte.
    „Erschrecken Sie nicht, und halten Sie sich still!“ flüsterte er. „Erst wenn ich auch Ihrer Freundin die Fesseln durchschnitten habe, eilen Sie zu den Pferden hin.“
    Sie verstand ihn. Die Frauen lagen nebeneinander. Sie waren an Händen und Füßen gefesselt. Der Deutsche durchschnitt die Riemen, die ihnen in das Fleisch gedrungen waren.
    Sobald der Apache bemerkte, daß der Deutsche sich der Damen annahm, suchte er die männlichen Gefangenen auf. Es waren ihrer vier, sie lagen in der Nähe. Er kroch zu ihnen heran. Auch sie schliefen nicht. Er nahm das Messer zur Hand, um auch ihre Riemen zu durchschneiden. Schon hatte er dies bei zweien getan, da erhob sich ganz plötzlich in der Nähe einer der Indianer. Er hatte die Bewegungen des Apachen im halben Schlaf gehört. Zwar erhob ‚Bärenherz‘ sofort sein Messer und stieß es ihm in die Brust, aber der zum Tode Getroffene fand noch Zeit, einen lauten Warnruf auszustoßen.
    „Vorwärts, zu den Pferden! Mir nach!“ rief der Apache, indem er blitzschnell die Banden der übrigen zwei löste.
    Sie sprangen empor und stürzten zu den Pferden.
    „Schnell, schnell, um Gottes willen!“ rief auch der Deutsche.
    Er griff hüben und drüben eine der Damen und riß sie zu den Pferden hin; aber ihre Hand- und Fußgelenke waren von den Fesseln so eingeschnürt gewesen, daß sie kaum gehen konnten.
    „‚Bärenherz‘!“ rief der Deutsche in höchster Angst.
    „Hier!“ ertönte die Stimme des Apachen.
    „Schnell herbei!“
    Im nächsten Augenblick war der Häuptling da. Er ergriff eine der Frauen, hob sie empor und eilte mit ihr zu den Pferden. Helmers tat es mit der anderen ebenso. Sie sprangen auf, zogen die Frauen auf das Pferd, schnitten die Lassos durch, an denen die Tiere angepflockt waren, und jagten davon.
    Das alles war unter lauter Angst, aber mit der Schnelligkeit des Blitzes geschehen, doch keinen Augenblick zu früh, denn in dem Moment, in welchem sie die Tiere antrieben, krachten hinter ihnen die Schüsse der Comanchen.
    Diese hatten gar nicht an die Möglichkeit eines Überfalles gedacht und darum fest geschlafen. Jetzt sprangen sie empor und griffen zu den Waffen. Sie bildeten ein wirres Durcheinander und merkten erst dann, was geschehen war, als die Gefangenen bereits davonsprengten. Nun warfen auch sie sich auf die noch übrigen Pferde und jagten den Entflohenen nach.
    Helmers und der Apache ritten an der Spitze. Sie kannten den Weg, und jeder von ihnen hatte ein Mädchen vor sich liegen. Auf der Höhe wartete der Vaquero auf sie. Als er sie hörte, stieg er auf und nahm die beiden anderen Pferde am Zaum.
    „Uns nach!“ rief ihm Helmers zu, der ihn halten sah.
    So ging die wilde Jagd bei voller Dunkelheit jenseits wieder in das Tal hinab, voran die Flüchtlinge und hinter ihnen die Comanchen, welche unaufhörlich ihre Gewehre abschossen, ohne jemand zu treffen. Da endlich erreichte man die freie Prärie, und nun konnte man an eine Gegenwehr denken.
    „Können Sie reiten, Señora?“ fragte Helmers seine Dame.
    „Ja.“
    „Hier ist der Zügel! Immer geradeaus!“
    Er sprang ab und stieg auf sein Pferd, welches der Vaquero am Zügel führte. Der Apache tat ganz dasselbe. Sie bildeten nun die Nachhut und hielten mit ihren vortrefflichen Büchsen die Indianer in Schach. So ging es fort, bis der Morgen graute, und da zeigte es sich, daß die Comanchen weit
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