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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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einige Augenblicke lang ganz sprachlos.
    „Himmeldonnerwetter!“ rief er endlich; aber der Steuermann sah nur des Hauptmanns Rücken und merkte daher nicht, ob dies ein Ruf des Zornes oder der Überraschung sei. Er warf aber seinem Sohn einen drohenden Blick zu und fragte: „Was ist's, Herr Hauptmann?“
    „Kreuzhimmeldonnerwetter!“
    „Herr Hauptmann“, sagte Helmers, „wenn der Bub eine Dummheit gemacht hat, so –“
    Da drehte sich der Alte endlich um. Sein Gesicht strahlte vor freudigem Erstaunen, und er unterbrach den Steuermann:
    „Mund halten! Ludewig, er hat ihn!“
    „Wen?“ fragte der Bursche.
    „Rate!“
    Ludewig sann eine Weile nach und erwiderte:
    „Ja, wer soll sich das denken!“
    „Nun, den wir heute suchten!“
    Da machte der Bursche eine sehr bestürzte Miene und sagte: „Doch nicht etwa gar den Wolf!“
    „Ja, ihn gerade!“
    „Den Geisterwolf?“
    „Den Geisterwolf, du Esel!“ lachte der Oberförster grimmig und wollte soeben beiseite treten, um den anderen einen Einblick in den Holzstall zu lassen, als in demselben Augenblick der Briefträger durch das Hoftor eintrat. Aller Augen richtete sich für einen Moment auf ihn. Als er den Oberförster sah, fragte er:
    „Herr Hauptmann, soll ich Ihre Briefe hinübertragen, oder darf ich sie sogleich hier abgeben?“
    „Gib her!“
    Der Briefträger übergab dem Oberförster nunmehr einige Briefe, darunter ein großes, amtlich versiegeltes Kuvert.
    „Vom großherzoglichen Oberforstamt!“ sagte letzterer erstaunt. „Und ein ‚Eilig‘ darauf. Das muß sofort gelesen werden!“
    Er steckte die anderen Briefe in die Tasche, öffnete diesen einen und las ihn durch. Sein Gesicht erhielt dabei einen ganz eigentümlichen Ausdruck. Als er fertig war, rief er:
    „Da schlage doch ein hundertneunundneunzigtausendfaches Wetter drein!“
    „Eine Hiobsbotschaft, Herr Hauptmann?“ fragte Helmers.
    „Nein, eine solche Freudenpost, daß man unbedingt fluchen muß. Hört einmal!“
    Der Oberförster stellte sich in Positur, noch immer unter der Stalltür, so daß niemand hineinsehen konnte, und las langsam mit erhobener Stimme folgendes:
    „An den Herrn Oberförster Kurt von Rodenstein,
    Hauptmann a.D. auf Rheinswalden.
    Geehrter Herr!
    Nachdem die Strenge des Winters auch aus den Ardennen und anderen Bergen und Wäldern allerlei ebenso seltenes wie schädliches Raubzeug herbeigeführt hat, so werden unsere Ober- und Unterforstämter hiermit bedeutet, allen Ernstes gegen dasselbe vorzugehen.
    Wie vernommen, lassen sich hier und da Wölfe sehen; also teilen wir mit, daß demjenigen, der das erste dieser Tiere im Bereich unseres Landes schießt, eine Prämie von zwanzig Talern, jedem folgenden aber eine solche zu fünf Talern ausgezahlt werden soll.
    Zu unserem großen Erstaunen vernehmen wir, daß vorgestern in der Gegend von Winnweiler gar ein Luchs gesehen worden ist, ein Tier von der Gattung, die man Rotluchs nennt. Da nun dieses Tier ohne allen Zweifel das schädlichste Raubtier in Europa ist und auch höchst gefährlich für den Menschen, so ergeht an alle unsere Forstbeamten die Weisung, dasselbe unverweilt aufzusuchen und zu erlegen. Derjenige, der es erlegt, soll einen Ehrenpreis von hundert Talern erhalten und soll die Meldung sofort anhero an unsere Oberforstdirektion geschehen.
    Wonach genau zu achten und sich zu verhalten! Geschehen zu
    Darmstadt,Großherzogl. Oberforstdirektion, den …
    Postskriptum:
    Zum Erweis der Wahrheit sind von jedem Wolf die beiden Ohren, von dem Luchs aber das ganze Fell nach hier abzuliefern, welches letztere noch extra nach Preis und Umständen honoriert werden soll.
    D.O. …“
    Man kann sich kaum denken, welchen Eindruck der Inhalt dieses Schreiben für die Burschen machte.
    „Ein Luchs!“ rief Ludewig. „Unmöglich!“
    „Ist seit Menschengedenken noch gar nicht vorgekommen“, sagte ein zweiter.
    „Wir müssen sofort eine große, allgemeine Streife vornehmen“, meinte ein dritter.
    „Juchhe, hurra!“ rief ein vierter, und dieser vierte war kein anderer als Kurt.
    Der Oberförster warf ihm einen verweisenden Blick zu und sagte zu ihm:
    „Halte den Schnabel, Junge! Bei solcher Streiferei mußt du hübsch zu Hause bleiben! Aber diese Streiferei ist gar nicht notwendig, denn hört, ihr Leute, wir haben sie!“
    „Wen?“ wagte Ludewig zu fragen.
    „Den Wolf und auch den Luchs.“
    „Den Wolf und auch den L…“
    Das Wort blieb dem braven Gehilfen im Mund stecken.
    „Ja, seht
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