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43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas

Titel: 43 - Waldröschen 02 - Der Schatz der Mixtekas
Autoren: Karl May
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Oberforstmeister. Glücklicherweise war es mit dem Vieh vorüber?“
    „Es kratzte und schlug nach mir, aber es konnte nicht mehr über den Stamm herüber. Es fauchte, schrie noch ein wenig – und dann war es tot!“
    „Eine Heldentat, eine wirkliche Heldentat für so einen Jungen! Ich bleibe dabei, er hat den leibhaftigen Gottseibeiuns!“
    Ludewig bekreuzte sich abermals und murmelte:
    „Den Beelzebub; er hat ihn ganz gewiß dahier, der gute, wackere Junge!“
    Kurt fuhr fort:
    „Da kam der Klaus dazu. Er wollte gar nicht glauben, daß ich einen Wolf und einen Luchs geschossen hatte. Er hatte den Schlitten mit, und ich versprach ihm einen Taler, wenn er mir das Viehzeug nach dem Vorwerk schaffen wolle. Mein Papa hat ihn bezahlt.“
    „Aber wie kam es, daß wir deine Spur nicht fanden? Nicht einen Tapfen haben wir gesehen.“
    „Der Klaus mußte alle meine Tapfen austreten.“
    „Ah, wie schlau! Der Junge hat uns richtig an der Nase herumgeführt! Na, Bube, ich werde mich abfinden. Doch davon später. Jetzt, Steuermann, sagen Sie mir zunächst einmal, was wir mit ihm machen. Soll er seine Prügel bekommen?“
    „Hm!“ antwortete dieser. „Er hat sie eigentlich verdient. Ein Glück ist's, daß meine Frau nach der Stadt ist; sie wäre vor Angst gestorben!“
    „Ja, da stehen die Hasen am Berg. Er hat sich die Prämie verdient und auch die Strafe. Na, das wollen wir uns noch überlegen. Jetzt das Notwendigste: die Ohren des Wolfs und den Pelz des Luchses. Wir müssen uns mit dem Wolf beeilen, weil es mehrere geben soll, sonst kommt uns ein anderer zuvor, und zwanzig Taler oder fünf, das ist doch ein Unterschied. Ludewig, du bist der beste Reiter –“
    „Herr Hauptmann, das will ich meinen dahier!“ sagte der Angeredete.
    „Sattle den Braunen. Ich werden den Bericht schreiben, und dann reitest du sofort nach Darmstadt.“
    Ludewig tat einen Freudensprung.
    „Zum Oberforstdirektor?“ fragte er.
    „Ja.“
    „Mit den Ohren und dem Fell?“
    „Natürlich, und mit meinem Bericht.“
    „Sapperment, das wird fein. Darf ich meine Staatsuniform anziehen?“
    „Das mußt du sogar. Du kommst ja zur Audienz. Ich gebe dir übrigens einen Taler Auslösung.“
    „Danke! Und soll ich erzählen, wer das Zeug geschossen hat?“
    „Natürlich!“
    „Vorwärts! Knöpfe putzen!“
    Ludewig sprang davon, um sich in Wichs und Glanz zu werfen, und in einer halben Stunde ritt er zum Tor hinaus, das Fell hinter sich auf das Pferd geschnallt.
    Der Braune war lange Zeit nicht an die Luft gekommen, darum flog der Weg nur so unter ihm, und er erreichte Darmstadt in der Hälfte der sonstigen Zeit. In der Wohnung des Oberforstdirektors erfuhr Ludewig, daß derselbe mit dem Großherzog nach dem Jagdschloß Kranichstein gefahren sei, das drei Viertelstunden im Nordwesten der Stadt liegt.
    Er ritt im Karriere hinaus und stieg vor der Rampe des Schlosses vom Pferd. Ein Stallknecht trat herbei und fragte ihn, was er wolle.
    „Ist Seine Exzellenz der Herr Oberforstdirektor hier?“
    „Ja, auf einige Tage.“
    „Ich muß zu ihm.“
    „Oho! Müssen!“
    „Ja“, antwortete Ludewig stolz.
    „Man muß erst abwarten, ob man vorgelassen wird“, sagte der Stallknecht ebenso stolz.
    „Ich bin Kurier!“ sagte Ludewig noch stolzer.
    „Ah, das ist etwas anderes. Von wem?“
    „Das ist Geheimnis. Führen Sie mein Pferd in den Stall!“
    Ludewig schnallte das Fell ab, das in einen Mantelsack geschlagen war, und stieg die Treppe empor. Der Stallknecht ließ sich verblüffen und nahm sich des Pferdes mit aller Sorgfalt an.
    Droben traf Ludewig auf einen Lakaien.
    „Wie kommt man zum Herrn Oberforstdirektor Exzellenz?“ fragte er diesen.
    „Was wollen Sie?“
    „Depesche!“
    „Von wem?“
    „Vom Herrn Oberförster Hauptmann von Rodenstein.“
    „So ist es notwendig?“
    „Ja, sehr!“
    „Hm! Seine königliche Hoheit der Großherzog sind beim Herrn Direktor; aber da es so notwendig ist, werde ich Sie melden.“
    Der gute Ludewig dachte gar nicht, daß seine einfache Sendung nicht unter die Rubrik der notwendigen dringlichen Kurierbotschaften fiel. Die Erlegung des Luchses hatte ihn berauscht.
    Der Lakai führte ihn einen Korridor entlang in ein Zimmer, wo er warten mußte. Nach kaum zwei Minuten bereits wurde ihm eine hohe Flügeltür geöffnet. Als er eintrat, war es aber doch, als ob ihm sein Mut entfallen wolle.
    Er trat in ein Zimmer, dessen Pracht ihn fast betäubte. Auf kostbaren Fauteuils saßen ein Herr und zwei
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